# taz.de -- "Sex and the City" im Kino: Endstation Hochzeit | |
> Nach vier Jahren Pause kommt die Serie ins Kino: mit Mr. Right-Suche, | |
> Schuhkäufen und Sex-Geplauder. Und was hat das mit Postfeminismus und | |
> Mode zu tun? | |
Bild: Der Sommer der bunten Schuhe naht - dank dieser vier Damen. | |
Als die Fernsehserie "Sex and the City" erstmals beim US-amerikanischen | |
Pay-TV-Kanal HBO lief, sorgte die kecke Unverschämtheit, mit der ihre vier | |
Protagonistinnen - ledig und dazu schon über dreißig - ihr Liebesleben und | |
das andere Geschlecht sezierten, für einige Verblüffung. Gegen die Feier | |
der pointenreich inszenierten Serie als postfeministisches Manifest eines | |
neuen weiblichen Selbstbewusstseins, das Faszination an Mode nicht | |
ausschloss und die damit einhergehenden Einkaufsorgien als emanzipativen | |
Akt betrachtete, stand der Einwand, Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen | |
seien doch nur - wie eh und je - auf der Suche nach Mr. Right. | |
Vier Jahre nach Ende der Serie kommt nun der Spielfilm ins Kino, in dem die | |
Ich-Erzählerin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) wirklich ihren Mr. | |
Right alias Mr. Big (Chris Noth) heiratet und die Reaktion zu obsiegen | |
scheint. Dazu haben, in einem Sommer, in dem alle Modelabels plötzlich mit | |
den extravagantesten Schuhen prunken, die Kreationen von Manolo Blahnik | |
enorm an Strahlkraft verloren. Ähnlich wie das Outfit von Carrie, Miranda | |
(Cynthia Nixon), Charlotte (Kristin Davis) und vor allem Samantha (Kim | |
Cattrall), die unser größtes Mitgefühl hat. Woher nur stammt die Legende, | |
Patricia Field habe mit ihrem Kostümdesign neue Maßstäbe in Sachen Mode und | |
Glamour gesetzt? | |
Im absurden 80er-Jahre-Look der Kleider aber steckt die postfeministische | |
Lektion. Denn geheiratet wird nicht in Vivienne Westwoods grandiosem | |
Hochzeitskleid, das die Designerin Carrie Bradshaw im Anschluss an ihren | |
Vogue-Auftritt schenkt, als letzter Single über vierzig, der nun auch | |
vergeben ist. Geheiratet wird im Secondhand-Kostümchen und in der City Hall | |
- zu eigenen Bedingungen. | |
Damit es aber so kommt, braucht es ein paar der Komplikationen, die der | |
Komödie ihre mehr oder minder provokanten Dialoge liefern, und ihre | |
grundlegend antiessenzialistische "Sex and the City"-Philosophie, der alle | |
Fragen zunächst als verhandelbar gelten. Zum Beispiel: Ist es wirklich | |
ausgemacht, dass es bei Sex um die Wahrheit emanzipierter Lust geht? Oder | |
kann er nicht doch asymmetrisches Mittel zum Zweck sein, spezifisch | |
weibliche Verhandlungsmasse des gesellschaftlichen Aufstiegs? Und da | |
überrascht das - nach zweieinhalb Stunden doch ersehnte - Happy End mit den | |
eigenen Bedingungen. Denn nicht Carrie heiratet nach oben, sondern Mr. Big | |
nach unten. Seine Faszination gilt dem Mittelschichtssingle, der statt | |
gesellschaftlichem Status eine Karriere hat. Zu seinem Glück hat Carrie | |
genügend Erfahrung, was den unwiderstehlichen Sexappeal emanzipierter | |
Entscheidungen angeht. Und sei es für Vintage-Weiß. | |
28 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
Brigitte Werneburg | |
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Streaming | |
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