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# taz.de -- Serien-Brandstiftung auf linke Projekte: Es hat sich ausgezündelt
> Ein mutmaßlicher Serienbrandstifter im Rhein-Main-Gebiet hatte sich
> besonders linke Projekte vorgenommen. Nun sitzt er in U-Haft.
Bild: Werkzeug eines Brandstifters
Frankfurt taz | Die [1][Serie der Brandanschläge auf linke Wohn- und
Kulturprojekte] im Rhein-Main-Gebiet steht offenbar vor der Aufklärung. Wie
erst jetzt bekannt wurde, sitzt seit Sonntag Joachim S. in
Untersuchungshaft. Der 46-Jährige war nach dem Versuch festgenommen worden,
an diesem Tag nacheinander eine Scheune, einen Sonnenschirm, einen
Motorroller und schließlich ein Wohnhaus in Brand zu setzen.
Gegen ihn wird unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und
Sachbeschädigung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft bezieht sich in dem
Haftbefehl ausdrücklich auch auf die Ermittlung wegen „mindestens 15“
weiterer Brandstiftungen, mit denen nur die Attacken auf die linken
Projekte gemeint sein können. Die Behörde nannte den Verdächtigen zudem
einen „Serienbrandstifter“.
In den letzten beiden Jahren hatte ein zunächst Unbekannter an linken
Wohnprojekten oder Kulturzentren immer wieder Feuer gelegt. Ein Holzzaun im
Wohnprojekt Assenland im Frankfurter Stadtteil Rödelheim war mit
Brandbeschleuniger angezündet worden. Nur weil es geregnet hatte, konnte
das Feuer nicht auf einen Holzstapel und das Wohnhaus daneben übergreifen.
Im benachbarten Projekt „Au“ entschärften aufmerksame Bewohnerinnen
mehrfach Brandsätze. Nur durch glückliche Umstände kamen Menschen dabei
nicht zu Schaden.
## Sorge um Entpolitisierung der Taten
Der jetzt Verhaftete ist spätestens seit dem 3. Dezember vergangenen Jahres
namentlich bekannt. Joachim S. war nach einem Anschlag auf das Hanauer
Kulturzentrum Metzgerstraße vorläufig festgenommen worden. Nach einem
weiteren versuchten Brandanschlag auf das feministische Wohnprojekt Lila
Luftschloss wurde er im Mai erneut aufgegriffen und der Polizei übergeben.
Immer wieder kam er auf freien Fuß, weil die Staatsanwaltschaft einen
dringenden Tatverdacht verneinte. Seitdem wurde er offenbar von der Polizei
überwacht. Die Staatsanwaltschaft spricht von „aufwändigen verdeckten
Ermittlungen“.
Am Sonntag nun wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Weil „einschlägig
vorbestraft“, bestehe bei ihm Wiederholungsgefahr, betont die
Staatsanwaltschaft. Nun werde weiter ermittelt, für welche der mehr als ein
Dutzend Brandanschläge er verantwortlich ist. Linke Wohnprojekte und
Kulturzentren waren in Angst und Schrecken versetzt worden.
„Wir sind natürlich sehr erleichtert“, so Jonathan Schilling vom
Häusersyndikat, das die linken Wohnprojekte in Frankfurt koordiniert. „Wir
hatten allerdings schon nach der ersten Festnahme auf dessen Fixierung auf
linke Wohnprojekte und auf seine Vorstrafe hingewiesen“, merkt er an.
Joachim S. habe zwischen 2015 und 2017 linke Projekte mehrfach mit
Strafanzeigen und Abmahnungen attackiert. Trotz seiner Vorstrafe blieb er
auf freiem Fuß. „Linke sind nach den G20 Protesten mit dünnerer Beweislage
in Haft genommen worden“, so Schilling am Freitag zur taz.
Den bevorstehenden Prozess gegen den mutmaßlichen Serienbrandstifter werde
man aufmerksam verfolgen; er hoffe, dass dessen Taten jetzt nicht „als
psychische Krankheit entpolitisiert“ würden. „Psychische Erkrankung und
rechtsextreme Gesinnung schließen einander nicht aus“, betonte Schilling
vom Häusersyndikat gegenüber der taz.
13 Dec 2019
## LINKS
[1] /Angriffserie-auf-linke-Haeuser-in-Hessen/!5613728
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Brandstiftung
Rechte Gewalt
Rechte Gewalt
Göttingen
Rechter Terror in Berlin-Neukölln
Universität Göttingen
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