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# taz.de -- SV Meppen ist seinen Trainer los: Der Knall nach dem großen Knall
> Beim SV Meppen sind die Fußball-Frauen und Männer abgestiegen. Nun hat
> auch noch der Trainer und Sportchef der Männer hingeschmissen.
Bild: Ernst Middendorp schmeißt als Trainer beim SV Meppen hin
Osnabrück taz | Am Ende der vergangenen Fußballsaison erlebte der SV Meppen
einen Supergau: Das [1][Frauen-Team stieg aus der 1. Bundesliga ab], die
Männer aus der 3. Liga. Jetzt ist auch noch Übungsleiter Ernst Middendorp
zurückgetreten. Wie geht es weiter im Emsland?
„So langsam haben wir es verdaut“, sagt Vorstandssprecher Andreas Kremer.
Doch die Abstiege seien bitter gewesen, vor allem bei den Frauen, denen nur
ein Punkt zum Klassenerhalt gefehlt hat. Die hatten am vorletzten Spieltag
noch bis zu 88. Minute 2:1 gegen das Spitzenteam VfL Wolfsburg geführt, um
dann noch 2:3 zu verlieren. Damit war der Abstieg besiegelt.
Bei den Männern habe es schon früh nicht gut ausgesehen, da habe man für
die Regionalliga geplant, so Kremer. Zwar hatte Ernst Middendorp, als er im
März 2023 das Traineramt übernahm, nochmal ein Fünkchen Hoffnung entzündet,
am Ende aber vergebens.
Middendorp sollte eine große Rolle beim Wiederaufbau spielen, übernahm
zusätzlich die Rolle des Sportchefs. „In den vergangenen vier Monaten hat
er gezeigt, dass er die Durchlässigkeit der jungen Spieler in die
A-Mannschaft möglich macht“, sagte Kremer. Das hätten andere Trainer zwar
versprochen, aber nicht umgesetzt.
## Rücktritt mit Wumms
Das wird nun auch Middendorp nicht tun. Nach der 1:2-Niederlage im
Ligaspiel gegen den SV Jeddeloh erklärte der 64-Jährige am vergangenen
Mittwoch mit harschen Worten seinen Rücktritt. Er beleidigte seine
Mannschaft und verbaute sich damit wohl auch eine mögliche Rückkehr: „Ich
habe der Mannschaft mitgeteilt, dass ich nicht dafür geeignet bin, Amateure
zum Laufen zu bringen“, hatte Middendorp wenige Minuten nach dem Abpfiff
der Meppener Tagespost gesagt. „Wir schaffen es im Grunde genommen nicht,
uns professionell zu verhalten.“ Er arbeite keine 15 Stunden pro Tag, um
irgendwas zu animieren. „Ich bin kein Animateur“, wetterte Middendorp
weiter.
Nun soll Adrian Alipour soll als Cheftrainer den Neuaufbau fortsetzen, wie
der Club am Montag mitteilte. Der 44-Jährige war zuletzt bis zum Sommer
beim Südwest-Regionalligisten TuS Rot-Weiß Koblenz tätig. „Adrian ist in
unseren Augen in dieser Situation die perfekte Lösung für unser junges
Team. Er steht schon seit längerer Zeit sehr weit oben auf unserer
Trainerliste“, sagte Meppens Sport-Vorstand Heiner Beckmann.
Bereits nach dem Abstieg aus der 3. Liga galt Alipour als Kandidat. Damals
entschieden sich die Verantwortlichen aber für eine Doppelrolle von
Middendorp als Chefcoach und Sportlicher Leiter.
Alipour hat nun etwas Zeit, die Mannschaft von dem Schock des Rücktritts zu
kurieren: Erst am Mittwoch empfängt sie im Niedersachsenpokal erneut den
SSV Jeddeloh.
Ein wichtiges Spiel, denn die Einnahmen aus einer möglichen Teilnahme am
DFB-Pokal im kommenden Jahr kann der SV Meppen gut gebrauchen. Der
Gesamtverein habe durch die Abstiege Einbußen in Höhe von 50 Prozent
erlitten, so Kremer. „Allein bei der Regionalliga-Mannschaft wurde der Etat
von 3,7 auf 1,1 Millionen Euro geschrumpft.“ Bei den Frauen werde er sich
auch um mehr als die Hälfte halbieren. Schon vorher hätten sie im unteren
Bereich des in den jeweiligen Ligen Üblichen gelegen. Dennoch habe man
adäquate Kader zusammengestellt. „Klar schießt Geld auch Tore“, sagt
Kremer. „Aber wir haben viele eigene Talente, die wir integrieren, und
junge Spieler von außen geholt.“
90 Prozent des Männer-Kaders hätten den Verein verlassen, sagt Kremer. Als
Neuzugang hatte der Verein zuletzt zwei 19-Jährige verpflichtet: den
Verteidiger Yiğit Karademir vom Zweitligisten VfL Osnabrück und
Mittelstürmer Jonathan Wensing vom SC Freiburg; davor den bei Borussia
Dortmund ausgebildeten Abwehrspieler Tobias Mißner, 23, der von
Zweitligaaufsteiger SV Elversberg kam.
## Wiederaufstieg unwahrscheinlich
Bei den Frauen sei es gelungen, einen gewissen Stamm an Spielerinnen zu
halten. Auch Caren Bakhuis sorgt für Kontinuität: Sie coachte das Team
schon in der vergangenen Bundesliga-Saison. Neben jungen Neuzugängen
begrüßte sie auch die 24-jährige Kornelia Grosicka vom 13-maligen
polnischen Meister Czarni Sosnowiec. An einen sofortigen Wiederaufstieg der
Frauen glaubt Kremer nicht. „Wir können vom Grundsatz her nicht mithalten“,
sagt er mit Blick auf [2][die finanzkräftige Konkurrenz] in der 2.
Bundesliga. „Alle sprechen über Frauen-Fußball, aber als unser
Nachwuchsleistungszentrum zertifiziert wurde, hätten wir uns gewünscht,
dass in dem Verfahren auch die tolle Arbeit im Mädchen- und Frauen-Fußball
Berücksichtigung gefunden hätte.“
Ein Wiederaufstieg wird auch bei den Männern schwierig, da der Meister der
Regionalliga Nord auch noch in einem Play-off-Match um den Aufstieg spielt.
Ein direkter Aufstieg des Nord-Meisters ist erst wieder 2026 möglich. Aber
die Rückkehr in die 3. Liga solle schon früher angepeilt werden, sagt
Andreas Kremer. Langfristig sieht er den SV Meppen als etablierten
Drittligisten. Den Frauen traut er eine gute Rolle in der 2. Bundesliga zu.
„Das sind gute, aber auch machbare Ziele.“
Wir haben diesen Text nach Bekanntwerden des neuen Cheftrainers mit
Material von dpa aktualisiert.
21 Aug 2023
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## AUTOREN
Thomas Wübker
## TAGS
Regionalliga
Fußball
Abstieg
Meppen
Fußball
Frauen-Bundesliga
Meppen
Nordmazedonien
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