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# taz.de -- Prozess um gestohlene Goldmünze: Von Big Maple Leaf blieb eine Gol…
> Prozessauftakt um die gestohlene 100-Kilo-Goldmünze aus dem Bode-Museum.
> Verdächtige seit Mittwoch vor Gericht. Die Verteidiger vermissen Beweise.
Bild: „Big Maple Leaf“-Prozess: Angeklagte vor Gericht
Alles war unauffällig. Am Montag, den 27. März 2017 kehrte der Wachmann von
seinem nächtlichen Rundgang durchs Bodemuseum zurück und wollte den Alarm
wieder scharf stellen. Es funktionierte nicht, weil einige Türen von Keilen
offengehalten wurden. Die Spur der offenen Türen führt zum Münzkabinett. In
der Mitte der Ausstellung hätte die „Big Maple Leaf“ mit dem Konterfei von
Queen Elisabeth II. in einer Panzerglas-Vitrine ruhen müssen: 53 Zentimeter
Durchmesser, 100 Kilogramm schwer. Doch die Vitrine war beschädigt und ihre
Abdeckung abgehoben worden, die Münze im Wert von 3,75 Millionen Euro war
verschwunden. Um 4.48 Uhr alarmierte der Wachmann die Polizei.
Im April 2017 geriet der erste Verdächtige in den Fokus der Ermittler,
anderthalb Jahre nach der Tat klagte die Staatsanwaltschaft vier Männer an:
Den Deutschtürken Denis W. (20) und drei Angehörige des arabischstämmigen
Remmo-Clans, Ahmed (20) und seinen Bruder Wayci (24) sowie deren Cousin
Wissam (22).
Alle vier befinden sich auf freiem Fuß. Wie Gladiatoren laufen sie am
Mittwoch über den Flur des Berliner Landgerichts, hintereinander, durch
eine abgesperrte Gasse, die Gesichter verdeckt – Ahmed mit der
„dm“-Kundenzeitschrift „Alverde“ und Wayci, der Technik-Student von der
Beuth-Hochschule, mit der Zeitschrift Wissen und Staunen.
Zu den Vorwürfen äußert sich keiner der Angeklagten. Nur zwei der
größtenteils namhaften Verteidiger wenden sich gleich zu Beginn der
Verhandlung gegen die in den Medien bereits erfolgte Verurteilung ihrer
Mandanten: Die Staatsanwaltschaft habe ihrer Meinung nach immensen Aufwand
betrieben, angeblich aber keine Beweise gefunden, kritisiert Toralf Nöding.
Man habe sich auf die Angeklagten fokussiert und die Ermittlungen gegen
einen anderen verdächtigen, sogar verschuldeten Mitarbeiter eingestellt.
## Vierstündige Vernehmung
Ähnlich argumentiert Marcel Kelz: Denis W. sei nur wegen seiner
Freundschaft zu Ahmed Remmo angeklagt worden. Die Kette, die er sich
gekauft hatte, habe nicht 11.000 Euro, sondern türkische Lira gekostet und
für den Backshop, den seine Familie gemietet habe, habe man nur 6.000 Euro
bezahlt. Eins ist klar: In diesem Prozess wird jeder Beweis eingehend
geprüft.
Das wird schon bei der fast vierstündigen Vernehmung des ersten Zeugen
deutlich. Der Kriminalist von der Sofortbearbeitung erschien um 6.20 Uhr
mit zwei Kollegen am Tatort. Nachdem eine Einsatzhundertschaft der Polizei
das Museum erfolglos durchsucht hatte, rekonstruierten die Kriminalisten
den Weg der aufgesperrten Türen, der zur Herren-Umkleide im zweiten Stock
führte. Ein Rollbrett stand vor dem Fenster, dessen rechter Flügel stand
offen. Bis hierhin war die Münze gerollt worden.
Die Scheibe auf dem Vordach unter dem Fenster war zur Seite geschoben
worden, so konnten die Diebe ihre Beute neben die Gleise werfen. Dort
fanden die Ermittler auch die ausgezogene Leiter, mit der die Diebe zuvor
ins Museum gelangt waren. Auf dem Rückweg hatten sie die Münze mit einer
Schubkarre abtransportiert und sich dann von einem Geländer abgeseilt – in
den Monbijoupark.
Reifenspuren sind der vorletzte Hinweis auf „Big Maple Leaf“. Der letzte
befand sich in einem Fahrzeug, das nach einem Autorennen beschlagnahmt
worden und von Unbekannten im Depot der Polizei mit Löschschaum eingesprüht
worden war. Die Mühe war vergebens: Das Auto diente wohl als Fluchtfahrzeug
– in ihm haftete reinstes Gold.
10 Jan 2019
## AUTOREN
Uta Eisenhardt
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