| # taz.de -- Premierministerin hat Kind bekommen: Neuseelands Mutter der Nation | |
| > Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern ist Mutter geworden. Sie ist | |
| > erst die zweite Regierungschefin, die im Amt ein Kind geboren hat. | |
| Bild: Ist zugleich Mutter und Mutter einer Nation: Jacinda Ardern | |
| „Willkommen in unserem Dorf, Kleines“, so teilte Jacinda Ardern über | |
| Instagram mit, dass sie Mutter geworden ist. Sie sei glücklich, im | |
| Krankenhaus der Stadt Auckland ein gesundes Mädchen von 3,31 Kilo Gewicht | |
| zur Welt gebracht haben. Ihr Partner Clarke Gayford war auch dabei. Eine | |
| Geschichte, wie sie sich an diesem Donnerstag wohl Tausende Male auf der | |
| Welt abgespielt hatte. Nur: Die 37-jährige Mutter einer kleinen Tochter in | |
| Auckland ist auch Mutter einer Nation. | |
| [1][Jacinda Ardern] ist seit letztem Jahr Premierministerin von | |
| Neuseeland. Sie ist erst die zweite Regierungschefin, die im Amt ein Kind | |
| geboren hat. Die erste war Benazir Bhutto, die einstige Premierministerin | |
| von Pakistan. Dass Ardern ihr Mädchen im „Dorf“ willkommen heißt, ist kein | |
| Zufall. Sie führt ihr Amt wie das einer Bürgermeisterin. | |
| [2][Ardern ist derart bürgernah,] ihre Leibwächter müssen Albträume haben. | |
| Sie geht einkaufen, räkelt sich am Strand und trinkt im Kaffeehaus um die | |
| Ecke ihren Latte. Wer ein Selfie mit ihr will, bekommt eines. Dann steigt | |
| Ardern in die Limousine, lässt sich ins Büro fahren und unterzeichnet | |
| Gesetzesvorlagen mit weitreichenden Folgen. | |
| Etwa, dass es ausländischen Investoren künftig nicht mehr möglich sein | |
| soll, bestehende Immobilien zu erwerben. „Die neuseeländische Wirtschaft | |
| muss wieder Neuseeländern dienen“, sagt die Sozialdemokratin. Ein | |
| dramatischer Mangel an Wohnraum haben Städte wie Auckland und Wellington zu | |
| den teuersten Liegenschaftenmärkten der Welt werden lassen. Junge Kiwis, | |
| wie sich die Neuseeländer gern selbst nennen, haben kaum noch Chancen, sich | |
| ein Haus leisten zu können. | |
| Ardern will aber auch die Zahl der Einwanderer deutlich reduzieren, die | |
| unter ihren konservativen Vorgängern deutlich angestiegen ist. Ein weiteres | |
| Ziel sei, den langjährigen Raubbau an der Natur rückgängig zu machen. Mit | |
| den Gasbohrungen vor der Küste Neuseelands sei jetzt Schluss, hat Ardern | |
| beschlossen – zur Empörung der Rohstoffindustrie. | |
| ## Nicht einfach eine „Linke“ | |
| Auch die intensive Milchwirtschaft, wesentlich für die katastrophale | |
| Verschmutzung vieler Gewässer verantwortlich, muss lernen, wieder mit der | |
| Natur zu leben, statt gegen sie. „100 % Pure“ – so verkauft sich die | |
| Inselnation Besuchern aus aller Welt. Ardern will sicherstellen, dass diese | |
| Parole wieder mehr ist als nur ein Klischee. | |
| Trotz solchen Vorstößen ist Ardern nicht einfach eine „Linke“, wie ihre | |
| Kritiker behaupten. Im Gegenteil: Sie hat den wirtschaftlichen Wert einer | |
| intakten Umwelt erkannt. Grün zu sein macht sich bezahlt für ein Land, das | |
| derart stark von der Natur abhängig ist wie Neuseeland. | |
| Vorerst aber sorgt sich Ardern um ihr Kind. Sechs Wochen lang. Dann kehre | |
| sie wieder in ihr Büro zurück. Schließlich müssten Tausende | |
| Neuseeländerinnen jeden Tag eine Balance finden zwischen ihrem Beruf und | |
| ihrer Aufgabe als Mutter, sagt sie. Während Papa dann das Wechseln der | |
| Windeln übernehme, werde sich Mama alle paar Stunden ins Nebenzimmer | |
| verziehen. Zum Stillen. | |
| 21 Jun 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Urs Wälterlin | |
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