# taz.de -- Pestizide von Bayer und BASF: Verbotenes Gift fürs Ausland | |
> Die Chemiekonzerne verkaufen in Südafrika und Brasilien Pestizide, die in | |
> der EU untersagt sind. Sie seien zu gefährlich, warnen | |
> Entwicklungsverbände. | |
Bild: Pestizide von BASF: Zum Glück nur in Europa krebserregend | |
BERLIN taz/afp | Mehrere Entwicklungsorganisationen werfen den | |
Chemiekonzernen Bayer und BASF vor, in Südafrika und Brasilien | |
[1][Pestizide] zu vertreiben, die in der EU verboten sind. In Brasilien | |
vermarkteten beide Agrarchemiekonzerne je mindestens 12 Wirkstoffe ohne | |
aktuelle EU-Genehmigung, in Südafrika seien es 7 Fälle bei Bayer und 4 bei | |
BASF, heißt es in einer Studie, die Misereor, das Inkota-Netzwerk und die | |
Rosa-Luxemburg-Stiftung am Donnerstag veröffentlichten. Die Untersuchung | |
bestätigt [2][frühere Berichte], wonach Deutschland hierzulande illegale | |
Wirkstoffe exportiert. | |
7 der in Südafrika und Brasilien vertriebenen Wirkstoffe seien in der EU | |
gar „aufgrund von ökologischen und gesundheitlichen Gefahren explizit | |
verboten“, erklärten die Entwicklungsorganisationen. Sie kritisierten, die | |
Konzerne verletzten „mit dem Export hochgiftiger Pestizide wie Carbendazim, | |
Chlorfenapyr und Saflufenacil“ ihre „menschenrechtlichen | |
Sorgfaltspflichten“. | |
Die Studienautoren dokumentierten nach eigenen Angaben Fälle, in denen | |
indigene Bewohner Brasiliens und Landarbeiter in Südafrika „durch Produkte | |
von Bayer und BASF zum Teil schwere Vergiftungen und andere Erkrankungen | |
erlitten haben“. | |
Die Unternehmen wüssten, „dass die sichere Anwendung von hochgiftigen | |
Pestiziden in Südafrika ein Mythos ist“, weil beispielsweise die notwendige | |
Schutzausrüstung fehle, kritisierte Jan Urhahn, Agrarexperte der | |
Rosa-Luxemburg-Stiftung. In Brasilien seien Dorfbewohner durch einen | |
Sprüheinsatz über einem Feld per Flugzeug geschädigt worden. | |
## Bayer: Brasilien prüft doch auch | |
Die Organisationen forderten das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den | |
Export von in der EU nicht genehmigten Pestiziden in Drittstaaten zu | |
verbieten. Das Pflanzenschutzmittelgesetz biete dafür den nötigen | |
Spielraum. | |
„Allein die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht in der EU | |
zugelassen ist, sagt nichts über seine Sicherheit aus und stellt mitnichten | |
einen Doppelstandard dar“, teilte Bayer der taz mit. Auch die | |
Zulassungsbehörden anderer Länder würden die menschlichen Gesundheit und | |
die Umwelt schützen und dabei die „agronomischen Bedingungen“ ihrer Staaten | |
berücksichtigen. | |
Bayer verkaufe seit 2012 keine Pestizide mehr, die von der | |
Weltgesundheitsorganisation als besonders toxisch eingestuft werden. 2016 | |
habe sich der Konzern verpflichtet, nur Pflanzenschutzprodukte zu | |
vertreiben, deren Wirkstoffe in mindestens einem Staat der | |
Industrieländerorganisation OECD registriert sind. Derzeit setze Bayer die | |
2019 angekündigte Selbstverpflichtung um, in Entwicklungsländern nur noch | |
Pestizide zu vermarkten, die die regulatorischen Anforderungen einer | |
Mehrheit der Zulassungsbehörden in den USA, Kanada, Brasilien, EU, | |
Australien, Neuseeland, Japan und China erfüllten. | |
BASF begründete sein unterschiedliches Angebot in- und außerhalb der EU mit | |
der „Vielfalt an Kulturen, Böden, klimatischen Voraussetzungen, | |
Pflanzenkrankheiten und Anbaupraktiken.“ Alle BASF-Pestizide seien sicher. | |
Ein Viertel der 2017 aus Deutschland exportierten Pestizidwirkstoffe gelten | |
Umweltschützern als „hochgefährlich“. Das Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) | |
hatte Ende 2019 mitgeteilt, dass 62 der insgesamt 233 ausgeführten | |
Substanzen auf seiner Liste der hochgefährlichen „Highly hazardous | |
pesticides“ stünden. „Darunter sind sogar solche Pestizide, die in Europa | |
längst verboten sind, weil sie von den Behörden als zu | |
gesundheitsgefährlich eingestuft wurden“, schrieb die Umweltorganisation | |
damals. 21 seien in dem Jahr in der Bundesrepublik nicht zugelassen | |
gewesen. | |
23 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935/ | |
[2] /Export-gesundheitsschaedlicher-Pestizide/!5630080/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Pestizide | |
Schwerpunkt Bayer AG | |
BASF | |
Indigene | |
Schwerpunkt Pestizide | |
Julia Klöckner | |
Schwerpunkt Pestizide | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Deutscher Pharmakonzern in Brasilien: Kopfschmerzen durch Bayer-Pestizide | |
Indigene in Brasilien leiden unter den Folgen von Pestiziden. Viele der | |
Gifte stammten von Bayer, so die Gesellschaft für bedrohte Völker. | |
Risiken für Umwelt unterbewertet: EU-Pestizidprüfer wollen Reform | |
Bei der Zulassung würden Risiken für die Umwelt unterschätzt, kritisieren | |
Behördenberater. Sie verlangen, auch Pestizid-Kombinationen zu untersuchen. | |
Falsche Behauptung der Agrarministerin: Ist Klöckner die deutsche Trump? | |
Die Agrarministerin habe im Streit über ihre Pestizidpolitik die Unwahrheit | |
gesagt, so Umweltschützer. Für einen Widerruf fehle ihr der Anstand. | |
Export gesundheitsschädlicher Pestizide: Viel Gift fürs Ausland | |
Ein Viertel der von Deutschland ausgeführten | |
Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe sei „hochgefährlich“, kritisiert das | |
Pestizid-Aktionsnetzwerk. |