# taz.de -- Papandreou spricht in Berlin: "Yes, we can" | |
> Kurz vor der Abstimmung des Bundestags über den EFSF-Rettungsschirm | |
> versichert Griechenlands Ministerpräsident Papandreou in Berlin: Athen | |
> hält alle seine Verpflichtungen ein. | |
Bild: "Wir sind kein armes Land": Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandre… | |
BERLIN dpa | Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou hat | |
garantiert, dass sein Land alle Verpflichtungen einhalten werde. Bei einer | |
Veranstaltung des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sagte der | |
Ministerpräsident am Dienstag in Berlin: "Wir sind kein armes Land. Wir | |
waren ein schlecht geführtes Land." Zuversichtlich zitierte er den | |
berühmten Spruch von US-Präsident Barack Obama: "Yes, we can". | |
Zugleich sagte Papandreou, Europa müsse durch die Krise zu einem "stärkeren | |
Europa" werden. Für sein Land betonte er: "Ich kann garantieren: | |
Griechenland wird alle Verpflichtungen erfüllen." Papandreou ist am Abend | |
noch zu einem Essen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verabredet. | |
Deutschland und die EU-Kommission haben den Spardruck auf Athen derweil | |
nochmals erhöht. Ohne greifbare Sanierungserfolge soll es kein neues Geld | |
geben. Ohne die nächste Hilfsrate von acht Milliarden Euro ist Griechenland | |
jedoch bald pleite. Spitzenpolitiker der schwarz-gelben Koalition rechnen | |
am Donnerstag im Bundestag mit einer eigenen Mehrheit von Union und FDP für | |
den Rettungsschirm. | |
Der BDI sieht derzeit kaum Chancen für ausländische Investitionen im fast | |
bankrotten Griechenland. Das Investitionsklima dort sei nicht so, um im | |
großen Stil zu investieren, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel. | |
FDP-Chef Philipp Rösler rief die Abgeordneten von Union und FDP auf, dem | |
Gesetz zuzustimmen. "Wer die Stabilität der Euroländer will, der muss für | |
den erweiterten Rettungsfonds eintreten. Mit seinen strengen Auflagen ist | |
er auch ein wichtiger Schritt in Richtung Stabilitätsunion", sagte Rösler | |
der Bild (Dienstag). Er fügte hinzu: "Wir werden eine eigene | |
Koalitionsmehrheit erreichen, da bin ich sicher." In der FDP gebe es nur | |
noch wenige Gegner. | |
Am Nachmittag stand die bevorstehende Abstimmung im Bundestag bei den | |
Koalitionsfraktionen auf der Tagesordnung. Auch Merkel ist zuversichtlich, | |
dass die schwarz-gelbe Koalition die Abstimmung an diesem Donnerstag im | |
Bundestag aus eigener Kraft gewinnt. Unionsfraktionsvize Michael Fuchs | |
(CDU) zeigte sich in der ARD ebenfalls zuversichtlich, bei der Abstimmung | |
zum EFSF eine Kanzlermehrheit zu erreichen. BDI-Chef Keitel und auch die | |
Gewerkschaften riefen die Abgeordneten auf, am Donnerstag dem | |
Euro-Rettungsschirm zuzustimmen. | |
Für Verunsicherung in der Koalition sorgten Hinweise, dass der | |
Rettungsschirm EFSF in der Praxis bald massiv ausgeweitet werden könnte. | |
Die britische BBC berichtete am Montag, es gebe einen Plan der Europäer, in | |
fünf bis sechs Wochen den auf 440 Milliarden Euro ausgelegten Fonds | |
indirekt auf bis zu zwei Billionen Euro zu erweitern. | |
FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte im Sender n-tv: "Wir sind klar | |
für diesen Rettungsschirm, diesen provisorischen Rettungsschirm. ... Es | |
wird auch eine Mehrheit der Koalition geben, dessen bin ich mir ganz | |
sicher." Zugleich kritisierte er aber, dass bereits vor der Abstimmung über | |
eine Ausweitung des Rettungsschirm diskutiert werde. | |
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) versicherte am Vorabend bei n-tv, | |
ein solcher Schritt sei nicht geplant. Auch der Parlamentarische | |
Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier (CDU), lehnte im SWR | |
Forderungen der US-Regierung nach einer Ausweitung des geplanten | |
Euro-Rettungsschirms kategorisch ab. | |
27 Sep 2011 | |
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