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# taz.de -- Neues Aufsichtsratmiglied von Rosneft: Moskau ölt Schröder
> Da freut sich Putin: Die Aktionärsversammlung des russischen Ölkonzerns
> Rosneft wählt den früheren Bundeskanzler in den Aufsichtsrat.
Bild: Genießt das Vertrauen Putins: Exbundeskanzler Schröder
MOSKAU taz Exbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist in den Aufsichtsrat
des russischen Ölkonzerns Rosneft gewählt worden. Die Aktionärsversammlung
des halbstaatlichen Konzerns billigte am Freitag in Sankt Petersburg
Schröders Berufung. Er bedankte sich für die Wahl und sagte, er wolle seine
Erfahrung zum Wohl des Konzerns einsetzen.
Schröder war zuvor in Deutschland bis in die Reihen seiner eigenen Partei
für seine Bewerbung kritisiert worden. Er hatte dies mit der Bemerkung
zurückgewiesen, es ginge schließlich um sein Leben und darüber bestimme er
selbst.
Der Exkanzler genießt das Vertrauen Wladimir Putins. Auch
Rosneft-Vorstandsvorsitzender Igor Setschin warb auf der
Aktionärsversammlung in Sankt Petersburg für die Wahl des Hannoveraners.
Die war nur eine Formalität. Wer hätte die Chuzpe, gegen Putins und
Setschins Willen aufzubegehren?
Moskau sucht händeringend nach einflussreichen Vertretern, die nach den
Turbulenzen der letzten drei Jahre wieder als Vermittler zwischen Russland
und dem Westen auftreten können. Zumal Moskau bestrebt ist, das
Westgeschäft weiter auszubauen. Diese Rolle ist Schröder zugedacht. Als
Rentner wäre er sicher nicht hofiert worden. Eitelkeit und Raffgier des
Sozialdemokraten – in der Sprache der Therapie treffender vielleicht
Pauperisierungsphobie – erleichtern den Zugang.
## Waffe im Kampf um Einfluss
Rosneft ist der weltgrößte Ölkonzern. Jährlich zahlt das Unternehmen 20
Milliarden Euro Steuern in den russischen Haushalt. Rosneft war bis 2004
nur ein kleines Licht auf dem Energiemarkt und hoch verschuldet. Der
Höhenflug begann mit der Einverleibung der Yukos-Tochter Yuganskneftegaz
aus dem Yukos-Imperium des Ölmagnaten Michail Chodorkowski. Er wurde wegen
Steuerhinterziehung und Betrugs zu mehreren Jahren Lagerhaft verurteilt.
Mehr als 8 Milliarden Euro kostete die Übernahme damals. Der Kreml setzt
auch Rosneft als Waffe im Kampf um Einfluss und Einflusssphären ein. Im
Konflikt mit der Ukraine übernahm der Gaskonzern Gazprom diese Aufgabe.
Ökonomische Gesichtspunkte spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle.
Zuletzt kaufte Rosneft von der bedrängten venezolanischen Regierung
Präsident Maduros Öl für 5 Milliarden Euro. Bislang ist es lediglich eine
Finanzspritze, da das Öl noch nicht geliefert wurde. Unterstützung der
russlandfreundlichen Kräfte vor der Haustür der USA ist das treibende
Motiv.
29 Sep 2017
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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Gerhard Schröder
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Lobbyismus
Sigmar Gabriel
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
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Rosneft
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