| # taz.de -- Neuer Französischer Film: Nicht so schön geschmückt | |
| > Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud überzeugten vor vier Jahren mit | |
| > "Persepolis". Nun folgt mit "Huhn mit Pflaumen" der zweite und etwas | |
| > biedere Streich. | |
| Bild: Maria de Medeiros als Faringuisse und Mathieu Amalric als Nasser-Ali in d… | |
| Teheran ist eine Kulissenstadt und liegt in einem Hangar in | |
| Potsdam-Babelsberg. Es besteht aus putzigen Gässchen, verstaubten Stuben | |
| oder Geschäften, die nach Art einer Wunderkammer ausstaffiert sind; | |
| europäische Qualitätsschauspieler wie Mathieu Amalric, Isabella Rossellini | |
| oder Chiara Mastroianni bewegen sich durch die Attrappen, manchmal wird der | |
| Realfilm um ein Stück Animation ergänzt. | |
| Zeitpunkt der Handlung ist das Jahr 1958, im Mittelpunkt steht der Geiger | |
| Nasser-Ali Khan (Mathieu Amalric). Er hat sich vorgenommen zu sterben, denn | |
| seine über alles geliebte Violine ist zu Bruch gegangen. Während er reglos | |
| auf seinem Bett liegt und den Tod erwartet, lässt er sein Leben Revue | |
| passieren. Tief unten, auf dem Grund seiner Erinnerungen, stößt er auf eine | |
| märchenhaft umflorte Liebesgeschichte. | |
| "Huhn mit Pflaumen" ist der zweite Film von Marjane Satrapi und Vincent | |
| Paronnaud. Vor vier Jahren überzeugten die beiden in Frankreich lebenden | |
| Comic- und Filmkünstler mit "Persepolis", der Adaption der gleichnamigen, | |
| autobiografischen Comic-Serie von Satrapi. In einfachen, klaren Animationen | |
| erzählte "Persepolis" von einer Kindheit im Teheran der Schahzeit, von der | |
| Aufbruchstimmung des Jahres 1979, vom Umschlag der Revolution in Repression | |
| und schließlich vom frühen Exil. | |
| Auch "Huhn mit Pflaumen" stützt sich auf einen Comic Satrapis. Seltsam nur, | |
| dass die schlichte Klarheit des Debüts diesmal einer verschnörkelten | |
| Bilderwelt weichen muss. "Huhn mit Pflaumen" spielt nicht nur in den 50er | |
| Jahren, der Film sieht außerdem so bieder und eskapistisch aus, dass man | |
| den Eindruck gewinnt, seit 1958 habe im Kino niemand mehr Staub gewischt | |
| (geschweige denn, die orientalistischen Sitzpolster ausgeklopft). | |
| Wenn man zum ersten Mal ein Close-Up von Mathieu Amalric in der Rolle des | |
| traurigen Violinisten Nasser Ali Khan sieht, scheint der Schauspieler | |
| Selbstbräunungscreme aufgetragen zu haben, damit er als iranische Figur | |
| überzeugt. Blackfacing im europäischen Goldkantenkino – das hats nun | |
| wirklich nicht gebraucht. | |
| 4 Jan 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Cristina Nord | |
| Cristina Nord | |
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| Interview | |
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