# taz.de -- Neue Regierung in Island: Alles so schön bunt hier! | |
> Nach zwei gescheiterten Mitte-Rechts-Bündnissen in Island: Jetzt | |
> versuchen es Links-Grüne, Konservative und Rechtsliberale zusammen. | |
Bild: Islands neue Regierungschefin Katrin Jakobsdóttir und ihre Koalitionspar… | |
Stockholm taz | | Knapp fünf Wochen nach der Parlamentswahl hat Island eine | |
neue Regierung. Am Donnerstagvormittag stellten die Vorsitzenden der | |
Links-Grünen, der konservativen Selbstständigkeitspartei und der | |
rechtsliberalen Fortschrittspartei in Reykjavík ihre Koalition vor. | |
Ministerpräsidentin wird Katrín Jakobsdóttir, die 41-jährige Vorsitzende | |
der Links-Grünen. Es ist die erste Regierung unter Führung der 1999 | |
gegründeten Partei, die sich als ökosozialistisch und feministisch | |
bezeichnet und innerhalb Europas zur Gruppe der nordischen Linksparteien | |
gehört. Die neue Regierungschefin wird die siebte Regierung binnen 10 | |
Jahren leiten. | |
Am 28. Oktober gab es auf der Nordatlantikinsel zum zweiten Mal innerhalb | |
eines Jahres Neuwahlen. Zwei Mitte-rechts-Koalitionen – eine konservativ, | |
eine rechtsliberal geführt – hatten nach Skandalen vorzeitig ihr Amt räumen | |
müssen. | |
Obwohl die Wahlen erneut eine knappe Mehrheit für die Mitte-rechts-Parteien | |
erbrachten, hatte Staatspräsident Guðni Th. Jóhannesson mit Jakobsdóttir | |
die Vorsitzende der mit 17 Prozent zweitstärksten Partei mit | |
Regierungssondierungen beauftragt. Eine zunächst angedachte Koalition aus | |
Links-Grünen, Piraten, Sozialdemokraten und der Fortschrittspartei war | |
gescheitert, weil Letztere im letzten Moment ausscherte. | |
## Die populärste Politikerin des Landes | |
Eine Mehrheit der IsländerInnen begrüßt die Wahl der neuen | |
Ministerpräsidentin. Jakobsdóttir führt seit Jahren die Hitparade der | |
populärsten PolitikerInnen des Landes an. Doch während sich in | |
Fortschritts- und Selbstständigkeitspartei kaum Opposition gegen das auch | |
für Island ungewöhnlich breite Bündnis regt – zuletzt gab es 1980 unter | |
konservativer Führung eine ähnliche Zusammenarbeit mit einer | |
sozialistischen Partei –, gärt es bei den Links-Grünen. | |
Die Partei stürzte in Umfragen um ein Viertel ab, es gibt Austritte und | |
Proteste, 2 ihrer 11 Abgeordneten kündigten an, diese Koalition nicht zu | |
unterstützen – womit die neue Regierung nur auf 33 von 64 Abgeordneten | |
bauen kann. | |
Jakobsdóttir, die Regierungserfahrung als Erziehungs- und Kulturministerin | |
in einer sozialdemokratisch geführten Koalition zwischen 2009 und 2013 | |
mitbringt, wird nun mit den Konservativen zusammenarbeiten müssen, die als | |
mit 25 Prozent stärkste Partei bei den Wahlen nicht nur Schlüsselpositionen | |
wie Finanz-, Außen-, Justiz-, Wirtschafts- und Fischereiministerium | |
besetzen werden, sondern die sie selbst noch kürzlich als „politischen | |
Hauptgegner“ bezeichnet hatte. | |
Die Regierungserklärung enthält neben einer Reform des Gesundheitswesens, | |
einem Nein zu einer EU-Mitgliedschaft und dem Versprechen, die | |
Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen überzuerfüllen, auch eine für | |
TouristInnen interessante Ankündigung: Aufgrund neuer Tourismus- und | |
Hotelsteuern dürfte Island als Reiseziel noch ein wenig teurer werden als | |
bislang. | |
30 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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