# taz.de -- Nach Klage der US-Börsenaufsicht: Tesla-Chef Elon Musk hat Schwein | |
> Elon Musk muss wegen seiner Tweets den Vorsitz im Verwaltungsrat bei | |
> Tesla abgeben und eine Strafe in Millionenhöhe zahlen. Für ihn stand mehr | |
> auf dem Spiel. | |
Bild: Chef darf er bei Tesla bleiben: Elon Musk | |
NEW YORK dpa | Tesla-Chef Elon Musk kommt nach dem Chaos um einen | |
Börsenrückzug des Elektroautobauers mit einem blauen Auge davon. Nach einer | |
Einigung mit der US-Börsenaufsicht SEC kann er Firmenchef bleiben, muss | |
aber den Vorsitz im übergeordneten Verwaltungsrat für mindestens drei Jahre | |
abgeben. Tweets, die den Aktienkurs bewegen könnten, muss er sich künftig | |
absegnen lassen. Außerdem zahlen er und Tesla jeweils 20 Millionen | |
US-Dollar (rund 17,2 Mio Euro). | |
Für Musk stand viel auf dem Spiel: Die Behörde hatte ihm [1][in einer Klage | |
vorgeworfen], Anleger in die Irre geführt zu haben, und wollte erreichen, | |
dass er auf Lebenszeit aus Chefetagen börsennotierter US-Unternehmen | |
verbannt wird. Mit der am Wochenende erzielten Einigung ist die Klage vom | |
Tisch – Musk darf künftig aber auch nicht mehr behaupten, er habe nichts | |
falschgemacht. | |
Der 47-Jährige war mit [2][seinen Tweets zu einem Börsenrückzug von Tesla] | |
im August ins Visier der mächtigen Börsenaufsicht geraten. Der | |
Tech-Milliardär hatte überraschend angekündigt, er erwäge, Tesla zu einem | |
Preis von 420 Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen. „Finanzierung | |
gesichert“, fügte er hinzu. | |
Daraufhin sprang die Aktie, die an dem Tag bereits nach einem | |
Zeitungsbericht über frisches Geld für Tesla aus Saudi-Arabien gestiegen | |
war, erst um mehr als zehn Prozent auf mehr als 379 Dollar hoch. In den | |
Folgetagen sackte der Kurs aber wieder ab, weil Zweifel an einem | |
Börsenrückzug zunahmen. Keine drei Wochen nach der Ankündigung ließ Musk | |
den Plan wieder fallen. Jetzt steht der Kurs nur noch bei 265 Dollar. | |
Die SEC kam zu dem Schluss, dass Musk zwar mit potenziellen Geldgebern über | |
einen Börsenrückzug von Tesla gesprochen habe – aber nur sehr vage. Es | |
seien weder der Preis von 420 Dollar besprochen noch formelle | |
Finanzierungsvereinbarungen abgeschlossen worden, hieß es in der Klage. Für | |
Anleger habe es aber durch Musks Tweets nach einem praktisch beschlossenen | |
Deal ausgesehen, so dass sie zu Aktienkäufen verleitet worden seien. | |
Folglich habe Musk Investoren bewusst oder durch Leichtsinn betrogen, | |
argumentierte die SEC. Die zusammengerechnet 40 Millionen Dollar von Tesla | |
und Musk sollen deshalb ihnen zugute kommen. | |
Mit der nun verkündeten Einigung könnte Musks Macht bei Tesla dauerhaft | |
geschwächt werden. Er wird im Verwaltungsrat durch einen unabhängigen | |
Vorsitzenden ersetzt, in das Gremium werden zudem zwei neue unabhängige – | |
also nicht von Großaktionären gestellte – Mitglieder einziehen. Auch die | |
Kommunikation Musks mit Investoren werde künftig stärker überwacht, betonte | |
die SEC. Eine Wiederholung der Aktion vom August, bei der Musk mit seinen | |
Tweets auch die eigene Chefetage kalt erwischte, scheint damit kaum noch | |
möglich. | |
Der Verwaltungsrat in US-Unternehmen hat nicht nur eine Kontrollfunktion | |
wie Aufsichtsräte in Deutschland. Seine Befugnisse reichen weiter, so | |
bestimmt er unter anderem stärker die Firmenstrategie mit. Der | |
Tesla-Verwaltungsrat stand bisher fest hinter Musk, und der für waghalsige | |
Projekte bekannte Milliardär hatte praktisch die volle Kontrolle über das | |
Unternehmen. Investoren und Marktbeobachter hatten schon früher gefordert, | |
Tesla brauche einen eigenständigeren Verwaltungsrat als Gegenpol zu Musk. | |
## Schlechtere Konditionen | |
Die Einigung mit der SEC ist eine Kehrtwende für Musk – laut | |
Medienberichten hatte er einen bereits weitgehend ausgehandelten Deal mit | |
der Behörde am Donnerstag noch ausgeschlagen. Wenige Stunden danach reichte | |
die Börsenaufsicht ihre Klage ein. Medienberichten zufolge musste sich Musk | |
jetzt mit schlechteren Konditionen zufriedengeben: Ursprünglich hätte er | |
den Vorsitz im Verwaltungsrat nur für zwei Jahre abgeben und eine Strafe | |
von zehn Millionen Dollar zahlen sollen, [3][schrieb unter anderem die New | |
York Times]. | |
Noch am Freitag sagten Musk-Vertraute dem Wall Street Journal, der | |
47-Jährige glaube, sich vor Gericht gegen die SEC durchsetzen zu können – | |
mit dem Hinweis, dass er mündliche Absprachen mit dem staatlichen | |
Investitionsfonds von Saudi-Arabien gehabt habe. Doch die Anwälte und | |
Freunde wie Milliardär Mark Cuban hätten ihn überzeugt, dass ein Einlenken | |
besser für Tesla sei als eine langwierige Konfrontation mit der SEC mit | |
unklarem Ausgang, schrieb die Zeitung. Die SEC habe im zweiten Anlauf auch | |
betont, ihre Bedingungen seien jetzt nicht mehr verhandelbar. | |
Für Musk sind die Folgen des unausgegorenen Plans zum Börsenrückzug aber | |
noch nicht ausgestanden: Laut Medienberichten führt auch das | |
US-Justizministerium eigene Untersuchungen durch, die in Strafermittlungen | |
münden könnten. | |
30 Sep 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Tesla-Chef-muss-vor-Gericht/!5539095 | |
[2] /Tech-Milliardaer-Elon-Musk/!5524189 | |
[3] https://www.nytimes.com/2018/09/29/business/tesla-musk-sec-settlement.html | |
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