# taz.de -- Monsanto-Übernahme von Bayer: Der Kraftakt geht weiter | |
> Am 7. Juni schluckt das deutsche Unternehmen Bayer den US-Saatgutriesen | |
> Monsanto. Den Namen des US-Konzerns wollen sie wegen des schlechten | |
> Images nicht behalten. | |
Bild: Glypho-Satan? Viele Menschen sind gegen die Mega-Fusion von Bayer und Mon… | |
LEVERKUSEN dpa | Am Ende ging alles ganz schnell: Bayer steht mit seinen | |
Plänen, den US-Saatgutriesen Monsanto zu schlucken, kurz vor dem Ziel. 63 | |
Milliarden Dollar soll das Vorhaben kosten, rund 54 Milliarden Euro. Am 7. | |
Juni soll der Deal abgeschlossen werden. Der Firmenname Monsanto | |
verschwindet dann. | |
Der Weg bis hierhin war ein Kraftakt. Zwei Jahre lang versuchten Bayer und | |
Monsanto rund 30 Kartellbehörden [1][von der Übernahme zu überzeugen]. 40 | |
Millionen Seiten übermittelten die Leverkusener nach eigenen Aussagen | |
allein an die USA und die EU. Und die ließen sich Zeit. Mit dem Abschluss | |
des Kaufs hatte Bayer schon für Ende 2017 gerechnet. Die letzte wichtige | |
Genehmigung kam erst vergangene Woche – vom US-Justizministerium. | |
Doch das wirklich schwierige Stück der Strecke steht noch bevor: Die | |
Integration von Monsanto in die eigenen Konzernstrukturen. „Mit Abschluss | |
der Übernahme geht die Arbeit erst richtig los“, hatte Bayer-Chef Baumann | |
den Aktionären bereits auf der Hauptversammlung Ende Mai zugerufen. Rund | |
20.000 Mitarbeiter sollen übernommen werden. Noch muss Bayer damit warten, | |
bis die Auflagen der Kartellbehörden erfüllt sind und der Verkauf wichtiger | |
Unternehmensbereiche an den Rivalen BASF abgeschlossen ist. „Damit rechnen | |
wir etwa in zwei Monaten“, sagte Baumann am Montag. | |
Das Image von Monsanto ist schwer angeschlagen. Kritiker werfen dem | |
US-Konzern ruppige Geschäftsmethoden vor. Zudem steht Monsanto für sein | |
Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat in der Kritik, das Sammelkläger und | |
einige Studien [2][für krebserregend halten]. | |
## Weltmarktführer bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln | |
Der Name Monsanto soll wohl auch deshalb künftig verschwinden. „Unser | |
Unternehmen heißt Bayer – und das wird auch in Zukunft der Fall sein“, | |
betonte Baumann. „Monsanto wird als Unternehmensname nicht fortgeführt.“ | |
Mit dem Kauf steigt Bayer zum [3][Weltmarktführer bei Saatgut und | |
Pflanzenschutzmitteln] auf. Zudem treibt der Konzern damit seine | |
Ausrichtung als ein reines Life-Science-Unternehmen voran. Konzernintern | |
verschiebt die Integration von Monsanto die bisherigen Gleichgewichte: Die | |
Crop-Science-Sparte wächst auf etwa die Größe des Pharmageschäfts und | |
könnte künftig rund die Hälfte zum Umsatz beitragen. | |
Damit sich dieser Kraftakt lohnt, will Bayer investieren: Beide Konzerne | |
gaben im vergangenen Jahr zusammen rund 2,4 Milliarden Euro für Forschung | |
und Entwicklung im Agrarbereich aus – ein Wert der langfristig weiter | |
deutlich steigen soll, wie der Leiter der Crop-Science-Sparte, Liam Condon, | |
am Montag betonte. | |
Viele Aktionäre fürchten, dass andere Geschäftsbereiche deshalb zu kurz | |
kommen und Bayer die Probleme im Tagesgeschäft aus den Augen verliert. „Die | |
mit dieser Transaktion gebundenen Ressourcen fehlen Bayer an anderen | |
Stellen“, sagte etwa Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS auf der | |
Hauptversammlung des Dax-Konzerns vor wenigen Wochen. | |
Ähnliche Kritik kam dort von der Fondsgesellschaft Union Investment. „Das | |
Bayer-Management ist jetzt nicht nur bei der Übernahme von Monsanto | |
gefragt, sondern kämpft an vielen Fronten“, sagte Portfoliomanager Ingo | |
Speich. | |
## Verschuldung steigt deutlich | |
In der Tat könnten die Umstände des Megadeals besser sein. Bayers Umsatz | |
stagnierte im vergangenen Jahr bei 35 Milliarden Euro. In der | |
Crop-Science-Sparte plagen die Leverkusener unerwartet hohe Lagerbestände | |
auf dem brasilianischen Markt. | |
Weil Bayers Verschuldung zudem durch den milliardenschweren Zukauf deutlich | |
steigt, senkte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zudem ihr | |
Langfrist-Rating für die Bonität des Konzerns um zwei Stufen von „A-“ auf | |
„BBB“, wie sie am Montag in London mitteilte. Der Ausblick sei aber | |
„stabil“. | |
Baumann trat diesen Befürchtungen am Montag entgegen und sendete | |
besänftigende Signale an die Aktionäre. Die Übernahme soll den bereinigten | |
Gewinn je Aktie schon ab dem kommenden Jahr nach oben treiben. Ab 2021 soll | |
dieser Beitrag mindestens zehn Prozent betragen. Einsparen will Bayer zudem | |
ab 2022 durch den Kauf jährlich 1,2 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte | |
der Konzern hier mit 1,5 Milliarden Dollar gerechnet. Grund für die | |
Reduzierung sind die strengen Auflagen, die die Kartellbehörden Bayer | |
machten. | |
Seinen Kritikern will Baumann zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten – | |
zumindest dort „wo wir eine gemeinsame Basis finden“. Ob das die Gegner | |
besänftigen wird, bleibt abzuwarten. | |
4 Jun 2018 | |
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Bisher handelt es sich nur um eine grundsätzliche Übereinkunft, die | |
abschließende Genehmigung steht noch aus. Der Deal beläuft sich auf 60 | |
Milliarden Dollar. |