| # taz.de -- Kriselnder Immobilienkonzern in China: Evergrande wendet Pleite vor… | |
| > Experten erwarten wegen des kriselnden Immobilienkonzerns keine | |
| > Finanzkrise. Doch sie rechnen mit weniger Wachstum in China. | |
| Bild: Bauarbeiter vor einem Wohnkomplex des Immobilienkonzerns Evergrande in Pe… | |
| Peking taz | Der von der Pleite bedrohte chinesische Immobilienkonzern | |
| [1][Evergrande] hat sich etwas Luft verschafft. Am Mittwoch teilte die | |
| Nummer zwei der Branche in der Volksrepublik überraschend mit, eine | |
| Teileinigung für die am Donnerstag ausstehenden Zinszahlungen erreicht zu | |
| haben. Laut Experten soll es sich dabei um rund 36 Millionen Dollar | |
| handeln. Über den Berg ist Evergrande jedoch noch lange nicht. Dafür ist | |
| der Schuldenberg zu groß: Rund 300 Milliarden Dollar sollen es sein – also | |
| in etwa so viel wie die Staatsschulden Griechenlands. | |
| Dass Staatsmedien wie Xinhua die Implosion des Immobilienriesen in ihrer | |
| täglichen Berichterstattung nahezu aussparen, zeigt, wie sensibel die | |
| Angelegenheit für die Zensoren ist. Zumindest Caixin, ein | |
| Wirtschaftsmagazin mit gewisser Narrenfreiheit, spricht von einer | |
| „99,99-prozentigen Wahrscheinlichkeit“, dass das Unternehmen seine Zinsen | |
| im Laufe des dritten Jahresquartals nicht mehr zurückzahlen kann. Als | |
| wahrscheinlichstes Szenario gilt, dass die Regierung die Kontrolle | |
| schrittweise übernehmen wird. | |
| „Ich glaube nicht, dass es Chinas ‚Lehman-Moment‘ ist, aber die Lage ist | |
| hässlich und wird noch hässlicher werden“, analysiert Bill Bishop. Der | |
| Sinologe glaubt nicht an eine systemische Finanzkrise innerhalb der | |
| Volksrepublik, sehr wohl aber an eine starke Verlangsamung des | |
| Wirtschaftswachstums. Schließlich würde selbst die Regierung das wahre | |
| Ausmaß des Schuldenbergs gar nicht kennen: „[Unternehmensgründer] Xu Jiayin | |
| war meisterhaft darin, das volle Ausmaß von Evergrandes Schulden zu | |
| verschleiern“. | |
| Der aufgeheizte Immobilienmarkt rast seit Jahren auf einen Crash zu. | |
| Angesichts mangelnder Alternativen haben die chinesischen Haushalte über 70 | |
| Prozent ihres Vermögens in Immobilien investiert. Und das | |
| Bruttoinlandsprodukt (BIP) stammt nach wie vor zu knapp einem Viertel aus | |
| dem Bausektor – auch wenn dieser längst immer weniger Renditen bringt. | |
| ## Immense finanzielle Risiken in China | |
| Staatspräsident Xi Jinping hat immer wieder von den drei gesellschaftlichen | |
| Übeln gesprochen, die es zu bekämpfen gilt – von der Armut im Land über die | |
| massive Umweltverschmutzung bis hin zu den finanziellen Risiken der | |
| Volkswirtschaft. Während die Regierung auf den ersten beiden Feldern | |
| deutliche Fortschritte erzielt hat, wird nun mit dem Evergrande-Desaster | |
| deutlich, dass die finanziellen Risiken in China nach wie vor immens sind. | |
| Das Geschäftsmodell von Xu Jiayin beruhte von Beginn an auf Schulden, | |
| Korruption und einer bedenklichen Nähe zur Politikelite. Höher, schneller, | |
| weiter lautete die Devise um die Jahrtausendwende, als sich das chinesische | |
| BIP alle zehn Jahre verdoppelte. Xu Jiayin ist die Personifizierung jener | |
| Goldgräberstimmung: Innerhalb einer Generation schnellte der Sohn eines | |
| armen Lagerhausarbeiters zum reichsten Mann des Landes auf, der sich nach | |
| außen als bodenständiger Patriot gab, aber tatsächlich in Privatjets durch | |
| die Welt flog und die Gunst von Pekings Parteikadern mit millionenschweren | |
| Geschenken erkaufte. | |
| 22 Sep 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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