# taz.de -- Konflikt um Sinti-und-Roma-Mahnmal: Gemeinsam für das Mahnmal eins… | |
> Die Planungen zur S-Bahn-Linie 21 kollidieren mit dem Denkmal im | |
> Tiergarten. Gut, dass die Diskussion nun in Gang kommt. | |
Bild: Gedenken am Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma | |
Es knirscht ganz schön bei den [1][Planungen zur S-Bahn-Linie 21], die | |
einmal den Hauptbahnhof mit dem Südring verbinden soll. Denn bisher ist der | |
geplanten Trassenführung das Denkmal für die im Nationalsozialismus | |
ermordeten Sinti und Roma im Weg. Das Mahnmal wäre demnach beim Bau der | |
Bahn nur eingeschränkt zugänglich, hätte teilweise gesperrt, in Teilen | |
abgebaut oder im Ganzen versetzt werden müssen. Und falls Bahn und | |
Verwaltung anfangs wohl wirklich dachten, dass sie dies ruhig | |
vernachlässigen könnten, beeilen sie sich inzwischen nach Protesten von | |
Sinti- und Roma-Selbstorganisationen sowie der Zivilgesellschaft damit, zu | |
versichern, dass sie das Mahnmal nicht antasten [2][und eine neue Lösung | |
finden wollen]. | |
Doch die ließ sich bisher nicht so einfach aus der Tasche zaubern. Also | |
knirscht es weiter – und das ist auch gut so. | |
Hieß es Anfang der Woche noch, dass die Bahn eine alternative Routenführung | |
prüfen wolle, bei der beide Tunnelröhren östlich des Reichstagsgebäudes | |
verlaufen sollen, scheint dieser Entwurf nun schon wieder verworfen: Aus | |
dem Bundestag verlautete am Freitag, man habe über diesen alternativen Plan | |
der Bahn nur lachen können. Denn dann gäbe es eine riesige Baugrube direkt | |
am Bundestag. Jedes einzelne Baustellenfahrzeug müsste aufwendig überprüft | |
werden, der Betrieb des Parlaments würde dadurch wohl sehr erschwert. | |
Dass das Reichstagsgebäude für die Dauer der Bauarbeiten nur eingeschränkt | |
zugänglich gemacht, teilweise gesperrt, in Teilen abgebaut oder im Ganzen | |
versetzt wird – das ist bisher noch nicht Gegenstand der Planungen. Es ist | |
auch unvorstellbar, dass das jemand ernsthaft in Erwägung zieht. Aber warum | |
ist es bei dem Mahnmal nicht genauso? | |
Hier sollte es ebenso selbstverständlich sein – und es ist gut, dass die | |
Diskussion nun in Gang kommt. Denn es handelt sich nicht um die Belange | |
einer Minderheit gegenüber einem Zukunftsprojekt für den Berliner | |
Nahverkehr, wie es teils dargestellt wurde – die Planungen gehen die ganze | |
Gesellschaft etwas an. | |
Denn letztlich geht es um mehr als eine Baustelle und das Mahnmal. In | |
Schulbüchern kommt der Genozid an den Sinti und Roma meist kaum vor, wenn | |
überhaupt nur in wenigen Sätzen, und so ist der Porajmos auch wenig im | |
gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Auch das ist etwas, was im Zuge | |
der weiteren Debatte auf den Tisch kommen sollte. Denn gerade am sorglosen | |
Planen der Bahn zeigt sich, wie dieser Teil der Geschichte und Schuld | |
permanent übersehen wird. | |
Es ist allerdings nicht die Verantwortung der Sinti- und | |
Roma-Selbstorganisationen, darauf hinzuweisen. Die Dominanzgesellschaft | |
sollte sie den Kampf um einen Gedenkort und ein Mahnmal, das sich an alle | |
richtet, daher auch nicht allein ausfechten lassen. | |
4 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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