# taz.de -- Kommentar Rente: Die Zielgruppe ist zu klein | |
> Arbeitsministerin von der Leyen hat eine Zuschussrente für | |
> Geringverdiener ins Gespräch gebracht. Allerdings betrifft das nur einen | |
> kleinen Personenkreis. | |
Soll diejenige, die jahrzehntelang gearbeitet und Kinder erzogen hat und | |
trotzdem nur eine Minirente bezieht, am Ende mehr haben als nur die | |
Sozialhilfe, die Grundsicherung, die jedem zusteht, ganz gleich wie lange | |
er oder sie erwerbstätig war? | |
Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat die Frage mit einem klaren Ja | |
beantwortet: Wer so lange gearbeitet hat, auch in Teilzeit, der soll später | |
mehr Ruhegeld bekommen als nur eine Minirente plus Aufstockung in Höhe von | |
Hartz IV. | |
Kommt der Vorschlag von der Leyens durch, dann wird die Minirente ergänzt | |
bis zu einem monatlichen Alterseinkommen in Höhe von 850 Euro. Das klingt | |
großzügig, und viele GeringverdienerInnen, unständig Beschäftigte, | |
Teilzeitjobber zücken wahrscheinlich schon die Taschenrechner, um sich ihre | |
Chancen auf ein Altersruhegeld auszurechnen, das etwa 150 Euro höher ist | |
als Hartz IV. | |
Doch es gibt Bedingungen, und da sieht der Vorschlag nicht mehr so | |
großartig aus. So müssen die GeringverdienerInnen zuerst 30, später 35 | |
Jahre Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung entrichtet haben. Sie | |
müssen zusätzlich jahrzehntelang privat in die Riesterrente einzahlen, | |
womöglich 3 Prozent vom Bruttoeinkommen. Der Ertrag aus dieser Rente wird | |
ebenso angerechnet auf den Anspruch wie das Einkommen des Partners im | |
Alter. Das verkleinert den Kreis der BezieherInnen enorm. | |
Vor allem aber: Vielen Leuten mit prekärer Erwerbsbiografie nützt die | |
geplante Sozialleistung nichts. Wer viele Jahre selbständig auf | |
Honorarbasis und ohne Sozialversicherung arbeitet, erfüllt nicht die | |
Bedingungen, obwohl es ja gerade diese Gruppe der Erwerbstätigen ist, die | |
des besonderen Schutzes bedarf. | |
Alleinstehende, alleinerziehende Frauen, die jahrzehntelang in schlecht | |
bezahlter Teilzeitarbeit jobbten, Kinder erzogen - sie jedoch dürften | |
profitieren. Und das ist zu begrüßen. | |
Spannend sind aber die künftigen Nebenwirkungen: Was passiert, wenn | |
schlecht bezahlte Angestellte ihren Job verlieren, sich selbständig machen | |
sollen und damit möglicherweise ihre Chance auf eine spätere Zuschussrente | |
verlieren? Und werden viele GeringverdienerInnen im Alter vielleicht mal | |
lieber nicht mit dem Partner zusammenleben, um einen Anspruch auf die | |
Zuschussrente nicht zu verlieren? Das wiederum kommt einem bekannt vor. Am | |
Ende riecht es wieder nach Hartz IV. | |
8 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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