# taz.de -- Kommentar Haushaltsdebatte in den USA: Obamas lausige Kompromisse | |
> Die Debatte um den US-Haushalt ist verfahren. Präsident Obama ist daran | |
> nicht ganz unschuldig. | |
Das Spektakel, das die US-amerikanische Elite in der Auseinandersetzung | |
über die Staatsverschuldung veranstaltet, lässt keinen der beteiligten | |
Akteure in einem guten Licht erscheinen: Washington debattiert nicht. Es | |
sucht keine Lösungen. Es entscheidet nicht. Washington taktiert, droht und | |
lähmt. | |
Die mächtig gewordene Minderheit, die rechte Tea Party, spielt dabei eine | |
verhängnisvolle Rolle. Ihre Abgeordneten im Kongress haben das | |
Herumkrakeelen ohne soziale und ökonomische Rücksichten zum | |
Diskussionsniveau gemacht. Unter den Konsequenzen werden als Erste die | |
sozial Schwachen leiden. Aber diese Politik droht jetzt auch die Geschäfte | |
von Wall Street und anderen Unternehmen zu behindern. Sie haben Geister | |
gerufen, die außer Kontrolle geraten sind. | |
Der Präsident trägt einen großen Teil der Verantwortung für die verfahrene | |
Situation. Barack Obama hat in der Schuldendebatte sehr früh nach | |
Kompromissen gesucht. Er hat hinter verschlossenen Türen mit Gegnern | |
verhandelt, anstatt offensiv sein Programm, für das er gewählt worden ist, | |
zu vertreten. Resultat: Seine Gegner lassen ihn auflaufen. Seine Basis hat | |
nichts, was sie verteidigen kann. | |
Diese Methode hat Obama schon in der Auseinandersetzung über die | |
Gesundheitsreform verfolgt, als die Demokraten noch stabile Mehrheiten im | |
Kongress hatten. | |
Das Ergebnis war, dass das Element einer Universalversicherung mit | |
medizinischer Versorgung für alle fehlte. Sie verschaffte den privaten | |
Krankenversicherungen mehr Geld. Sie lieferte der Tea Party das Argument, | |
mit dem sie bei den Halbzeitwahlen punktete. Und sie ließ die Linke ratlos | |
zurück. Auch diesmal wird dem Zögern in Washington ein fauler Kompromiss | |
folgen. | |
20 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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