# taz.de -- Klimakrise gefährdet Strände: Sand unter | |
> Die Klimakrise verstärkt die Erosion an den Küsten weltweit. Deshalb sind | |
> laut einer Studie große Teile der Sandstrände in Gefahr. | |
Bild: Wo ist der Strand? Während Sturm Sabine auf Norderney | |
BERLIN taz | Das Meer verschlingt die Strände. Das Wasser schwemmt kleine | |
Sandkörnchen weg, immer wieder. Manche sinken auf den Meeresboden, andere | |
gehen mit den Wellen auf die Reise, bis sie wieder irgendwo an Land hängen | |
bleiben. | |
Erosion ist ein [1][natürlicher Prozess], der den Menschen gefährlich wird, | |
wenn sie nahe an der Küste leben oder wirtschaften. Die Klimakrise dürfte | |
das Problem verstärken. Ihre Folgen, der Anstieg des Meeresspiegels zum | |
Beispiel, drohen durch verstärkte Erosion große Teile der Sandstrände auf | |
der Erde zu vernichten. Das legt eine Studie der Gemeinsamen | |
Forschungsstelle der Europäischen Kommission nahe, die gerade im | |
Fachmagazin [2][Nature Climate Change] veröffentlicht wurde. | |
„Unsere Forschung zeigt, dass fast die Hälfte der weltweiten Sandstrände in | |
Gefahr sind, wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch | |
reduzieren“, sagt Leitautor Michail Vousdoukas. | |
Sandstrände machen ein Drittel der Küsten aus. Und sie sind, wie es in der | |
Studie heißt, von „hohem sozioökonomischen Wert“: An den Stränden tummeln | |
sich Tourist:innen gern, auch die örtliche Bevölkerung außerdem sind sie | |
wie natürliche Schutzstreifen zwischen Land und Meer bei Fluten. | |
## Satellitenbilder von 1984 bis 2015 | |
Vousdoukas' Forschungsteam hat sich für die Projektion die Veränderungen | |
von Sandstränden in der Vergangenheit angeguckt, die sich durch | |
Satellitenbilder aus der Zeit von 1984 bis 2015 zeigen lassen. | |
Diese Daten dienten als Grundlage, um die erwartbaren Veränderungen bis | |
2100 durch Computersimulationen zu berechnen. Wie stark oder schwach diese | |
ausfallen, hängt natürlich davon ab, wie die Welt nun mit der Klimakrise | |
umgeht: Steigt die Temperatur auf der Erde im globalen Durchschnitt höher, | |
ist auch mit einem größeren Meeresspiegelanstieg zu rechnen oder auch mit | |
stärkeren Stürmen – und in der Folge eben auch mit mehr Erosion an | |
Sandstränden. | |
Deswegen haben Vousdoukas und seine Kolleg:innen zwei verschiedene | |
Szenarien des Weltklimarats [3][IPCC] angesetzt: ein pessimistisches mit | |
einer Erderhitzung von 4,8 Grad zum Ende des Jahrhunderts gegenüber | |
vorindustriellen Zeiten und ein etwas moderateres, bei dem sich die Erde um | |
„nur“ 2,8 Grad erwärmt hat. | |
## Bis Hälfte der Strände weg | |
Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte der Studie zufolge die Hälfte der | |
Sandstrände nahezu komplett verschwunden sein – im pessimistischen | |
Szenario. Die gute Nachricht ist: Klimaschutz hilft. Schafft es die | |
Menschheit, im moderaten Szenario zu bleiben, könnten sich die Schäden um | |
40 Prozent verringern, wie es in der Studie heißt. | |
Die am stärksten bedrohten Regionen liegen den Wissenschaftler:innen | |
zufolge im Osten Nordamerikas, in Süd- und Westasien, in Australien, in der | |
Karibik – aber auch in Mitteleuropa. Deutschland mit seinen flachen Küsten | |
werde auch recht stark betroffen sein, sagt Vousdoukas. | |
Beide Szenarien liegen über dem, was die Staaten sich mit dem Pariser | |
Klimaabkommen vorgenommen haben. Darin haben sie versprochen, die | |
Erderhitzung bei „deutlich unter 2 Grad“ zu begrenzen und möglichst sogar | |
unter 1,5 Grad. | |
Bei den sehr aufwändigen Simulationen habe man sich allerdings nicht für | |
ein solches Szenario entschieden, erklärt Vousdoukas, weil es derzeit | |
schlicht wenig wahrscheinlich erscheine. „Die Welt ist meilenweit davon | |
entfernt, solche Ziele zu erreichen.“ | |
3 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Klimawandel-in-Alaska/!5464551 | |
[2] https://www.nature.com/nclimate/volumes/10/issues/3 | |
[3] https://www.ipcc.ch/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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