# taz.de -- HSV bleibt in der zweiten Liga: Hamburg kaputt | |
> Dem Hamburger SV drohen wegen des gescheiterten Aufstiegs in die | |
> Bundesliga erhebliche finanzielle Konsequenzen. Und die Abkehr seiner | |
> loyalen Fans. | |
Bild: Die Stimmung ist mäßig: HSV-Sportvorstand Ralf Becker und Trainer Hanne… | |
HAMBURG taz | Was die Fans des Hamburger SV nach dem gescheiterten | |
Wiederaufstieg in die Bundesliga besonders bewegt, sind Fragen über die | |
Zukunft ihres Klubs. Wer ist diesmal für das Desaster verantwortlich? Und | |
wie und mit wem soll es in der nächsten Saison eigentlich weitergehen? Das | |
größere Problem liegt jedoch auf der finanziellen Seite. Eine weitere | |
Saison in Liga zwei sei nur mit Kürzungen auf allen Ebenen möglich, | |
versichern die Bosse, denen es immerhin gelungen ist, eine Lizenz ohne | |
Auflagen und Bedingungen zu besorgen. | |
Den Rotstift wird der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann nicht nur beim | |
Spieleretat ansetzen müssen, der von 30 auf nur noch 20 Millionen pro | |
Saison schrumpfen wird, sondern auch bei der Geschäftsstelle im | |
Volksparkstadion. Intern gehen die etwa 300 Mitarbeiter von einer | |
Entlassungswelle aus: Bis zu 50 Stellen könnten im Sommer gestrichen | |
werden. | |
Die Konsequenzen des Nichtaufstieges wird der HSV auf der Einnahmenseite | |
noch deutlicher zu spüren bekommen. Hauptsponsor Fly Emirates brachte in | |
dieser Liga ungefähr vier Millionen pro Saison – und wird seinen im Sommer | |
auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Auch Ausrüster Adidas hat Kürzungen | |
der Prämien angedeutet. | |
Aus den Vermarktungserlösen der Übertragungsrechte der Bundesliga rechnen | |
die Verantwortlichen mit nur noch knapp 20 Millionen pro Saison. Zudem wird | |
der Zuschauerschnitt von derzeit durchschnittlich 48.000 Besuchern pro | |
Spiel nicht zu halten sein. Den Kredit bei seinen Fans hat der HSV schon | |
lange überzogen. | |
## Nur Kühne könnte Helfen | |
Finanzielle Hilfe gibt es wohl nur vom umstrittenen Investor Klaus-Michael | |
Kühne. Der Milliardär steht schon länger in Verhandlungen über eine | |
Aufstockung seiner Aktien an der HSV Fußball AG. Diese müsste allerdings | |
auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit einem klaren Votum | |
legitimiert werden. | |
Bisher lehnte die Basis eine größere Beteiligung Kühnes am HSV entschieden | |
ab. Ob sich ihre Meinung angesichts der tristen Perspektive ändern wird, | |
bleibt abzuwarten. Den Preis, den die Mitglieder bezahlen müssten, um neue | |
Investitionen möglich zu machen, wäre die endgültige Aufgabe ihrer | |
Mitbestimmungsrechte. | |
## Unruhe im Kader | |
Zumindest innerhalb des Kaders hat der HSV bei wichtigen | |
Personalentscheidungen bereits früh Klarheit geschaffen. Die Verträge der | |
Spieler Lewis Holtby und Pierre-Michel Lasogga laufen aus und werden nicht | |
verlängert; die ausgeliehenen Orel Mangala und Hee-chan Hwang kehren zu | |
ihren bisherigen Vereinen zurück; Kyriakos Papadopoulos, Gideon Jung, | |
Douglas Santos, Leo Lacroix, Julian Pollersbeck und Gotoku Sakai stehen | |
derweil auf der Streichliste des Klubs. Der HSV erwartet personell ein | |
tiefgreifender Neuanfang. | |
Wie sehr die Unruhe in der Mannschaft zum verpassten Aufstieg beigetragen | |
hat, wird aus den Erklärungen des Trainers deutlich: „Irgendwann war es | |
auch egal, wen du aufstellst. Das Ding ist kollabiert“, gab Hannes Wolf am | |
Sonntag nach der 1:4-Schmach beim SC Paderborn zu. Seine Tage auf der | |
Trainerbank scheinen trotz aller Bekenntnisse durch den Vorstand inzwischen | |
gezählt. Im Hintergrund arbeiten die Verantwortlichen längst an einer neuen | |
Lösung, die Dieter Hecking oder Bruno Labbadia heißen könnte. | |
## Neuer Sportvorstand wird von Fans kritisiert | |
Der verpasste Aufstieg macht es dem Vorstandsvorsitzenden Hoffmann | |
einfacher, eine Neuausrichtung des Klubs voranzutreiben. Allerdings läuft | |
er selbst Gefahr, in den Fokus der Kritik zu geraten. Schließlich war er | |
es, der im letzten Jahr die personelle Aufstellung maßgeblich mitgestaltet | |
hat. | |
Dem von ihm ausgewählten Sportvorstand Ralf Becker ist es sowohl beim | |
Umgang mit dem Trainer als auch bei der Zusammenstellung des Kaders nicht | |
gelungen, die richtigen Maßnahmen zu treffen. Die Fans werfen ihm vor, zu | |
lange an Trainer Wolf festgehalten und den Aufstieg damit leichtfertig | |
verspielt zu haben. Der Versuch, entgegen alter HSV-Gewohnheiten an einem | |
Coach auch in stürmischen Zeiten festzuhalten, hat die Rothosen um ihr | |
Saisonziel gebracht. | |
Profitieren könnte Becker indes von der wirtschaftlichen Notlage seines | |
Arbeitgebers. Für eine weitere Radikalkur in der Führungsetage ist | |
eigentlich kein Geld übrig. Und sie wäre der Öffentlichkeit ohnehin nicht | |
vermittelbar. | |
14 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Daniel Jovanov | |
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