# taz.de -- Grüne in Friedrichshain-Kreuzberg: Nachhaltige Verunsicherung | |
> Bei den Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg ist man nicht glücklich mit | |
> dem Landeswahlkampf - und bringt sich lieber selbst als Vorbild in | |
> Stellung. | |
Es ist eine knirschige, eine hilflose Stimmung, die an der grünen Basis | |
herrscht. Der Vorzeige-Verband aus Friedrichshain-Kreuzberg - seit 2006 | |
stellt man Berlins einzigen grünen Bezirksbürgermeister - lädt am Montag | |
zur Pressekonferenz, um über die Erfolge der letzten fünf Jahre zu | |
berichten. Man könnte hier vor Kraft strotzen, aber im Raum liegt auch | |
Verunsicherung. | |
Man bekomme im Bezirk viel "gute" Resonanz, versichert Bezirksbürgermeister | |
Franz Schulz. Aber auch die oft wiederholte, bange Frage nach einer | |
Koalition mit der CDU. "Wir haben von Anfang an gesagt, mit der Option | |
Grün-Schwarz zu spielen, ist falsch", moniert Schulz. Nicht das Drohen mit | |
Grün-Schwarz würde Wowereit in Koalitionsverhandlungen beeindrucken, | |
sondern ein starkes grünes Ergebnis. | |
Antje Kapek, Fraktionssprecherin des traditionell linken Bezirksverbands, | |
fordert, sich bei zwei Themen klar von der SPD abzusetzen. Die Verlängerung | |
der A100 sei ein "K.O.-Kriterium", mit den Grünen nicht machbar. Und bei | |
der Mietenpolitik habe die SPD zuletzt komplett versagt. "Da müssen wir | |
aggressiver rangehen." Schulz nennt Instrumente, die er schon vor Jahren | |
gegen Mietsteigerungen erarbeitet habe. Diese grünen Konzepte hätte man | |
stärker im Wahlkampf fokussieren sollen. So seien sie "im Gesamtrepertoire | |
eher untergegangen". | |
Dass die Piraten, in Friedrichshain-Kreuzberg bei der letzten | |
Bundestagswahl bei 6,2 Prozent, nun auch in der Grünen-Wählerschaft | |
wildern, weist die Runde selbstredend zurück. In Detailfragen sei diese | |
Partei doch sehr uninformiert. "Da wird sich bei vielen Themen einfach | |
plakativ raufgesetzt", findet die Abgeordnete Canan Bayram. | |
Lieber werden Erfolge im Bezirk bilanziert. Seit Jahren nutze man alle | |
Mittel, um Mietsteigerungen zu verhindern, so Schulz. Man streite für | |
Zugänge zum Spreeufer, fördere den Radverkehr, kämpfe für Kitaplätze. Vor | |
allem aber, sagt Stadträtin Monika Herrmann, habe sich der Politikstil | |
geändert. Runde Tische, Bürgeraustausch, mehr Partizipation. "Wir gehen in | |
Konflikte, statt uns wegzuducken." Über Ergebnisse der Runden Tische sagt | |
das nichts. Immerhin ist es der Versuch einer anderen Politik. | |
Die soll auch in anderen Bezirken greifen: Auf sechs Bürgermeisterposten | |
hofft die Partei nach der Wahl: außer in Friedrichshain-Kreuzberg in Mitte, | |
Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf und | |
Tempelhof-Schöneberg. Friedrichshain-Kreuzberg habe gezeigt, so Monika | |
Herrmann, dass man die Stadt auch gut von den Bezirken aus regieren kann. | |
Es soll nicht nach Aufgeben klingen. | |
5 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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