# taz.de -- Franken-„Tatort“ aus Bayreuth: Eine Dominoeffekt-Mord-Maschine | |
> Dieser „Tatort“ aus Bayreuth ist keiner wie jeder andere. Er ist eine | |
> Kriminalgeschichte als Rätselspaß. Dahinter steckt eine seltene | |
> Konstellation. | |
Bild: Franken-Tatort: Mord nur zur vollen Stunde | |
Man muss sich die „Tatort“-Koordinations-Redaktion als kichernde Truppe | |
vorstellen. „Welche Folge programmieren wir am Sonntag nach der | |
Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Nummer, irgendeine Idee?“ – „Hm, wie wär… | |
mit: ‚Ein Tag wie jeder andere‘?“ – „Knaller. Gekauft.“ | |
Nur ist dieser Tag in Bayreuth dann eben nicht wie jeder andere, logo. Weil | |
der brave Anwalt Thomas Peters (Thorsten Merten, schön mit Minipli | |
unkenntlich gemacht, damit man nicht merkt, dass er eigentlich | |
Kommissariatsleiter der Weimar-Filiale ist) um Punkt zwei Uhr in einer | |
Gerichtsverhandlung den Richter abknallt und dann um drei wieder losschlägt | |
und um vier Uhr erneut. Und dass die Kommissare Ringelhahn (Dagmar Manzel) | |
und Voss (Fabian Hinrichs) schon zur Stelle sind und ihn erschießen, bevor | |
er abdrückt. | |
Bis klar wird: Der arme Mann wurde als Auftragskiller missbraucht. Von | |
einem, der nach Jahren sein totgeborenes Kind rächen will. Und es nicht | |
selbst machen kann, weil er im Rollstuhl sitzt (Stephan Grossmann mal als | |
kalter Fiesling). Ein Skandal um vergiftete Milch, in den alle, die Peters | |
erledigt, verwickelt waren. | |
Dass man sich schon nach ein paar Minuten so sehr an der herrlich | |
verwischten, normalen Jovialität erfreut, mit der Manzel und Hinrichs | |
miteinander sind, sich anmotzen, solidarisch sind, dass man wünschte, es | |
würde ewig dauern, ist das eine. Doch der Clou an dieser Story ist, dass | |
hier nicht das große Gesellschaftsthemenfass aufgemacht werden muss, um zu | |
zünden. Hier wird am Ende der Milchpanschfirmenchef ermordet – in einem | |
übermäßig gesicherten Raum. Ein großer Rätselspaß, für alle. | |
Kein Wunder, dahinter steckt die Teamarbeit von Erol Yesilkaya und | |
Sebastian Marka, mal wieder: eine Seltenheit, so eine fixe Konstellation. | |
Seit Joachim Króls Abschieds-„Tatort“ „Am Ende der Straße“ wechseln s… | |
sich ab als Autor und Regisseur (oder zumindest damit, wer als was genannt | |
wird), hauen ein Superding nach dem anderen raus: Die Berliner „Meta“-Folge | |
mit Film-im-Film war darunter, die Münchner Story „Die Wahrheit“, der | |
Murot- „Tatort“ „Es lebe der Tod“. Und nun eben eine Kriminalgeschichte, | |
die wie eine dieser Dominoeffekt-Maschinen gebaut ist und deren Mechanismus | |
man zunächst nicht erkennt, obwohl man genau hinschaut. Definitiv kein | |
„Tatort“ wie jeder andere. | |
24 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Anne Haeming | |
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