# taz.de -- Entführte im Gazastreifen: Nur Diplomatie kann sie retten | |
> Die Geiseln im Gazastreifen können nur auf internationale Vermittlung und | |
> Verhandlungen hoffen. Eine gewaltsame Befreiung wird es kaum geben. | |
Bild: Von der Hamas überfallene israelische Pkws beim Kibbuz Kfar Aza an der G… | |
Bombardierungen, einstürzende Häuser, Menschen, die sich während eines | |
Raketenalarms in Sicherheit bringen, sind nichts Neues im Nahen Osten. Doch | |
Entführungen vor laufender Kamera hat es in Israel noch nicht gegeben. Es | |
sind gruselige Bilder und es könnte noch schlimmer kommen. Die | |
islamistische Hamas droht bereits mit der Ermordung der sich in ihren | |
Händen befindenden Entführten – wieder vor laufender Kamera. Der Gedanke an | |
den [1][„Islamischen Staat“] drängt sich auf. | |
100, vermutlich sogar 150 Menschen sind von der Hamas verschleppt worden. | |
Kinder und Alte, Frauen und Männer, ZivilistInnen und SoldatInnen befinden | |
sich seit Tagen in den Händen der Terroristen. Wie sie dort behandelt | |
werden, mag man sich kaum vorstellen. [2][Die Entführten] so unbeschadet | |
und so schnell wie möglich aus dem Gazastreifen zu befreien, darum muss es | |
jetzt gehen. | |
Wenig hilfreich ist deshalb, die Streichung von Geldern auch für humanitäre | |
Projekte ins Spiel zu bringen. Wenig hilfreich ist auch das ständige | |
Mantra, auf der Seite von Israel zu stehen. Natürlich tun wir das. Doch | |
will man sich als potenzieller Vermittler nicht selbst disqualifizieren, | |
muss man vielleicht nicht permanent darüber reden. | |
Deutschland wäre gerade wegen seiner engen Beziehung zu Israel durchaus ein | |
Kandidat, schließlich gelang es dem Bundesnachrichtendienst im Jahr 2004, | |
einen Gefangenenaustausch und die Befreiung des entführten Israelis Elhanan | |
Tenenboim aus den Händen der libanesisch-schiitischen Hisbollah | |
voranzutreiben. Und Deutschland hat das unmittelbare Interesse, eigene | |
Landsleute zu retten, die sich offenbar unter den Entführten befinden. | |
Die einzige Alternative zu Verhandlungen ist ein absolutes Blutbad im | |
Gazastreifen und vermutlich der Tod der Menschen, deren Hoffnung der | |
internationalen Diplomatie gilt. Es muss nicht Deutschland oder nicht | |
allein Deutschland sein. Ägypten hat einen mehr oder weniger guten Draht | |
zur Hamas, und nach der [3][von Israel verhängten Blockade] ist der | |
Gazastreifen auf den Nachbarn mehr denn je angewiesen. | |
Wobei klar ist, dass Ägypten kaum Ersatz liefern kann für den ausbleibenden | |
israelischen Strom, das Wasser und die Nahrungsmittel für die rund zwei | |
Millionen Menschen im Gazastreifen. Sich gegenüber Israel starkzumachen | |
gegen ein Aushungern der palästinensischen Bevölkerung wäre auch ein Signal | |
an die Hamas, dass die Solidarität Deutschlands mit Israel doch irgendwo an | |
ihre Grenzen stößt. | |
Und dass nicht, wie es der israelische Botschafter in Berlin, [4][Ron | |
Prosor], erwartet, die Unterstützung andauert, egal zu welchen Maßnahmen | |
man sich in Jerusalem entscheidet. | |
10 Oct 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Massaker-durch-Islamisten-in-Ostsyrien/!5268933 | |
[2] https://www.haaretz.com/israel-news/2023-10-08/ty-article/.premium/israel-b… | |
[3] /Hamas-Angriff-auf-Israel/!5962347 | |
[4] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/prosor-schalte-angriff-israel-100.h… | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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