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# taz.de -- Ende des Atomabkommens?: Iran erhöht Druck
> Schnellere Zentrifugen, effektivere Urananreicherung, ein baldiges Ende
> des Atomabkommens – der Iran droht. Was bezweckt die Führung in Teheran?
Bild: Ein Techniker arbeitet in einer Uranumwandlungsanlage vor den Toren der S…
Teheran dpa | Der Iran hat mit dem endgültigen Aus des internationalen
Atomabkommens Anfang November gedroht. Die nächste Stufe des Teilausstiegs
könnte die finale sein und damit auch des Ende des Wiener Atomabkommens,
sagte der Sprecher der iranischen Atomorganisation (AEOI), Behrus
Kamalwandi, am Samstag in Teheran. „Besonders für die europäischen
Vertragspartner bleibt bis dahin nur noch wenig Zeit, den Deal zu retten“,
fügte er hinzu.
Die USA waren 2018 einseitig aus dem Atomdeal ausgestiegen. Sie wollen
[1][den Iran] mit Sanktionen zwingen, ein neues Abkommen mit härteren
Auflagen auszuhandeln. Die anderen Vertragspartner, darunter auch
Deutschland, Frankreich und Großbritannien, versuchen, die Vereinbarung zu
retten. Sowohl die Bundesregierung als auch die EU forderten deshalb die
Regierung in Teheran am Freitag eindringlich zu Vertragstreue auf.
Der Sprecher der iranischen Atomorganisation kündigte jedoch am Samstag an,
dass an moderneren und schnelleren Zentrifugen gearbeitet werde, um die
Urananreicherung schneller und effektiver zu machen. Damit verstößt der
Iran gegen Auflagen aus dem Atomabkommen. Demnach darf der Iran nur mit
Zentrifugen der älteren Generation (IR1) arbeiten.
Bei den neuen Zentrifugen handelt es sich laut Kamalwandi um die im Iran
hergestellten Modelle IR2, IR4, IR5 und IR6. Ob mit den neuen Zentrifugen
auch kurzfristig der Grad der Urananreicherung erhöht werde, sagte er
nicht. „Aber die AEOI ist durchaus technisch in Lage, auch über 20 Prozent
anzureichern“, sagte Kamalwandi.
Der Anreicherungsgrad ist ein zentraler Punkt des Atomabkommens, mit dem
iranische Atomwaffen verhindert werden sollen. Für den Bau von Atombomben
wird auf 90 Prozent angereichertes Uran benötigt. Die Anreicherung von 20
auf 90 Prozent gilt jedoch als relativ kurzer Weg. Die vom Atomabkommen
erlaubte Obergrenze beträgt nur 3,67 Prozent, vor zwei Monaten hatte die
AEOI diese bereits auf 4,5 Prozent erhöht. Der Iran hat auch seinen
Uranvorrat von den erlaubten 300 auf 357 Kilogramm erhöht.
## Mehr Spielraum für nächste Verhandlungen?
In anderen Punkten will der Iran sich an die Auflagen aus dem Atomabkommen
halten. „Die Zusammenarbeit mit der internationalen Atombehörde werden wir
aber auch in dieser neuen Phase weiterführen und auch den Zugang von
IAEA-Inspektoren zu den Anlagen nicht einschränken“, sagte Kamalwandi.
Der Sprecher der Internationalen Atomenergiebehörde, Fredrik Dahl, sagte zu
den Ankündigungen aus Teheran, man kenne die Medienberichte und die
IAEA-Inspektoren im Iran würden alle relevanten Aktivitäten melden.
Die US-Regierung ist Verteidigungsminister Mark Esper zufolge nicht von der
Ankündigung des Irans überrascht. Teheran habe bereits seit Jahren gegen
das Abkommen verstoßen und sich nicht an den Vertrag zur Nichtverbreitung
von Kernwaffen gehalten, sagte Esper am Samstag in Paris bei einer
gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner Amtskollegin Florence Parly. Der
Iran habe immer die Absicht gehabt, dieses Vorhaben zu verfolgen. Dagegen
hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) dem Iran bis zu Beginn
seines Teilausstiegs aus dem Atomabkommen mehrfach attestiert, sich an die
Auflagen gehalten zu haben.
Die französische Verteidigungsministerin Parly betonte, dass sich Paris
weiterhin für die Aufrechterhaltung des Atomabkommens einsetzen werde. Alle
diplomatischen Bemühungen seien darauf gerichtet. Der französische
Staatschef Emmanuel Macron engagiere sich sehr dafür und wolle den Dialog
fortsetzen.
## Iranische Währung verliert drastisch an Wert
Der Iran hat sich seit Mai dieses Jahres schrittweise aus dem Wiener
Atomabkommen von 2015 zurückgezogen und jetzt die dritte Phase eingeleitet.
Auf Anordnung von Präsident Hassan Ruhani vom Mittwoch soll die iranische
Atomorganisation jetzt alles in Angriff nehmen, was für den Ausbau der
nationalen Atomtechnologie und für die Forschung notwendig ist.
Beobachter sehen in der dritten Stufe des Teilausstiegs vor allem einen
Versuch der Führung in Teheran, sich mit einer neuen Drohkulisse mehr
Spielraum bei den nächsten Atomverhandlungen zu verschaffen. Schon bei der
bevorstehenden UN-Vollversammlung in New York in diesem Monat, an der auch
Ruhani teilnehmen wird, könnte es zu einem Gipfeltreffen der fünf
Vertragspartner – Russland, China, Frankreich, Großbritannien und
Deutschland – kommen. Eine Teilnahme von US-Präsident Donald Trump an dem
Treffen sei derzeit zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, heißt
es.
Der Iran verlangt in erster Linie eine Aufhebung der US-Sanktionen,
besonders im Ölsektor. Der Ölexport ist die Haupteinnahmequelle des Landes,
und ohne diese Exporte könnte sich die Wirtschaftskrise weiter verschärfen.
Seit die US-Sanktionen in Kraft sind, ist die nationale Währung Rial nur
noch die Hälfte wert.
7 Sep 2019
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