# taz.de -- Donald Duck wird 84 Jahre alt: Ode an den Erpel | |
> Der berühmteste Bewohner von Entenhausen hat Geburtstag. Zeit, seinen | |
> Werdegang zu beleuchten und einfach mal „Danke“ zu sagen. | |
Bild: Hoch soll er leben: Donald Duck feiert seinen 84. Geburtstag | |
Seit 2016 wird in den Medien nur noch über einen Donald gesprochen – und | |
zwar den Falschen! Donald Fauntleroy Duck (ja, das ist sein voller Name) | |
ist und bleibt „The real Donald“. Nicht nur sieht der Erpel im | |
Matrosenanzug wesentlich besser aus, er ist auch ganze 13 Jahre älter als | |
das billige, orangefarbene Imitat, das sowieso mehr an Onkel Dagobert | |
erinnert. | |
Stolze 84 wird Donald am 9. Juni. Er hat sich gut gehalten. 1934 hatte er | |
seinen ersten Auftritt in dem Disney-Zeichentrickfilm „The Wise Little | |
Hen“, damals aber noch als Nebencharakter. Erst drei Jahre später begann | |
dann seine Solokarriere. Aber die hatte es in sich. | |
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Donald – wie viele seiner Kollegen | |
auch – für amerikanische Propaganda gegen die Nazis eingespannt. 1943 | |
erhielt er sogar den Oscar für „The Fuehrer's Face“, einem Kurzfilm in dem | |
Donald im nationalsozialistischen Deutschland verzweifelt. | |
Insgesamt elf Mal wurde er für den Filmpreis nominiert, tatsächlich | |
gewonnen hat er ihn aber nie wieder. Ein Erpel von Welt wie Donald, der | |
sich mit Pech wahrlich auskennt, steckt das aber locker weg. Immerhin hat | |
er seinen eigenen Stern auf dem Hollywood Boulevard of Fame. | |
Der Kosmos des Enterichs wächst | |
Faul, tollpatschig und nicht der Allerhellste – ein bisschen Donald steckt | |
in uns allen. Und so überholte er den etwas älteren, allzu perfekten Micky | |
Maus bald in Sachen Beliebtheit und startete neben seiner Filmkarriere vor | |
allem auf dem Papier durch. Es erschienen Comicstrips in Zeitungen, Heften | |
und Büchern. | |
Zunächst kümmerte sich Carl Barks um die Darstellung des Erpels, später | |
kamen weitere Zeichner in den USA, Großbritannien, Skandinavien und vor | |
allem auch Italien hinzu. Nach und nach entstand ein vielfältiger Kosmos | |
voll tierischer Bewohner, der immer noch stetig wächst. | |
Mittlerweile gehören die Familie Duck und ihre Freunde zum weltweiten Kanon | |
der Popkultur. Für den deutschsprachigen Raum hatte [1][Erika Fuchs] einen | |
großen Anteil daran. Sie übersetzte die Geschichten für das Micky-Maus-Heft | |
aus dem Englischen und übertraf das Original dabei sogar. | |
Es gefiel der Literaturliebhaberin besonders, sich für ihre Übersetzungen | |
an der deutschen Klassik zu bedienen. Geschickt jubelte sie den Neffen | |
Tick, Trick und Track mal eben ein Schiller-Zitat unter oder verwandelte | |
eine Zeile aus Heinrich Seidels „Ingenieurlied“ in den berühmten Ausspruch | |
des gefiederten Erfinders Daniel Düsentrieb: „Dem Ingeniör ist nichts zu | |
schwör“. | |
Der ursprüngliche Wutbürger | |
Fuchs' typische Art, Verben für lautmalerische Zwecke auf den Wortstamm zu | |
verkürzen, nennt man ihr zu Ehren auch „Erikative“. So kann es schonmal | |
sein, dass Donald am Küchentisch sitzt, in die Ferne starrt und dabei | |
„Grübel“ sagt. | |
Viel wahrscheinlicher ist aber, dass er auf und ab springt und dabei | |
„Grmpf“, „Tob“ oder „Kreisch“ ruft, denn Donald neigt zu Tobsuchtan… | |
Er war schon Wutbürger, als es noch nicht schick war, sich immer wieder | |
Montags aufzuregen. | |
Allerdings hat Donald auch allen Grund dazu: Er wird von seinem | |
urkapitalistischen Onkel ausgebeutet, muss sich um die Drillinge (!) seiner | |
verschollenen Schwester kümmern und konkurriert ständig mit seinem Vetter | |
Gustav um die Hand der hübschen Daisy, die es trotz einer jahrelangen | |
Verlobung nicht lassen kann, ab und an zweigleisig zu fahren. | |
Und dabei ist Gustav nun wirklich unsympathisch. Wer Sätze wie „Was hast Du | |
gegen mich? Ich sehe gut aus, bin intelligent, stets tadellos frisiert, und | |
das Glück ist mir hold!“ von sich gibt, dem dürfte öfter Unmut entgegen | |
schlagen. | |
Danke, Donald! | |
Es ist dem armen Donald wirklich zu Gute zu halten, dass er seinen Mitenten | |
trotz allem noch nicht die Köpfe abgerissen hat und sich weiterhin für ein | |
Abenteuer nach dem nächsten vor den Karren spannen lässt. | |
Und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Duck'schen Geschichten adaptieren und | |
parodieren Historisches, Literatur, Filme und aktuelles Zeitgeschehen – | |
selbst Frau Merkel haben die Enten schon getroffen. So ist für unendlich | |
viel Stoff gesorgt. 84 ist ja eigentlich auch noch kein Alter. Die Rente | |
kann warten, Donald. | |
9 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Maxie Römhild | |
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