| # taz.de -- Deutsche Umwelthilfe gegen Werbung: Reklame beschleunigt Klimakrise | |
| > Ungewollte Werbepost im Briefkasten stört nicht nur, sie verursacht auch | |
| > Tausende Tonnen CO2. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert dafür die | |
| > Deutsche Post. | |
| Bild: Einige nervt sie – und klimaschädlich ist Werbung auch | |
| Berlin dpa/taz | Ungewollte [1][Briefkastenwerbung] verursacht nach | |
| Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe jährlich einen Ausstoß von [2][mehr | |
| als einer halben Million Tonnen Kohlendioxid (CO2)]. Das geht aus aktuellen | |
| Daten hervor, die der Umweltverband an diesem Freitag vorstellt und die der | |
| dpa vorab vorlagen. | |
| Demnach könnten bei der Papierherstellung pro Jahr bis zu 535.000 Tonnen | |
| des Klimagases gespart werden, wenn nur noch jene Haushalte Werbepost | |
| erhielten, die das auch wünschten. Derzeit gilt die Regelung, dass | |
| Haushalte unerwünschte Werbepost explizit ablehnen müssen, etwa per | |
| Aufkleber „Bitte keine Werbung“, wenn sie nichts erhalten möchten. Zum | |
| Vergleich: In ganz Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Millionen | |
| Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Der Anteil der ungewollten Werbepost | |
| daran liegt also unter 0,1 Prozent – ist also verschwindend gering. | |
| Die Deutsche Umwelthilfe fordert dennoch, per Gesetz eine umgekehrte | |
| „Opt-In-Regelung“ einzuführen, die den Einwurf von Werbepost nur noch bei | |
| jenen erlaubt, die ausdrücklich auf dem Briefkasten markieren, dies zu | |
| wollen. | |
| Nach Schätzungen des Umweltbundesamts fallen pro Haushalt wöchentlich etwa | |
| 500 bis 700 Gramm unverlangte Werbung und kostenlose Zeitungen an. Die DUH | |
| schätzt, dass etwa drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger keine Werbung | |
| mehr erhielten, wenn eine Opt-In-Regel gelten würde. Auf dieser Annahme | |
| basiere auch das errechnete CO2-Einsparpotenzial. | |
| ## 28 Prozent gegen Werbepost | |
| Bislang würden lediglich etwa 28 Prozent der Bürger per Aufkleber kenntlich | |
| machen, dass sie keine Werbepost wünschten, schreibt die DUH in Berufung | |
| auf [3][Daten der Zeitungsmarktforschungsgesellschaft ZMG]. | |
| Mit der Opt-In-Regel müsse „niemand auf etwas verzichten. Wer weiterhin | |
| Werbung will, bekommt sie“, sagte DUH-Vizegeschäftsführerin Barbara Metz. | |
| „Der ungelesene und sinnlos produzierte Großteil“ aber wird eingespart“,… | |
| Metz. | |
| Enttäuscht zeigte sie sich vor allem von der Deutschen Post als „einem der | |
| hauptverantwortlichen Akteure für unadressierte Werbepost“. Das Unternehmen | |
| wolle „nach eigenen Aussagen schon in wenigen Jahren klimaneutral sein. | |
| Ohne entscheidende Änderungen bei der Verteilung unadressierter Werbepost | |
| wird dies allerdings nicht zu machen sein“, erklärte Metz. Laut | |
| DUH-Berechnungen sei „die Deutsche Post für jährlich eine Milliarde | |
| ‚Einkaufaktuell‘-Werbebroschüren verantwortlich. | |
| ## 100.000 Unterschriften an Justizministerium | |
| Bereits im vergangenen Dezember hatte sich der Verband mit diesem Anliegen | |
| und 100.000 gesammelten Unterschriften an das Bundesjustizministerium | |
| gewandt. Zur gewünschten Gesetzesänderung kam es bislang nicht. Auf | |
| dpa-Anfrage teilt das Ministerium mit, dass es das Anliegen der | |
| Umweltschützer nachvollziehen könne und dass mögliche Regelungsoptionen | |
| derzeit geprüft würden. Noch seien aber wichtige Abwägungsfragen ungeklärt, | |
| etwa mit Blick auf mögliche Nachteile für örtliche Unternehmen. | |
| Werbepost sei beispielsweise für den stationären Handel „ein wichtiges | |
| Instrument der Absatzförderung“, erklärte eine Sprecherin. Darüber hinaus | |
| könnte eine Opt-In-Regelung auch die Pressefreiheit betreffen, wenn etwa | |
| Anzeigenblätter mit redaktionellem Teil von einem Verbot erfasst würden. | |
| 10 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Presse-in-Corona-Zeiten/!5717449 | |
| [2] http://docs.dpaq.de/17938-210827_pm_duh_klimaentlastung_opt_in_verfahren_we… | |
| [3] https://www.die-zeitungen.de/argumente/zeitungsqualitaeten/werbeverweigerer… | |
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