| # taz.de -- Der Durst der Großstadt: Wasser für die Waterkant | |
| > Hamburg will noch mehr Trinkwasser aus der Nordheide fördern. | |
| > Genehmigungsverfahren muss nach acht Jahren wieder neu aufgerollt werden. | |
| Bild: Frisch aus der Heide: Trinkwasser für Stadtkinder. | |
| HAMBURG taz | Mit einem Verwaltungsabkommen wollen Hamburg und | |
| Niedersachsen die Trinkwasserförderung der Hansestadt in der Nordheide | |
| absichern. Die entsprechende Vereinbarung liege dem Hamburger Senat zur | |
| Unterschrift vor, teilte die Interessengemeinschaft Nordheide (IGN) mit. | |
| Diese Bürgerinitiative wehrt sich gegen eine übermäßige Wasserentnahme in | |
| dem Gebiet aus Angst vor einer möglichen Austrocknung. "Das darf hier keine | |
| Lüneburger Wüste werden", so IGN-Sprecher Karl Hermann Ott. | |
| Die Hamburger Umweltbehörde bestätigte auf Anfrage der taz, dass | |
| "weitestgehend Einvernehmen" zwischen den beiden Ländern bestehe. Mit der | |
| Vereinbarung würde die Wassergewinnung für die Metropole auf eine | |
| "verlässliche Grundlage gestellt", sagt Behördensprecher Volker Dumann. | |
| Eine Unterzeichnung des Abkommens "dürfte zur Jahresmitte 2012 realistisch | |
| sein". | |
| Seit 2004 läuft im zuständigen Landkreis Harburg ein Genehmigungsverfahren | |
| für die Wasserentnahme durch Hamburg Wasser. 2004 war der Fördervertrag | |
| nach 30 Jahren ausgelaufen, seitdem gibt es nur provisorische Genehmigungen | |
| (siehe Kasten). 15,7 Millionen Kubikmeter Trinkwasser fördert Hamburg | |
| jährlich in der Nordheide, das entspricht rund 15 Prozent des Hamburger | |
| Wasserverbrauchs. Beantragt ist bislang eine Erhöhung auf 16,6 Millionen | |
| Kubikmeter. Jetzt will Hamburg eine Erhöhung um zusätzliche 1,8 Millionen | |
| auf 18,4 Millionen Kubikmeter im Jahr einreichen - und das verlängert das | |
| Verfahren zusätzlich. | |
| Mit einer öffentlichen Auslegung der Unterlagen "ist frühestens 2013 zu | |
| rechnen", sagt Gunnar Peter, Abteilungsleiter Boden, Luft, Wasser im | |
| Landratsamt Winsen/Luhe. "Wesentliche Teile des Antrags müssen grundlegend | |
| überarbeitet werden", sagt Peter. Zudem müssten alle etwa 2.000 Einwender, | |
| die Bedenken gegen die Trinkwasserentnahme angemeldet haben, informiert | |
| werden. Diese könnten dann neue Einwendungen einreichen. Dadurch würde sich | |
| das gesamte Verfahren deutlich verlängern: "Wir werden den Antrag von | |
| Hamburg Wasser gründlich und umfänglich prüfen", sagt Peter. | |
| Die Erhöhung auf 18,4 Millionen Kubikmeter sei notwendig, sagt Carsten | |
| Roth, Sprecher von Hamburg Wasser. "Die Prognosen zeigen keinen deutlich | |
| sinkenden Verbrauch", sagt Roth, "aber eine wachsende Bevölkerung." Die | |
| HamburgerInnen sind mit 108 Litern pro Tag und Einwohner bereits die | |
| sparsamsten Verbraucher in Deutschland, da lasse sich "nicht mehr groß was | |
| sparen". Eine WC-Spülung, die durch Spartasten von acht auf vier Liter | |
| Durchfluss halbiert wurde, lasse sich nicht weiter reduzieren: "Bei zwei | |
| Litern funktioniert die Toilette nicht mehr", sagt Roth. Deshalb müsse | |
| Hamburg Wasser wegen des Bevölkerungswachstums im Stadtstaat "von einem | |
| mindestens stagnierenden oder leicht zunehmenden Gesamtverbrauch ausgehen". | |
| Zurzeit fördert Hamburg in der Nordheide nur 15,7 Millionen. Nach Ansicht | |
| der IGN ist das bereits viel zu viel. Sie fordert, die Menge auf maximal | |
| 10,0 Millionen Kubikmeter im Jahr zu begrenzen. Das sei im Interesse von | |
| Natur und Landwirtschaft in der Heideregion notwendig, so IGN-Sprecher Ott. | |
| Hamburg Wasser hingegen hofft, in 2014 endlich die langfristige Genehmigung | |
| des Antrags zu erhalten. "Nach zehn Jahren Prüfung", sagt Roth, "wäre das | |
| doch ein schönes Datum." | |
| 27 Jan 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
| Sven-Michael Veit | |
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