# taz.de -- Bodo Ramelow über Bahn-Tarifkonflikt: „Honeymoon ist es trotzdem… | |
> Trotz einer massiven Entfremdung zwischen Bahn und GDL wurde laut | |
> Schlichter Bodo Ramelow in den Verhandlungen sogar gelacht. Das freut | |
> auch seine Frau. | |
Bild: Am Ende wurden – wie es so schön heißt – die Weichen auf Einigung g… | |
taz: Herr Ramelow, als die Schlichtung vorbei war, haben Sie eine | |
[1][Liedzeile von Marius Müller-Westernhagen getwittert]: „Die Verträge | |
sind gemacht.“ Traf denn auch die nächste Zeile zu – „und es wurde viel | |
gelacht“? | |
Bodo Ramelow: Die erste Zeit war sehr anstrengend. Aber als wir über die | |
größten Berge gestiegen waren, gab es auch Situationen, wo gelacht wurde. | |
Ich habe die Beteiligten am Schluss sehr entspannt erlebt. | |
Es gab in diesem Tarifkonflikt ja nicht nur inhaltliche Differenzen. Die | |
Hauptakteure von Bahn und Gewerkschaft schienen regelrecht verfeindet zu | |
sein. Wie haben Sie das erlebt? | |
Der Konflikt hängt eng mit der Privatisierung der Bahn zusammen. Seitdem | |
gibt es einen massiven Entfremdungsprozess der Lokführergewerkschaft von | |
ihrem Arbeitgeber, dem sie früher eng verbunden war. Das ist wie in einer | |
Ehe – irgendwann ist das Verhältnis zerrüttet. Bisweilen hatte ich das | |
Gefühl, ich sei mitten in einem Scheidungsprozess einer 50-jährigen Ehe, wo | |
seit zehn Jahren eine Scheidung läuft, die von üblen Anwälten immer | |
weitergetrieben wird. | |
Und jetzt ist das alte Paar wieder glücklich? | |
Nein, Honeymoon ist es trotzdem nicht. Aber wir haben Voraussetzungen | |
geschaffen, wie man sich in Zukunft besser aushalten kann. Wir haben sehr | |
intensiv über die Sorgen des Zugpersonals gesprochen, über | |
15-Stunden-Schichten, Pausen auf dem Zug und anderes, was auf Außenstehende | |
sehr befremdlich wirkt. Jetzt haben sie viel miteinander vereinbart: 450 | |
Seiten sind unterschrieben worden. So ein Tarifwerk habe ich in meinem | |
ganzen Leben noch nicht verhandelt. | |
Wie viel Zeit hat das Ganze denn gekostet? Und woher nehmen Sie die neben | |
Ihrem Job als Ministerpräsident? | |
Die reinen Schlichtungsgespräche haben 75 Stunden gedauert – fast nur am | |
Wochenende. Falls ein Ministerpräsident überhaupt Freizeit hätte, gab es | |
bei mir in diese Phase gar keine. Die Hauptleidtragende war meine Frau. | |
Hoffentlich wurde die Ehekrise der Bahn dann nicht durch eine private | |
abgelöst … | |
Nein, meine Frau ist begeistert von der Einigung. Als regelmäßige | |
Bahnfahrerin legt sie Wert auf Züge, die fahren. | |
Und glauben Sie, dass es dabei auf Dauer bleibt? Wird die Vereinbarung | |
halten? | |
Die Voraussetzungen sind jedenfalls geschaffen. Und wenn die Lokführer und | |
Zugbegleiter spüren, dass ihre Belastung tatsächlich weniger wird und der | |
Wettbewerb nicht mehr über Lohndumping ausgetragen wird, führt das mit | |
Sicherheit zu viel Entspannung. | |
Wer eine Einigung zwischen der Bahn und der GDL erreichen kann, empfiehlt | |
sich ja durchaus für andere festgefahrene Verhandlungen. Sind bei Ihnen | |
schon Anfragen aus Brüssel oder Athen eingegangen? | |
Natürlich würde ich mich freuen, wenn das Thema Griechenland endlich | |
rational gelöst würde, statt mit Austerität und Drohungen. Aber auch wenn | |
mein Herz für die Syriza schlägt, kann ich da leider nicht helfen. | |
1 Jul 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/bodoramelow/status/615979547926921216 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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