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# taz.de -- Attentäter von New Orleans: Hass, Schulden und eine IS-Flagge
> Zum Islam konvertiert, geschieden, beruflich gescheitert. Was wir vom
> Attentäter von New Orleans bislang wissen, passt in kein Schema.
Bild: New Orleans, 1. Januar: Ein zerstörter weißer Pickup am Anschlagsort
Der mutmaßliche Attentäter selbst kann die vielen Fragen nicht mehr
beantworten. Was hat den 42-jährigen gebürtigen Texaner Shamsud-Din Bahar
Jabbar dazu gebracht, in der [1][Neujahrsnacht über die Bourbon Street in
New Orleans] zu rasen und so viele Menschen mit seinem gemieteten Auto zu
töten, wie er nur konnte?
US-Medien haben versucht, Informationen über Jabbar zusammenzutragen. Da
ist die Kindheit in Beaumont, Texas, die christliche Erziehung. Irgendwann
vor vielen Jahren konvertierte Jabbar zum Islam, berichtet sein 24-jähriger
Bruder Abdur. Aber noch vor zwei Wochen, als er zuletzt mit ihm telefoniert
habe, habe er nichts von irgendwelchen Anschlagsplänen geahnt.
Als Shamsud-Din Bahar Jabbar zum Militär ging, wo er über ein Jahrzehnt
diente, ein Auslandseinsatz in Afghanistan 2009/2010 inklusive, habe er
nicht recht gewusst, was er sonst mit dem Leben anfangen sollte, berichtet
sein Bruder. Das Militär habe ihm zu Disziplin verholfen. Im Anschluss
hingegen fiel ihm der Wiedereintritt ins zivile Leben schwer, seine erste
Ehe, aus der zwei Töchter stammen, wurde 2012 geschieden,
Unterhaltsstreitigkeiten folgten.
2019 erwarb er eine Lizenz als Immobilienmakler, veröffentlichte
entsprechende Videos eines gepflegten, kompetenten und erfolgreichen
Geschäftsmannes und verdiente Geld.
## Gewalt in der Ehe
Aber auch Jabbars zweite Ehe ging in die Brüche, seine beruflichen
Aktivitäten offenbar ebenfalls. In einer E-Mail vom Januar 2022 schreibt er
in seinem zweiten Scheidungsverfahren, er könne sich die Raten für sein
Haus nicht mehr leisten, sei bereits mit 27.000 Dollar im Rückstand und ihm
drohe die Zwangsversteigerung. Die von ihm gegründete Immobilienfirma
schreibe Verluste, er selbst sei verschuldet. Seine zweite Frau verfügte
ein Näherungsverbot, nachdem es zu Gewalttätigkeiten gekommen war.
Vor rund einem Jahr zog er in ein muslimisch geprägtes Viertel von Houston,
Texas, um. In den letzten Monaten, berichtet Wayne Marsh, der zweite Mann
von Jabbars erster geschiedener Frau, habe dieser angefangen, sich „seltsam
zu benehmen“, sodass das Paar sich entschieden habe, ihm den Umgang mit
seinen bei der Mutter lebenden Töchtern zu verweigern.
Der ehemalige Schulkamerad Chris Pousson erzählt gegenüber der New York
Times, „Sham“, wie er damals genannt worden sei, sei „ruhig, reserviert u…
sehr, sehr klug“ gewesen – ein guter Schüler, gut gekleidet und niemand,
der irgendwie Ärger macht. Über Facebook habe er nach Jabbars Ausscheiden
aus dem Militär mitbekommen, wie der sich der Religion stärker zugewandt
habe. „Das war nie muslimisch-extremistisches Zeug, er drohte nie mit
Gewalt“, sagt Pousson, aber man habe spüren können, dass ihn der Islam sehr
bewegte.
In den Videos aber, die Jabbar offenbar auf der Fahrt von Texas nach New
Orleans drehte, ist von Religion offenbar wenig, von Hass auf die Umstände
und die Familie hingegen sehr viel die Rede. Ursprünglich habe er geplant,
die Familie zu einem Fest zusammenzubringen und sie dort alle zu töten,
heißt es da.
## Kontakt zum IS nicht belegt
Dann jedoch habe er verschiedene Träume gehabt und entschieden, sich dem
„Islamischen Staat“ anzuschließen, dem er in einem der Videos die Treue
schwört.
Dennoch gehen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass Jabbar den Plan zu
dem Anschlag vermutlich nicht allein ausgearbeitet habe. Belege dafür, dass
er tatsächlich Kontakt zu anderen mutmaßlichen IS-Aktiven gehabt haben
könnte, haben sie bislang allerdings nicht vorgelegt.
Wer oder was Jabbar wirklich war und was ihn angetrieben hat, bleibt noch
immer recht dunkel. Eines war er sicher nicht, auch wenn der designierte
US-Präsident Donald Trump das behauptet: ein Migrant.
2 Jan 2025
## LINKS
[1] /Anschlaege-in-New-Orleans-und-Las-Vegas/!6060268
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Terroranschlag
New Orleans
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