# taz.de -- Silvester-Bilanz in Berlin: Same procedure as every year | |
> Abgetrennte Hände, Feuerwerksraketen auf Passanten, brennende Balkone: | |
> Die BerlinerInnen gestalten den Jahreswechsel traditionell. | |
Bild: BSR-MitarbeiterInnen beim Aufräumen der Frankfurter Allee an Neujahr 2019 | |
Mit den üblichen unangenehmen Begleiterscheinungen haben die BerlinerInnen | |
das neue Jahr begrüßt. Die Feuerwehr meldete per Twitter am Mittwoch, sie | |
habe in der Silvesternacht zwischen 19 Uhr und 6 Uhr exakt 1.385 Einsätze | |
gefahren, was einen Rückgang von 12 Prozent gegenüber dem | |
Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeute. | |
Meist ging es zu Bränden, etwa von Autos oder auf Balkonen. Nahezu | |
unverändert sei dagegen die Zahl der Angriffe auf HelferInnen: Laut | |
Feuerwehr gab es 49 Übergriffe, 33 davon mit Pyrotechnik. Ein Feuerwehrmann | |
erlitt ein Knalltrauma und wurde in eine Spezialklinik gebracht. Vor einem | |
Jahr verzeichnete die Feuerwehr 57 Übergriffe bei insgesamt 1.580 | |
Einsätzen. | |
Wenig Neues auch beim Thema Selbstverletzung durch illegale Böller | |
respektive unsachgemäße Behandlung von Pyrotechnik: Das auf Brandwunden und | |
Handchirurgie spezialisierte Unfallkrankenhaus Berlin in Marzahn hat in der | |
Silvesternacht 15 Menschen diesbezüglich behandelt. | |
Darunter war ein Mann, der sich mit einem so genannten Polenböller Teile | |
der Hand weggesprengt hat, wie eine Kliniksprecherin am Dienstagmorgen | |
sagte. Ein anderer habe schwere Verbrennungen im Gesicht und | |
Mittelgesichtsfrakturen beim Anzünden einer Kettenbatterie erlitten. „Das | |
lässt auf eine enorme Sprengkraft schließen“, so die Sprecherin. Jährlich | |
gebe es in Berlin durchschnittlich 50 bis 70 Menschen, die sich beim | |
Jahreswechsel mit Böllern oder Feuerwerk verletzten, die meisten davon | |
Männer. | |
Die Polizei war zum Jahreswechsel mit 1.600 zusätzlichen BeamtInnen im | |
Einsatz, vor allem rund um die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und | |
Siegessäule und am Alexanderplatz, aber auch bei insgesamt 1.721 Einsätzen | |
(Vorjahr 1.732) unterwegs. Wie immer waren die häufigsten Einsatzanlässe | |
der verbotene Umgang mit Pyrotechnik sowie Körperverletzungen und | |
Sachbeschädigungen. | |
Bei der offiziellen Großsause am Tiergarten, wo nach Polizeiangaben mehrere | |
zehntausend Menschen bis 2 Uhr morgens feierten, gab es „diverse“ | |
Strafanzeigen wegen Böllerei, die dort verboten war, sowie | |
Körperverletzung. Zudem wurden zwei Strafermittlungsverfahren wegen | |
sexueller Belästigung sowie eines wegen des Verdachts der Vergewaltigung | |
eingeleitet, zu denen Tatverdächtige festgenommen werden konnten. | |
Besonders hoch her ging es wie im Vorjahr in der Pallasstraße in | |
Schöneberg. Dort beschossen laut Polizei bis zu 150 Personen vorbeifahrende | |
Fahrzeuge und Passanten mit Feuerwerkskörpern. Für sie hagelte es 31 | |
Strafermittlungsverfahren, 27 Personen wurden vorübergehend festgenommen | |
und erhielten Platzverweisungen. | |
Die Überreste der Nacht beseitigen seit dem Neujahrsmorgen 600 Beschäftigte | |
und 150 Fahrzeuge der BSR. In den Kiezen kann das noch Tage dauern. | |
1 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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