# taz.de -- 6. Staffel von „House of Cards“: Weiblich, nicht weniger skrupe… | |
> In der sechsten Staffel der Polit-Intrigen-Serie „House of Cards“ regiert | |
> eine Frau. Damit ist sie der Realität mal wieder einen Riesenschritt | |
> voraus. | |
Bild: Endlich allein im Weißen Haus | |
Eine Warnung: Am Freitag ist die sechste Staffel von „House of Cards“ | |
angelaufen. Sollten Sie die fünfte Staffel noch nicht gesehen haben, lesen | |
Sie nicht weiter. Suchen Sie sich einen anderen taz-Text. Oder schauen Sie | |
schnell alle Folgen und lesen dann diesen Text. | |
Als am 30. Mai 2017 ebenjene fünfte Staffel von „House of Cards“ startete, | |
war der Schnack noch folgender: Die Realität hat die Serie wenn nicht | |
über-, dann doch mindestens eingeholt. | |
Warum? Weil gut vier Monate zuvor Donald Trump zum Präsidenten der USA | |
aufgestiegen war. In echt. Das schien krasser, als es jede fiktionale Serie | |
sein kann. Und das scheint es bis heute. | |
Kevin Spacey saß damals in nahezu jeder Late-Night-Show und erzählte davon, | |
wie der echte Politbetrieb in Washington den MacherInnen von „House of | |
Cards“ immer wieder Stöckchen in die Speichen hielt. Wie sollte man diesen | |
Wahlkampf zwischen Trump und Hillary Clinton noch toppen? Wie sollte man | |
auf diesen Wahnsinn reagieren? Auf all die Lügen Trumps? Auf die Angriffe? | |
Auf den Chauvinismus? | |
## Claire ist kaum weniger skrupellos als Frank | |
Spacey ist [1][längst vom Bildschirm verschwunden], nachdem Vorwürfe der | |
sexuellen Belästigung öffentlich wurden, auch von „House of | |
Cards“-Mitarbeitern. Die Produktion der sechsten Staffel wurde unterbrochen | |
– und später umgeschrieben und ohne ihn fortgesetzt. | |
Die Serie hat sich nun, in der am Freitag in Deutschland beim Pay-TV-Sender | |
Sky veröffentlichten sechsten Staffel, von der Realität wieder emanzipiert. | |
Warum? Weil eine Frau regiert – in Zeiten, in denen überall nach den | |
starken Männern gerufen wird. Weil Claire Underwood (Robin Wright) die | |
Macht an sich riss, als ihr Mann Frank Underwood (Kevin Spacey) nicht mehr | |
konnte und nicht mehr wollte. Es war sein Plan, dass seine Frau die Leitung | |
des underwoodschen Familienbetriebs namens Weißes Haus übernimmt. Er | |
wollte im Hintergrund weiter die Fäden in der Hand halten – und als | |
privater Unternehmer seinen Profit daraus schlagen, dass seine Frau die | |
Staatschefin wäre. Dachte er zumindest. Wie naiv. „Jetzt bin ich dran“, | |
sagt Claire Underwood am Ende der fünften Staffel und geht nicht ran, als | |
ihr Mann anruft. | |
Claire ist halt kaum weniger skrupellos als Frank. Auch sie spinnt | |
Intrigen, auch sie hat Affären, auch sie schreckt vor Morden nicht zurück, | |
auch sie hat ein Ziel: Macht. Er hätte das wissen müssen. Sie muss nun | |
beweisen, dass sie diese Macht auch festhalten kann. | |
4 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Netflix-Serie-House-of-Cards/!5479587 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
## TAGS | |
House of Cards | |
Weißes Haus | |
Kevin Spacey | |
Schwerpunkt #metoo | |
Arte | |
Schwerpunkt #metoo | |
Kevin Spacey | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
BBC-Miniserie „Verrate mich nicht“: Ärztin ohne Grenze | |
In der BBC-Miniserie ist Dr. Ally Sutton eine erfolgreiche und beliebte | |
Ärztin. Das einzige Problem: Sie ist eigentlich gar keine. | |
Nach Vorwürfen der sexuellen Gewalt: Die Kevin-Spacey-Stiftung schließt | |
Neue Konsequenzen aus der #MeToo-Debatte in Großbritannien: Eine von Kevin | |
Spacey gegründete Stiftung stellt ihre Arbeit ein. | |
Netflix-Serie „House of Cards“: Ersatz für Kevin Spacey gefunden | |
Für die letzte Staffel steigen die Hollywood-Schauspieler Diane Lane und | |
Greg Kinnear in die Serie ein. Ihre Rollen sind noch nicht bekannt. |