# taz.de -- Schmiergeldaffäre von Siemens beendet: 90 Millionen gegen schwarze… | |
> Der Streit um die von Siemens mutmaßlich an griechische Politker und | |
> Beamte gezahlten Bestechungsgelder ist beendet. Das Parlament in Athen | |
> stimmte einem Vergleich zu. | |
Bild: Seit drei Jahren prominenter Anti-Korruptionsexperte bei Siemens: Ex-Fina… | |
MÜNCHEN/BERLIN dpa/taz | Siemens und Griechenland haben einen Schlussstrich | |
unter ihre Schmiergeldaffäre gezogen. Das griechische Parlament habe am | |
Donnerstag einem Vergleich zugestimmt, teilte der Elektrokonzern in München | |
mit. Athen verhängt keine Bußgelder. Dafür verzichtet Siemens auf die | |
Bezahlung offener Rechnungen von 80 Millionen Euro, unterstützt griechische | |
Bildungs- und Anti-Korruptionsprogramme mit 90 Millionen und investiert 100 | |
Millionen Euro in seine griechischen Konzerntöchter und die Arbeitsplätze | |
dort. | |
Siemens soll früher Politiker und Beamte in Griechenland bestochen haben, | |
um Aufträge von Staatsfirmen zu bekommen - darunter zur Digitalisierung des | |
griechischen Telefonnetzes in den 1990er Jahren, für Kommunikationssysteme | |
für die griechischen Streitkräfte und für das Überwachungssystem für die | |
Olympischen Spiele 2004. Damit schließt Siemens mit einem weiteren Teil | |
seiner Aufsehen erregenden Korruptions-Vergangenheit ab. | |
2006 war der Konzern international in die Schlagzeilen geraten, als die | |
amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) | |
Ermittlungen gegen den Konzern einleitete. Die SEC geht hart gegen | |
Korruption vor, sie folgt dabei dem so genannten Foreign Corrupt Practices | |
Act der USA, der jegliche Geldzahlung an Behörden- und Regierungsvertreter | |
verbietet. Auch an Behörden im nicht-amerikanischen Ausland. | |
## 1,4 Milliarden Euro schwarz gezahlt | |
Da Siemens seit 2001 an der amerikanischen Börse notiert war, wurde damals | |
die SEC aktiv, obwohl es bei den Vorwürfen mal um Zahlungen für Aufträge | |
der Venezuelanischen Transit ging, mal um israelische Kraftwerke oder | |
Telefonnetze in Bangladesh. Insgesamt zahlte Siemens nach den damaligen | |
Ermittlungsergebnisse in den 90er und 2000er Jahren mehr als 1,4 Milliarden | |
Euro in schwarze Kassen. Mit ihnen wurde wie in Griechenland bei der | |
Auftragsvergabe nachgeholfen. | |
Am Ende kostete der Skandal den Konzern allerdings auch mehr als zwei | |
Milliarden Euro – vorwiegend inform von Anwalts- und Beratergebühren sowie | |
Geldstrafen. Letztlich einigte sich Siemens mit der Börsenaufsicht auch | |
darauf, einen Antikorruptionsplan und eine eigene Abteilung zu erstellen. | |
Über diese wacht seit drei Jahren der ehemalige Finanzminister Theo Waigel | |
als Compliance-Monitor bei Siemens. Die Abteilung handelt im Auftrag der | |
US-Börsenaufsicht und ist mit über 600 Mitarbeitern breit aufgestellt. | |
## 2010 Rekordmarge von 10 Prozent | |
Waigel stufte Anfang März auf einer Konferenz des Bundesbauministeriums | |
Antikorruptionssysteme als einen Wettbewerbsvorteil ein: „Die | |
Vertragspartner haben Vertrauen und ohne Schmiergelder ist man automatisch | |
gezwungen, bessere Produkte zu machen, innovativ zu werden“, sagte Waigel. | |
„Das ist auf lange Sicht die sicherste Einnahmequelle.“ Seit der | |
Restrukturierung ab 2008 seien die Gewinne des Unternehmens gestiegen, 2010 | |
habe es die Rekordmarge von 10 Prozent erreicht, so Waigel. | |
Heute werde nur noch in Extremfällen Geld an Beamte in anderen Ländern | |
gezahlt, etwa wenn ein Siemens-Mitarbeiter in Risiko-Ländern wie Libyen | |
während der Revolution nicht weiterreisen dürfe. „Dann kann man auch mal | |
unorthodox handeln“, erläuterte der Ex-Finanzminister. „Hauptsache alles | |
wird danach auch dokumentiert und man geht offen mit solchen Erlebnissen | |
um.“ KG | |
5 Apr 2012 | |
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