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# taz.de -- Finale der Handball-WM: Und nun zurück in die Provinz
> Nach großartigem Turnier verliert das DHB-Team das WM-Finale. Die
> Siegerinnen aus Norwegen stehen für einen anderen Stellenwert des
> Frauenhandballs.
Bild: Nach dem WM-Finale: Norwegerinnen freuen sich, Deutsche sind enttäuscht
Lange hatte sein Team die norwegischen Weltmeisterinnen ins Grübeln
gebracht. Erst in den Schlussminuten machten die Champions aus Skandinavien
mit Cleverness und Star-Appeal (Henny Reistad, [1][Katrine Lunde]) die
nächste Goldmedaille einer Handballweltmeisterschaft klar. Sie wurden beim
23:20 (11:11) erstmals in diesem Turnier gefordert, lobten später den
Gegner pflichtschuldig, nahmen Pokal und Plaketten routiniert entgegen. Für
die 45 Jahre alte Torhüterin Lunde war es ihr letztes Länderspiel.
Es hätte jetzt alles richtig romantisch werden können. Mit Medaillen um den
Hals und in der Hand standen Markus Gaugisch und Ingo Meckes in der zugigen
Interviewzone der Ahoy Arena. Sie grinsten um die Wette – unter dem
Eindruck beeindruckender Auftritte des Nationalteams. Doch ewige Treue
schworen sich der Bundestrainer und der Sportvorstand nicht. Wer ihren
Worten lauschte, vernahm Abschiedsschwingungen.
Gaugisch hatte zuvor schon Bekenntnisse zum [2][Deutschen Handballbund
(DHB)] vermieden. Sein Vertrag dort läuft Ende April 2026 aus. „Ich habe
Bock auf Handball, ich habe Lust zu arbeiten, mit einer Mannschaft etwas zu
entwickeln“, sagte er am Sonntagabend. Es ist kein Geheimnis, dass es ihn
nach knapp vier Jahren als Frauen-Bundestrainer in den [3][Vereinshandball]
zieht – den der Männer. In Rotterdam wirkte er, als habe er die Mission
beim DHB im Moment des größten Erfolges gedanklich schon beendet.
Den Deutschen blieb der zweite Platz, die erste Auszeichnung seit 18
Jahren. Mehr noch – auch die B-Note war erfreulich, dieses Team strahlt
Frische, Zusammenhalt und Mut aus. „Auf und neben dem Feld sind das gute
Vorbilder“, sagte Gaugisch, „sie kämpfen für die nächste Generation an
Handballerinnen.“
In der [4][öffentlichen Debatte] um Einkommensunterschiede und (fehlende)
Wertschätzung mischten viele seiner Spielerinnen ohne Scheu mit. Anders als
früher stimmte die Chemie im Team. Xenia Smits, die integrative Kraft der
Gruppe, kullerten die Tränen: „Wir hatten hier Wochen ohne Schnickschnack.
Das war einfach schön.“
Den Trainer drängt's in den Männerhandball
So schön wird es vielleicht nie wieder. Ingo Meckes vom DHB lobte zwar den
Eindruck, den dieses Team unter ihrem Chef hinterließ: „Markus Gaugisch hat
einen ganz, ganz großen Anteil daran.“ Also weiter mit ihm in Richtung
Olympische Spiele 2028? „Wir haben uns schon vor der WM unterhalten. Wir
haben einen super Kontakt“, antwortete er vielsagend. „Sehr entspannt“, s…
er bezüglich der Vertragsfrage, steuerte Gaugisch bei: „Wir werden uns
jetzt hinsetzen und schauen, was wir hinkriegen.“
Aus seinem Team kam viel Zuneigung. „Er hat die richtigen Knöpfe gedrückt�…
sagte Xenia Smits, „ich wünsche mir, dass er bleibt.“ Kapitänin Antje Dö…
sagte, sie würde sich „wahnsinnig freuen“, sollte Gaugisch weitermachen.
Für die 37 Jahre alte Linksaußen hielt dieses Turnier einen krönenden
Abschluss bereit, wurde sie wie [5][Emily Vogel] ins „All-Star-Team“
gewählt. Rückraum-Akteurin Viola Leuchter bekam den Titel „Beste junge
Spielerin“ verliehen.
Es ist ja so eine Sache mit organischem Wachstum im Teamsport. Den
Französinnen hatten Schwangerschaften und Verletzungen einen Strich durch
die Titelverteidigung gemacht. Als „Generation geiler Handball“,
bezeichnete Gaugisch sein Team, das den Viertelfinal-Fluch aufgehoben hat.
„Aber es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es wieder passiert“, mahnte
er und erinnerte daran, dass alle prägenden Norwegerinnen bei jenen Teams
ihr Geld verdienen, die am Champions-League-Wochenende auf dem Treppchen
stehen.
Seine Emporkömmlinge Nieke Kühne und Nina Engel hingegen versuchen, bei der
HSG Blomberg/Lippe vom Handball zu leben. Beide rannten sich im Endspiel
die Köpfe ein. Da war viel Luft nach oben. Was auch für die
Handball-Bundesliga der Frauen gilt.
Der DHB will die Welle des Erfolges reiten – Länderspiele sollen zu
Festtagen werden. Das ist eine erwartbare Entwicklung. Ob dauerhaft mehr
Sichtbarkeit des [6][Frauenhandballs] über die Bundesliga erzielt werden
kann, scheint fraglich: In Buxtehude, Metzingen und Bensheim werden die
Spielerinnen bald wieder unter sich sein. Dem hält die
Nationalmannschafts-Managerin Anja Althaus entgegen: „Jetzt haben Sponsoren
doch gesehen, was in dieser Sportart steckt.“ Weiter warb sie: „Ich wünsche
mir, dass mehr Sponsoren Bundesligavereine unterstützen, dass wir Hallen
bauen, dass es normal wird, wenn das Fernsehen Frauenhandball zeigt und
nicht bis zum nächsten großen Turnier wartet.“
15 Dec 2025
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## AUTOREN
Frank Heike
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