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# taz.de -- Handball: Turnier als Türöffner
> Die deutschen Handballerinnen kämpfen bei der Heim-WM nicht nur um Siege
> auf der Platte. Sie befinden sich in einem mühsamen
> Gleichstellungsprozess.
Bild: Mit aller Wucht: Viola Leuchter gegen die Spanierin Lyndie Tchaptchet Defo
Wenn die Weltmeisterschaft ab Dienstag in ihre dritte und entscheidende
Phase geht, hat Saskia Lang daran nicht nur monatelang im Hintergrund
gefeilt, sondern ist als Frau aus dem Hauptamt eines ihrer Gesichter – es
gab kaum eine Podiumsdiskussion ohne die 38-Jährige. „Wir wollen eine
Bewegung werden“, sagt sie.
„Hands up for more“ lautet deswegen der Slogan. „Handball ist jetzt
Frauensache“, steht auf den Plakaten. Lang, die frühere Nationalspielerin,
sitzt seit 2020 als „Managerin Marketing internationale Events“ im
Maschinenraum des Deutschen Handballbundes (DHB). Sie ist überzeugt, dass
[1][Bundestrainer Markus Gaugischs Team] an diesem Dienstag in Dortmund das
Halbfinale erreicht (17.15 Uhr, live im ZDF).
Doch ehe aus dem Frauenhandball „mehr“ werden kann, muss er seine
Hausaufgabe machen. Lang ärgert sich nämlich: „Wir müssen uns innerhalb der
Handballblase unterstützen. Wir müssen unsere Fans zur
Frauen-Nationalmannschaft bringen. Ich habe die vergangenen fünf Jahre alle
Länderspiele der Männer gesehen. Da triffst du die Bundesliga-Trainer und
viele Spieler. Das ist bei Frauenländerspielen nicht so. Aber wie wollen
wir neue Leute für unseren Sport begeistern, wenn nicht mal wir
Handballerinnen und Handballer für ihn brennen?“
Die Frauen-Liga HBF, die Vereine und der DHB [2][müssen bezogen auf ihr
„Produkt“ noch Strecke machen]. Lang verspricht, die Vereine auf dem Weg zu
mehr Professionalität weiter zu „nerven“: „Ich bin da gern die bad woman.
Allein die Schaffung meines Postens beim DHB hat viel verändert und
ermöglicht“, sagt sie. „Ich bin hier und kann angerufen werden. Ich bin die
Türöffnerin, wenn die Vereine Hilfe wollen.“
## Rekordprämien für die Frauen
Der DHB lässt sich diese Weltmesse bei einem Gesamtetat von 13 Millionen
rund eine Million Euro kosten – so hoch wird das Minus sein, verriet
Präsident Andreas Michelmann. Die Frauen bekommen [3][die gleichen
Tagegelder wie die Männer]; für den Titel lobte der DHB die Rekordsumme von
425.000 Euro aus. Seit Jüngstem sitzen vier Frauen im elfköpfigen
Präsidium. Saskia Lang sagt: „Es ist etwas ins Rollen gekommen, weil
Präsident Andreas Michelmann und Vorstand Mark Schober es ernst mit dem
Frauenhandball meinen. Sobald wir oben diversere Entscheidungen treffen,
werden viele Dinge leichter durchzusetzen und bewusster sein.“
Diese WM soll den Durchbruch bei der Gleichstellung bringen – natürlich mit
Hilfe der Hauptdarstellerinnen: „Durch die Kampagne kommt das Thema immer
mehr auf“, sagt Kapitänin Antje Döll, „und wir füllen das auch intern mit
Leben. Es gibt gerade mit den jungen Spielerinnen heiße Diskussionen zur
Chancengleichheit und auch darum, ob wir gendern sollten oder nicht. Ich
zum Beispiel gendere eher unbewusst.“ Die Unterstützung durch den Verband
sei inzwischen vorbildlich, sagt die 37-Jährige.
Wie viel in Deutschland aber aufzuholen ist, merkt Saskia Lang an der
öffentlichen Skepsis, ob es die Spielerinnen nicht überfordere, wenn Themen
wie Gehaltslücke, Safe Sport Code und Equal Pay mitverhandelt werden. Das
bringt Lang auf: „Es ist doch ein Muss, diese Fragen zu beantworten! Bei
den Männern werden sie nicht gestellt, weil sie kein Thema sind, bei uns
wird gefragt: Lenken die vom Sport ab?“ Das zeige nur, wie notwendig es
sei, den Aufholprozess mit Energie und Mitteln zu verstetigen. Der DHB
wolle jedenfalls nicht abweichen von seinem Kurs: „Wir würden uns sonst
unglaubwürdig machen. Außerdem haben wir mit der Heim-EM 2032 das nächste
große Turnier vor der Tür.“
Einmal warmgeredet, muss sie an die vergangene Heim-WM denken. 2017 gehörte
sie zum deutschen Kader. Das Motto damals: „Simply wunderbar“. Die süßlic…
Note fand sie schrecklich. Das Aus im Achtelfinale auch. Vor acht Jahren
war die Botschaft noch simpel – geht raus und spielt Handball. Nun hat sich
das gesellschaftliche Klima verändert. Die Zeit scheint reif für ein
Turnier, das seinen Hauptakteurinnen einiges abverlangt.
9 Dec 2025
## LINKS
[1] /Deutsche-Frauen-beim-Handball-WM/!6128610
[2] /Stagnation-im-Frauenteamsport/!6107453
[3] /Equal-Pay-im-Sport/!5451137
## AUTOREN
Frank Heike
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