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# taz.de -- Bangladeschs Ex-Regierungschefin: Todesurteil gegen Sheikh Hasina
> Die 2024 gestürzte Premierministerin soll für Hunderte Tote bei Protesten
> verantwortlich sein. Nun hat ein Sondertribunal sie in Abwesenheit
> verurteilt.
Bild: Wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haftstraf…
rtr | In Bangladesch ist die 2024 gestürzte Ministerpräsidentin Sheikh
Hasina in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Ein
Kriegsverbrechertribunal befand am Montag Hasina in Dhaka für schuldig,
vergangenes Jahr die Niederschlagung eines von Studenten angeführten
Aufstands [1][mit Hunderten Toten] angeordnet zu haben.
Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde sie zudem zu einer
lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nach der Verkündung des Todesurteils
brandete im Gerichtssaal Jubel und Applaus auf. Hasina sprach [2][im
indischen Exil] von einem politisch motivierten Urteil: „Ich habe keine
Angst, meinen Anklägern in einem ordentlichen Gericht gegenüberzutreten, in
dem Beweise fair abgewogen und geprüft werden können.“
Das Urteil ist wenige Monate vor den für Anfang Februar erwarteten
Parlamentswahlen ausgesprochen worden, von denen Hasinas Partei, die
Awami-Liga, ausgeschlossen ist. Es wird befürchtet, dass der Schuldspruch
zu neuen Unruhen führen könnte. Gegen das Urteil kann Berufung beim
Obersten Gerichtshof eingelegt werden. Hasinas Sohn und Berater, Sajeeb
Wazed, sagte der Nachrichtenagentur Reuters jedoch am Vorabend des Urteils,
man werde nicht in Berufung gehen, solange keine demokratisch gewählte
Regierung unter Beteiligung der Awami-Liga im Amt sei.
Die Staatsanwaltschaft hatte während des monatelangen Prozesses erklärt,
sie habe Beweise für einen direkten Befehl Hasinas zur Anwendung tödlicher
Gewalt aufgedeckt. Damit sollte der Aufstand im vergangenen Jahr
unterdrückt werden. Einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge wurden bei
den Protesten zwischen dem 15. Juli und dem 5. August 2024 bis zu 1.400
Menschen getötet und Tausende weitere verletzt. Es waren die schwersten
Gewaltausbrüche in Bangladesch seit dem Unabhängigkeitskrieg von 1971.
Die 78-jährige Hasina hatte in einem E-Mail-Interview mit Reuters im
vergangenen Monat die Vorwürfe abgestritten. Sie sei nicht persönlich an
der Anwendung tödlicher Gewalt oder anderen mutmaßlichen Verbrechen
beteiligt gewesen. Ihr von Staats wegen bestellter Pflichtverteidiger hatte
die Anklage als unbegründet bezeichnet und auf Freispruch plädiert.
Seit Hasinas Flucht wird das südasiatische Land mit 170 Millionen
Einwohnern von einer Übergangsregierung unter der Leitung des
[3][Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus] geführt. Obwohl es seitdem
weitgehend friedlich blieb, [4][ist die politische Stabilität noch nicht
wiederhergestellt]. Im Vorfeld der Urteilsverkündung war die Lage
angespannt. Landesweit wurden in den vergangenen Tagen mindestens 30
Sprengsätze gezündet und 26 Fahrzeuge in Brand gesetzt. Auch am Montag
wurden die verschärften Sicherheitsvorkehrungen in Dhaka und anderen großen
Städten fortgesetzt.
17 Nov 2025
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