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# taz.de -- Ursachen der Waldbrände: Im Feuerdreieck
> In der Saison 2025 haben die Brände in Europa mehr als 1,4 Millionen
> Hektar Wald vernichtet. Eine Analyse in Zahlen.
Bild: Feuerwehr versucht Brand bei Tancoso in Portugal zu bekämpfen
Wenn es Herbst wird, geht die [1][Waldbrandsaison] in Europa zu Ende. Das
ist eine der wenigen Konstanten, die in Bezug auf Brände in Zeiten der
Erderhitzung weiterhin zu gelten scheinen – auch wenn aktuell vereinzelte
Feuer in Spanien und anderen Ländern auch an dieser Gewissheit rütteln. Die
große Verwüstung durch zunehmende Waldbrände ist für dieses Jahr schon
angerichtet. Deswegen lohnt sich jetzt ein Blick auf die Daten, die das
Ausmaß der Feuersaison in diesem Jahr zeigen.
[2][Mehr als 1,4 Millionen Hektar Waldfläche] sind 2025 bisher in Europa
abgebrannt. So zeigen es Satellitendaten des European Forest Fire
Information Systems (Effis). Das ist, als wäre der Schwarzwald 140-mal
komplett abgebrannt. Mehr als ein Zehntel der gesamten deutschen Waldfläche
fasst die Zerstörung. So viel war es noch nie in einem Jahr. Das hat auch
massive Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß der europäischen Länder.
Einen Beitrag zu dieser, im schlechtesten Sinne, rekordträchtigen
Waldbrandsaison hat auch Deutschland geleistet. Auch wenn das Ausmaß der
Brände hierzulande im europäischen Vergleich nur eine relativ geringe
Fläche betrifft, ist seit dem Start der Aufzeichnung 2008 bis Ende
September noch nie so viel Wald verbrannt wie 2025. Mehr als 14.000 Hektar
Fläche wurden seit Anfang des Jahres in Deutschland vernichtet, immerhin
fast anderthalbmal die Fläche der Nordseeinsel Sylt. Der mit Abstand größte
Waldbrand 2025 in Deutschland war in der Gohrischheide im sächsischen
Landkreis Meißen. Mehr als 2.060 Hektar verbrannten dort.
## Besonders viel Futter für Waldbrände
[3][Brände sind für Tiere und Pflanzen eine große Gefah]r und bedrohen auch
Menschen in immer größerem Maß. Im Juli näherte sich ein Waldbrand der
südfranzösischen Stadt Marseille bis zum Stadtrand, mehr als 70 Häuser
wurden durch das Feuer beschädigt. 2025 erreichten die Brände in Europa
neue Gebiete und hatten dort besonders viel Futter.
Das zeigt besonders der Blick auf die iberische Halbinsel. Denn der
Nordwesten Spaniens und der angrenzende Norden Portugals ist
vegetationsreich und gehört für dortige Verhältnisse eigentlich zu den
feuchteren Gegenden der Länder. In den vergangenen Jahren blieb er dadurch
von größeren Waldbränden verschont, andere Regionen Spaniens und Portugals
waren viel stärker betroffen. Doch der Klimawandel schafft neue Realitäten.
Ein Blick auf die Daten zeigt, dass [4][gerade diese Landesteile von
Spanien] und Portugal in dieser Waldbrandsaison besonders stark von Bränden
betroffen waren.
„Für einen Waldbrand braucht es drei Zutaten, das sogenannte Feuerdreieck“,
sagt Christopher Reyer, der am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
(PIK) zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder forscht. Das
Feuerdreieck, wie Forscher wie Reyer es nennen, besteht aus heißem,
trockenem Wetter, aus Vegetation als Futter für das Feuer und einem
Entzünder. „In Europa kommt es im Verhältnis viel seltener als in Kanada
oder Sibirien zu einem Feuer, das durch Blitze entzündet wird. Der Auslöser
ist hier fast immer mutwillige Brandstiftung oder einfach Unachtsamkeit.“
Wissenschaftler Reyer betont, dass vor allem Brände in vegetationsreichen
Gebieten wie dem Nordwesten Spaniens dazu führen, dass große Mengen CO2
ausgestoßen werden. Der Grund: Die Pflanzen, die eigentlich Kohlendioxid
speichern, verbrennen und setzen die gespeichterten Treibhausgase frei.
## Rekord an CO2-Emissionen in 2025
Die Daten des Global Wildfire Information System (GWIS) zeigen, dass in
Spanien noch nie so hohe CO2-Emissionen durch Waldbrände freigesetzt wurden
wie 2025. Verantwortlich dafür sind vor allem die massiven Waldbrände
Anfang August. Bis zum 5. August lagen die CO2-Emissionen durch Waldbrände
in Spanien noch deutlich unter dem langjährigen Mittel, dann nehmen sie
innerhalb kürzester Zeit stark zu und steigen bis Ende August auf knapp 18
Millionen Tonnen. Das ist mehr als Slowenien als ganzes Land 2023
ausgestoßen hat.
Für die kommenden Jahre ist zu befürchten, dass das Ausmaß der Waldbrände
nur noch weiter zunehmen wird. „Die Waldfläche in Europa, die noch
verbrennen kann, ist noch viel größer. Das kann leider noch eine Weile so
weitergehen“, sagt der Waldforscher Reyer. [5][Als zentralen Grund sieht
der Wissenschaftler dafür den Klimawande]l.
Durch steigende Temperaturen könne die Luft mehr Wasser speichern, die
Vegetation trocknet aus und ist leichter entzündlich als früher. Menschen
haben, betont Reyer, im Feuerdreieck kurzfristig vor allem einen Einfluss
auf die Entzündung von Wäldern. Ein großes Problem ist allerdings, dass die
„Feuertage“, wie Reyer sie nennt, also Tage mit hohem Waldbrandrisiko,
durch den Klimawandel in der Zahl zunehmen. So steigt auch das Risiko von
Unachtsamkeiten – und das Ausmaß der Schäden, die mutwillige Brandstiftung
nach sich ziehen.
Wenig Hoffnung auf Besserung macht auch eine Untersuchung von World Weather
Attribution. Die Organisation untersucht bei Extremwetterereignissen wie
den Bränden in Spanien, welchen Einfluss der Klimawandel auf deren
Auftreten und Intensität hat. In einer [6][aktuellen Untersuchung zu den
Feuern in Spanien und Portugal] in diesem Jahr kommen sie zu dem Ergebnis,
dass Feuer mit diesem Ausmaß beim aktuellen Stand der Erderhitzung etwa
alle 15 Jahre auftreten werden. Das Risiko für Brände hat durch die
menschengemachte Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit um den Faktor 40
zugenommen. Außerdem verschlimmert sich die Intensität der Feuer um 30
Prozent.
## Viele Brände auf ehemaligen Truppenübungsplätzen
Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung fordert in
Anbetracht dieser Aussichten ein Umdenken und [7][langfristige
Investitionen] in neue Maßnahmen. In Deutschland ereigneten sich die Brände
zum Beispiel vor allem auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Ein Grund für
die Häufung von Bränden auf aktiven oder ehemaligen Militärgeländen ist,
dass dort meist kein aktives Forstmanagement betrieben wird und mehr dünnes
Totholz im Wald bleibt, was leichter entzündlich ist.
Die Bekämpfung von Bränden ist durch die Munitionsbelastung des Bodens
besonders schwer. Die Feuerwehr kann die Bereiche nur bedingt auf dem Boden
betreten, auch Hubschrauber dürfen oft nicht aus der Luft löschen. Eine
Maßnahme zur Anpassung muss, fordert Reyer, daher darin bestehen, dass man
spezielle Fahrzeuge für diese Gebiete anschafft, die trotz der
Explosionsgefahr dort operieren können. „Man braucht dann spezielle
Räumpanzer beziehungsweise gepanzerte Löschfahrzeuge, um in den Gebieten
arbeiten zu können, ohne das Leben von Feuerwehrmännern und -frauen zu
gefährden.“
In besonders betroffenen Gebieten, etwa innerhalb Spaniens, müsse sogar
darüber nachgedacht werden, in bestimmten Gegenden nicht mehr neu zu bauen.
„Gerade im besonders betroffenen Mittelmeerraum wissen die Menschen viel
besser als wir in Deutschland, dass bestimmte Brände nicht verhindert
werden können.“ Ähnlich wie das bereits in küstennahen Gebieten mit hohem
Hochwasserrisiko passiert, müsse man in bestimmten Waldbrandgebieten
kritisch prüfen, ob dort Häuser gebaut werden können oder ob das Risiko von
Brandschäden zu hoch ist. „So ein Umdenken gibt es bisher noch nicht
großflächig“, sagt Christopher Reyer. Aber die Realität von Jahren wie 2025
könnte es nötig machen.
27 Sep 2025
## LINKS
[1] /Waldbraende/!t5023932
[2] /Waldbraende-2025/!6099735
[3] /Vegetation-nach-Waldbraenden/!5885111
[4] /Extreme-Waldbraende/!6104859
[5] /Studie-zu-Feuern-in-der-Klimakrise/!6104458
[6] https://www.worldweatherattribution.org/extreme-fire-weather-conditions-in-…
[7] /Waelder-in-Flammen/!6106514
## AUTOREN
Yannik Achternbosch
## TAGS
Waldbrände
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Klima
Schwerpunkt Klimawandel
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Waldbrände
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