| # taz.de -- Folgen von Waldbränden in Spanien: Nach dem Feuer die Asche | |
| > Nach schweren Bränden in Galicien spült Regen Asche in Flüsse und | |
| > verseucht das Wasser. Dörfer haben kein Trinkwasser mehr, das Meer ist | |
| > bedroht. | |
| Bild: Zwei Anwohner und ein Forstbeamter beobachten einen Waldbrand im Galicisc… | |
| Vilamartín de Valdeorras hat ein Problem. Das 1.900-Einwohner-Dorf in der | |
| Provinz Ourense im nordwestspanischen Galicien hat kein Trinkwasser mehr. | |
| Nicht etwa wegen Trockenheit, sondern weil es regnet. „Flüsse und Bäche | |
| sind gut gefüllt, aber sie sind [1][mit Asche] verseucht“, erklärt | |
| Bürgermeister Enrique Álvarez. Diese kommt von den verheerenden | |
| [2][Waldbränden] im vergangenen Sommer. Der jetzt im Herbst einsetzende | |
| Regen reißt sie mit. | |
| „Bei uns im Kreis sind 30.000 Hektar abgebrannt, praktisch die gesamte | |
| bewaldete Fläche“, erklärt Álvarez. In der Provinz Ourense, der am | |
| stärksten betroffenen in ganz Spanien, waren es insgesamt drei Mal soviel. | |
| Überall am Ufer der Leira, die bei Vilamartín in den Fluss Sil fließt, hat | |
| sich schwarzer Schlamm abgesetzt. „Chapapote del Monte“ „Ölschlamm aus d… | |
| Bergen“ nennen sie das in Anlehnung an „Chapapote“, den Ölschlamm von | |
| Tankerunglücken, den sie an der Küste nur zu gut kennen, | |
| „Unsere Wasserreservoire sind verseucht. Oft ist das Wasser nicht einmal | |
| mehr zum Duschen zu gebrauchen“, sagt Álvarez. Trinkwasser muss per LKW | |
| gebracht werden. Nicht nur Vilamartín, der gesamte Kreis leidet unter der | |
| Asche. „Solange Regional- und Zentralregierung nichts unternehmen, wird das | |
| wohl den ganzen Winter über so weitergehen“, ist Álvarez sich sicher. Denn | |
| im Herbst und Winter regnet es in Galicien besonders viel. | |
| Etwas unternehmen, das ist nicht leicht. Zwar hilft es, die abgebrannten | |
| Ländereien mit Stroh zu bedecken, um so die verbrannte Erde vor Auswaschung | |
| zu schützen – Mulching nennen sie das hier – aber dazu braucht es viel | |
| Personal und es kostet viel Geld. Hinzukommt, dass viele Gegenden absolut | |
| unzugänglich sind. Dort kann Stroh nur per Hubschrauber ausgebracht werden. | |
| Dem Stroh werden üblicherweise Samen beigemischt, damit wieder Gras und | |
| Sträucher wachsen. | |
| ## Was folgt danach? | |
| „Sie machen das an einigen Stellen, aber das ist nicht genug“, urteilt | |
| Cristóbal López von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Für | |
| ihn ist die Waldbrandbekämpfung und -vorsorge ungenügend, aber auch „die | |
| Pläne für danach“. „Die Verwaltung ignoriert die wahren Anforderungen | |
| vollständig“, sagt er. „Galicien versorgt sich fast ausschließlich aus | |
| Oberflächenwasser. Große grundwasserführende Schichten gibt es hier nicht“, | |
| weiß López. Deshalb sei das mit der Asche eine „Katastrophe für Flora und | |
| Fauna in den Gewässern, aber auch ein großes Problem für die öffentliche | |
| Gesundheit.“ | |
| Studien des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC) zeigen, dass Boden, | |
| der extremer Hitze ausgesetzt war, undurchlässig wird. Dadurch kann | |
| Regenwasser nicht mehr ins Erdreich eindringen, sondern fließt ab und | |
| transportiert dabei Asche und mit ihr verschiedene Schadstoffe mit. In | |
| großen Mengen kann das, was ins Meer gelangt, Sauerstoffmangel am | |
| Meeresboden verursachen und Tausende von Organismen töten, die dort leben. | |
| Studien des Instituts für Ozeanographie (IEO) zeugen von alarmierenden | |
| Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) in den | |
| Sedimenten aller Flussmündungen Galiciens. Die Schadstoffe stammen | |
| eindeutig aus den Überresten verbrannter Vegetation. Manche dieser | |
| Schadstoffe überschritten bei einer Untersuchung vor zwei Jahren die in der | |
| EU-Wasserrahmenrichtlinie festgelegten Grenzwerte um das bis zu Zwölffache. | |
| [3][] | |
| [4][Nach den Waldbränden dieses Jahres] wird die Belastung im Wasser, | |
| Stränden und am Meeresgrund erneut zunehmen. Viele der Schadstoffe reichern | |
| sich dann im Gewebe von filtrierenden Organismen wie Muscheln, Herzmuscheln | |
| und Miesmuscheln an. Dies führt zum einen zum Schalentiersterben durch | |
| Vergiftung. Und der Verzehr belasteter Schalentiere ist eine Gefahr für die | |
| menschliche Gesundheit. | |
| „Wir schauen immer voller Furcht auf die Waldbrände“, erklärt Marina | |
| Buceta, Sprecherin der Muschelsammlerinnen in Pontevedra. 2006 wurden dort | |
| die gesamten Strände mit Ascheschlamm verseucht. „Ein Teil ist bis heute | |
| nicht mehr zu gebrauchen“, sagt sie. Buceta hofft, dass in diesem Jahr der | |
| Ascheschlamm die Muschelbänke nicht betrifft. „Ein Großteil der Waldbrände | |
| war in Ourense“, sagt sie. | |
| Die dortigen Flüsse münden in den Miño. Der Grenzfluss zwischen Galicien | |
| und Portugal fließt an einer Steilküste ins Meer. „Bei uns hat es im | |
| Hinterland auch gebrannt, aber viel weniger“, sagt Buceta. Sie hofft, dass | |
| die Flüsse hier nicht verseucht werden. Allerdings weiß auch sie um die | |
| stetige Zunahme der Verschmutzung des Meeres auch ohne Katastrophen wie die | |
| von 2006. | |
| 7 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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