# taz.de -- Hamburgs neue Katzenschutzverordnung: Die Kastrationspflicht kommt | |
> In Hamburgs Straßen gibt es zu viele streunende Katzen. Deshalb müssen | |
> Katzen-Halter:innen ihre Tiere künftig kastrieren, chippen und | |
> registrieren. | |
Bild: Überlastet: Das Katzenhaus im Tierheim an der Hamburger Süderstraße | |
Hamburg taz | Seit mehr als drei Wochen ist Kater Mick schon auf der | |
Krankenstation des Tierheims an der Neuen Süderstraße in Hamburg. Als er | |
gefunden wurde, war er matt und schwach. Der unkastrierte Fünfjährige hatte | |
diverse Verletzungen, in seinen Wunden waren Maden. Offenbar wurde er | |
ausgesetzt – [1][wie so viele Tiere während der Reisezeit]. | |
Gut 150 Katzen hat der Hamburger Tierschutzverein von Juni bis August | |
aufgenommen, mutmaßlich passten sie nicht in die Urlaubsplanung. Da das | |
[2][Tierheim] vor allem während der Sommerferien überbelegt ist, gibt es | |
schon eine Weile einen Aufnahmestopp. | |
Sonst würde der Bereich für Katzen aus allen Nähten platzen, weil die | |
Sanierung des seit 2021 wegen Einsturzgefahr gesperrten Alten Katzenhauses | |
noch immer nicht abgeschlossen ist und dadurch 150 Plätze sowie zehn | |
Quarantänestellen fehlen. | |
Die Krux ist: Gerade kranke Tiere belegen oft ziemlich lange Plätze, bevor | |
sie überhaupt zur Vermittlung freigegeben werden können. Auch Katzenbabys, | |
die auf der Straße geboren werden, können nicht direkt in ein neues Zuhause | |
ziehen. In der Regel sind sie so scheu, dass sie zunächst auf einer | |
Pflegestelle an Menschen gewöhnt werden müssen. Mal dauert das Wochen, mal | |
sogar Monate. | |
## Jahrelanges Ringen | |
[3][Darum ist es wichtig, Hauskatzen mit Freigang zu kastrieren.] Dazu sind | |
ab 2026, wenn die Katzenschutzverordnung in Hamburg in Kraft tritt, alle | |
Halter:innen verpflichtet, zudem müssen sie ihre Tiere sowohl chippen | |
als auch registrieren lassen. Das hat den Vorteil, dass Katzen bei Verlust | |
zugeordnet werden und schnell nach Hause zurückkehren können. | |
„Im Grunde kommen diese Maßnahmen viel zu spät“, sagt Stefanie Bauche, | |
Vorstandsmitglied im Hamburger Tierschutzverein. Sie hatte bereits 2020 mit | |
Lisa Maria Otte, Sprecherin für Tierschutz in der | |
Grünen-Bürgerschaftsfraktion, über eine Katzenschutzverordnung geredet – | |
die Politikerin musste allerdings mehrere Jahre darum ringen. | |
Währenddessen ist die Zahl der Streunerkatzen drastisch gestiegen. | |
Offiziell heißt es, in Hamburg würden rund 10.000 Katzen auf der Straße | |
leben, doch Stefanie Bauche schätzt, dass es inzwischen viermal so viele | |
Tiere sind. Einfach weil sich Katzen rasant vermehren und nach der | |
Lockerung der Pandemie-Einschränkungen auffällig viele Jungtiere ausgesetzt | |
wurden – mutmaßlich, weil deren Besitzer:innen am Arbeitsplatz wieder | |
Präsenzpflicht hatten. | |
## Verordnung hilft Straßenkatzen | |
Für diese Straßenkatzen bietet der Tierschutzverein in Hamburg 50 | |
Futterplätze an, betreut von Ehrenamtlichen. Ebenso kastriert das Tierheim | |
heimatlose Vierbeiner. „Wir kämpfen gegen Windmühlen“, bilanziert Stefanie | |
Bauche. „Natürlich wird es dauern, bis die Katzenschutzverordnung wirklich | |
die Population reduziert.“ | |
Dennoch bringen die Maßnahmen etwas, das zeigt sich zum Beispiel in Erfurt. | |
Nachdem dort 2017 die Katzenschutzverordnung eingeführt worden war, hatte | |
sich nach zwei Jahren die [4][Situation der Streuner] ein ganzes Stück | |
verbessert. Die Population hatte sich verringert, die Straßenkatzen | |
kränkelten weniger. Mehr als die Hälfte der untersuchten Tiere war klinisch | |
gesund, zuvor plagte über die Hälfte mindestens eine organische Krankheit. | |
Ähnlich positive Ergebnisse erhofft sich Stefanie Bauche, die regelmäßig | |
mit einem Katzenrettungsteam unterwegs ist, zumindest langfristig in | |
Hamburg. Sie ist davon überzeugt, dass die Hamburger:innen die | |
Katzenschutzverordnung nicht ignorieren werden: „Die meisten Menschen sind | |
gesetzestreu.“ | |
Ginge es nach ihr, dann sollten Tierärzt:innen verpflichtet werden, jene | |
Halter:innen zu melden, die sich den [5][Vorschriften der | |
Katzenschutzverordnung] zu entziehen versuchen. Außerdem wünscht sie sich | |
von der Stadt finanzierte Kastrationsaktionen für Streuner, die es in | |
Schleswig-Holstein bereits gibt. Dort werden sie vom Land bezuschusst. | |
All diese Schritte könnten dazu beitragen, dass nicht mehr 1.500 Katzen | |
jährlich ins Tierheim an der Neuen Süderstraße kommen. Derzeit beherbergt | |
es rund 200 – darunter Kater Benny, geboren 2023. Er wurde Ende Juli in | |
Harburg aufgegriffen. In einem recht stabilen Zustand, aber unkastriert. | |
Sprich: Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich bereits fortgepflanzt hat, ist | |
hoch. | |
Kürzlich wurden drei unkastrierte Katzen in einer viel zu engen | |
Transportbox gefunden. „Für die Tiere war das eine extrem stressige | |
Situation“, erklärt Stefanie Bauche. Solche Fälle, hofft die | |
Katzenretterin, wird es dank der Katzenschutzverordnung künftig seltener | |
geben. | |
3 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Findeltiere-in-Hamburg/!5703058 | |
[2] /Toetung-von-Strassenhunden-in-der-Tuerkei/!6057889 | |
[3] /Tierheime-Arten--und-Tierschutz/!6003024 | |
[4] /Europaeische-Wildkatze-bedroht/!6080227 | |
[5] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bjv/aktuelles/2025-… | |
## AUTOREN | |
Dagmar Leischow | |
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