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# taz.de -- Überraschungen bei Basketball-EM: Der neue Trend des harten Spiels
> Mit Finnland und Georgien treffen die Überraschungsteams des Turniers im
> Viertelfinale aufeinander. Beide profitieren bislang von ihrer
> Leidenschaft.
Bild: Entschlossener geht es kaum: Finnlands Lauri Markkanen stopft den Ball du…
Riga taz | Halb ein Uhr nachts vor der Arena in Riga: Die meisten Fans sind
weg, die letzte Tram ins Zentrum auch. Mika in seinem weißen
Finnland-Trikot ist das egal. Er schwankt beträchtlich und sagt in
radebrechendem Englisch, dass er eigentlich nur bis morgen gebucht habe.
„Wann ist das Viertelfinale?“, erkundigt er sich. Auf die Antwort, dass
diese Partie nächsten Mittwoch ausgetragen wird, erklärt er: „Dann
verlängere ich bis dahin, mindestens!“
Die Finnen hatten eine Stunde davor Serbien 92:86 (48:44) geschlagen und
damit völlig überraschend den Titelfavoriten dieser Europameisterschaft aus
dem Turnier geworfen – mit Herz und Hirn und auch ein wenig Glück.
In der Interviewzone dreht sich der finnische Kapitän von Fragesteller zu
Fragesteller. Wann genau im Spiel war der Glaube an den Sieg da? Sasu Salin
lächelte einen kurzen Moment, als wollte er sagen: „Was soll die Frage?!“
Dann entgegnet er ganz freundlich und ernsthaft: „Von dem Moment an, als
wir aufs Parkett gegangen sind. Wir haben früh unsere Würfe getroffen, und
auch als es nicht lief, haben wir diese Einstellung nie verloren.“
Entscheidender Spieler der Schlussphase ist Elias Valtonen. Ihm gelingen in
den letzten zwei Minuten acht Zähler. Und er trifft auch beim wichtigsten
Wurf der Partie jenseits der 3-Punkte-Linie. Valtonen lief vor ein paar
Jahren noch für Tübingen in der zweiten Liga auf. Mittlerweile spielt er im
spanischen Granada. Im EM-Achtelfinale und kurz vor Schluss verwandelt er
den Wurf seines Lebens, hinweg über die Arme des vielleicht besten Spieler
der Welt, [1][Nikola Jokić.] Kapitän Sasu Salin antwortet auf die Frage, ob
Valtonen „big balls“ habe? „Baseballs!“
## Gut im zweiten Versuch
Seit 2010 nennt sich das finnische Nationalteam der Männer „Susijengi“ und
das der Frauen „Susiladies“. Frei übersetzt bedeutet Susijengi
„Wolfsrudel“. Außerdem finden sich in der Wortschöpfung des Verbandes noch
die Wörter für Finnisch sein, Sportlichkeit, Tapferkeit und Fröhlichkeit
wieder.
Die fröhlichen Wölfe beißen gegen Serbien tapfer bis zum Schluss. Sie
liegen im dritten Viertel mit elf Zählern hinten, aber drehen die Partie.
Sie halten Serbien bei schwachen 29 Prozent von der 3-Punkte-Linie und
profitieren von 20 Offensivrebounds, ein Fabelwert. Diese zweiten
Gelegenheiten nach Fehlwürfen erkämpfen sich die Wölfe, weil sie viel
leidenschaftlicher zu Werke gehen als Serbien.
Diese Leidenschaft trug Finnland auch schon durch die Gruppenphase. Mit
ihren Fans im Rücken in Tampere stürmte das Team durch die ersten drei
Partien mit drei Siegen und unterstrich, was einige Mitglieder bereits im
Trainingslagers öffentlich erklärt hatten: dass sie als erstes finnisches
Männerteam um eine EM-Medaille spielen wollen. Recht ehrgeizig für ein
Land, das seine Erfolge bislang in anderen Sportarten erzielte,
[2][beispielsweise im Eishockey.]
Am Ende der Gruppenphase gab es allerdings nichts zu feiern. Finnland
verlor die letzten beiden Partien und die Euphorie des Turnierstarts ebbte
ab. Kapitän Salin gibt zu, dass nach der knappen Schlappe gegen Litauen und
der Pleite gegen Weltmeister Deutschland die Stimmung im Team enttäuscht
gewesen sei.
## Georgien zum ersten Mal im EM-Viertelfinale
„Besonders nach dem Spiel [3][gegen Deutschland] waren wir natürlich
niedergeschlagen. Auch am Morgen vor dem Spiel gegen Serbien war die
Stimmung etwas getrübt. Aber dann haben wir zu Beginn unsere Würfe
getroffen. Und wie schon gesagt: Wir haben immer an uns geglaubt.“
Im Viertelfinale treffen die Finnen an diesem Mittwoch auf Georgien. Die
Georgier schalteten Frankreich aus. Die nächste Riesenüberraschung in
diesem Turnier. Welche Überraschung war größer? „Unsere! Weil Frankreich
der größere Favorit war.“ Das findet der georgische Center Sandro
Mamukelashvili. Nach dem Sieg gegen den Olympia-Zweiten Frankreich genoss
der Georgier die Zeit in der Interviewzone. Sein Land steht zum ersten Mal
überhaupt im Viertelfinale der EM.
Was bedeutet das für Basketball in Georgien? „Das bedeutet, dass
hoffentlich mehr Kinder Basketball lieben und anfangen, Basketball zu
spielen. Es ist ein großer Sieg für unser Land. Wir waren in der
Vergangenheit oft nah dran und haben es doch nicht geschafft. Aber ich
hatte schon vorher das Gefühl: Das ist das Jahr, in dem alles
zusammenpasst, alle zusammenkommen und zusammenhalten.“ Finnland wirft
Serbien raus, Georgien schmeißt Frankreich raus. Ist das ein Trend? Sandro
Mamukelashvili sagt: „Der Trend ist: Wer härter spielt und es mehr will,
gewinnt das Spiel.“
9 Sep 2025
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## AUTOREN
Uli Knapp
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