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# taz.de -- Die Woche: In der Showgirl-Ära am Strohhalm Bilanzen bilanzieren
> In der vergangenen Woche warteten viele auf ein Gipfeltreffen und dann
> erschien ein Taylor-Swift-Album am Himmel. Wo das enden soll, bleibt
> unklar.
Bild: Ikonisches Farbschema: Taylor Swift
taz: Frau Irmschler, was war schlecht vergangene Woche?
Paula Irmschler: Wir haben uns alle (!) über die [1][Albumankündigung] von
Taylor Swift gefreut, als die verdammten Marken wieder reingrätschten und
das vorgestellte Albumfarbschema für ihre Werbungen klauten, um auf der
Welle mitzuschwimmen … Darunter war die blöde Bundesagentur für Arbeit,
dieser abzuschaffende, menschenverachtende Scheißverein. Sie warb, sie sei
jetzt in ihrer „Showgirl-Era“ – wie sehr kann man sich selbst nicht mehr
spüren?
taz: Und was wird besser in dieser?
Irmschler: Dazu darf ich mich noch nicht äußern, ihr werdet sehen.
taz: Bundeskanzler Merz ist seit über 100 Tagen im Amt. Wie ist Ihre
Bilanz?
Irmschler: Ich frage mich, ob ich jemals schon mal „Bilanz gezogen“ habe.
Ist das etwa so eine verrückte Berliner Droge? (Falls jemand von der
„Heute-Show“ mitliest …). Also, meine Bilanz aus den
Merz-Bilanz-Überschriften („durchwachsen“, „bitter“, „trübe“) ist
durchwachsen – gut, immerhin bedeutet es vielleicht, dass wir vielleicht
Merz und die CDU loswerden. Für das Danach müssen wir jetzt erbittert
kämpfen.
taz: Fernsehmoderator Jörg Pilawa und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner
sollen ein Paar sein. Können wir auf die beiden bei Temptation Island
hoffen?
Irmschler: Irgendwie hoffe ich, dass Leute, die Sachen wie [2][Temptation
Island] gucken, genau mit so was bestraft werden. Also drücke ich dem Glück
der Zuschauer*innen ganz dolle die Daumen. Ich widme mich derweil lieber
dem sympathischen, süßen, neuen Promipaar Pamela Anderson und Liam Neeson.
taz: Nach einer Studie lohnt sich Arbeit im Vergleich zum Bürgergeld immer
mehr. Sollen die Löhne jetzt also nicht mehr steigen?
Irmschler: Ich glaube, da „lohnt“ sich noch lange gar nichts. Die einen
sind nur ärmer als die anderen, also so wie es sein soll, damit der Laden
hier weiter so funktioniert. Gut wäre, wenn alle alles bekommen, was sie
brauchen, unabhängig davon, was sie tun können. Gleichzeitig darf niemand
mehr was erben und niemand soll zum Beispiel mehr damit Geld verdienen
können, dass andere Wohnraum brauchen. Für den Rest soll am besten alles
erst mal immer weiter steigen und dann sehen wir weiter.
taz: Trump setzt seine Nationalgarde nun auch in Washington ein, angeblich
will er die Sicherheit erhöhen. Wovor will er die Stadt eigentlich
beschützen?
Irmschler: Eigentlich ist alles, was Trump macht, nicht besonders subtil
und auch diese Aktion schreit einem ins Gesicht, dass einer hier die
Kontrolle übernehmen will, damit er nicht mehr abgesägt werden kann.
Nebenbei lassen sich noch ein paar arme Menschen vertreiben, ein feuchter
Traum für Faschisten.
taz: In Kampanien tritt [3][eine 13-Jährige bei einem Schönheitswettbewerb]
an. Hat denn all der feministische Kampf nichts gebracht?
Irmschler: Was die Vorstellungen von Schönheit angeht, wie diese
Vorstellungen junge Menschen und alle anderen nachhaltig zurichten und wie
diese Unsicherheiten immer wieder gewinnbringend ausgebeutet werden können,
da haben wir uns tatsächlich viel zu sehr einlullen und korrumpieren
lassen. Das muss alles kaputt gemacht werden.
taz: Jahr um Jahr scheitern Klimakonferenzen und -abkommen, zuletzt das
UN-Plastikabkommen. Froh, dass es jetzt vielleicht wieder Plastikstrohhalme
zu kaufen gibt?
Irmschler: Ich liebe Plastikstrohhalme, aber es gibt tolle Alternativen,
zum Beispiel aus Glas oder Edelstahl. Vielleicht erfindet eine hippe Firma
Strohhalme zum Umhängen, in schönen Farben, mit verrückten Mustern. Ich
sehe einen ähnlichen Hype wie beim Stanley Cup. Hach, ist das alles
schrecklich.
taz: Trump hat Putin in Alaska getroffen. Tauwetter oder Eiszeit?
Irmschler: Mal was anderes: Ich lese immer wieder „[4][Alaska-Gipfel]
zwischen Trump und Putin“ und ich stelle mir wirklich einen echten Gipfel
zwischen ihnen vor, also den eines Berges, mit reichlich Gletscher drauf.
Und die schmelzen dann halt, weil machtgeile Männer nichts dagegen
unternommen haben, und dann … süße Ruhe.
18 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.manager-magazin.de/lifestyle/leute/taylor-swift-neues-studioalb…
[2] /Faszinosum-Reality-TV/!5722874
[3] https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/13-jaehrige-in-bikini-bei…
[4] /Europa-nach-dem-Putin-Trump-Treffen/!6104868
## AUTOREN
Paula Irmschler
## TAGS
Kolumne Die Woche
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Jair Bolsonaro
Wahlen in Ostdeutschland 2024
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