# taz.de -- Geschockte DFB-Elf bezwingt Polen: Nicht schon wieder! | |
> Das deutsche Team startet gegen Polen erfolgreich in die EM, verliert | |
> aber Kapitänin Giulia Gwinn. Sie verletzt sich schwer am Knie. | |
Bild: Schockmoment: Giulia Gwinn weiß, dass es nicht mehr weitergeht | |
St. Gallen taz | Was für ein Bild! Und was für eine Erklärung! Nach dem | |
Abpfiff, als das deutsche Team nach seinen ersten EM-Sieg wie üblich sich | |
kurz zu einem Abschlusskreis zusammenfand, sprinteten sie plötzlich alle in | |
Richtung Kabine los. Laura Freigang erklärte später: „Giuli war noch da, | |
wir haben sie einfach in den Arm genommen. Es ist wichtig ihr zu zeigen, | |
dass wir alle für sie da sind. Das weiß sie auch, aber es ist manchmal in | |
solchen Momenten auch schön, es zu spüren.“ | |
Über die schwer verletzte [1][Giulia Gwinn] wurde an diesem Abend sehr viel | |
gesprochen. So anrührend es war, die Fürsorge innerhalb des Teams zu sehen, | |
war doch die große Kunst des Abends, diesen „großen Schock“, von dem fast | |
alle sprachen, irgendwohin wegzudrängen und sich diesem schwierigen Spiel | |
zu widmen. | |
Wie kompliziert diese Partie war, das zeigte sich gerade in dieser | |
verhängnisvollen Szene in der 38. Minute, als Gwinn sich in einen Zweikampf | |
mit [2][Weltklassestürmerin Ewa Pajor] schmiss und vermutlich den | |
polnischen Führungstreffer verhinderte. Man müsse ihr dafür dankbar sein, | |
sagte [3][Bundestrainer Christian Wück.] | |
Der Schock war auch auf den Rängen der Arena in St. Gallen groß, als Gwinn | |
sich sogleich ans Knie fasste. Ihre Verletzungshistorie hat einen großen | |
Bekanntheitsgrad. Denn in ihrer Autobiografie, die es in den letzten Wochen | |
auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste geschafft hatte, beschreibt sie, | |
wie viel ihr die beiden Kreuzbandrisse, die sie schon erleiden musste, | |
abverlangt haben. | |
## Das unerwünschte Wort | |
Das Wort Kreuzbandriss wollte deshalb in St. Gallen lieber niemand in den | |
Mund nehmen, als könne dadurch schon verhindert werden, dass der schlimmste | |
Verdacht sich bestätigen könnte. „Sie ist so ein wichtiger Mensch für uns, | |
auch als Spielerin ist sie sehr, sehr wichtig. Deswegen hoffen wir, dass es | |
nicht so schlimm ist“, sagte Freigang. Am Tag darauf brachte dann ein MRT | |
Gewissheit. Gwinn hat sich eine Innenbandverletzung zugezogen. Das Turnier | |
ist für sie definitiv beendet. | |
Im Kreis vor dem Anpfiff war Giulia Gwinn noch dabei. Und weil vom | |
deutschen Team offenbar niemand etwas von der stillen Gedenkminute | |
mitbekommen hatte, die zu Ehren des bei einem Autounfall ums Leben | |
gekommene Diogo Jota gerade anberaumt war, waren Teile ihrer | |
Motiviationsansprache – „Dann alles reinschmeißen“ – plötzlich für a… | |
der Tribüne vernehmbar. Gwinn hat auf tragische Weise Wort gehalten. | |
Dass sie einen Rückstand verhindern musste, lag auch am offensiven | |
Unvermögen des deutschen Teams in der ersten Hälfte. Ein Ball nach dem | |
anderen wurde hoch in den Strafraum geschlagen, aber selten in die Nähe | |
einer deutschen Teamkollegin. Die Idee war klar, die Ausführung | |
stümperhaft. | |
Allein deshalb gab es in der Pause keine Zeit, sich mit Gwinns Ausfall zu | |
beschäftigen. „Es ging vor allem um taktische Dinge, um die Art und Weise, | |
wie wir weiterspielen sollen“, berichtete Freigang. Es hätte auch keinen | |
Sinn gemacht, sich über die Verletzung den Kopf zu zerbrechen. „Aber man | |
muss auch ein Kompliment an die Mannschaft machen, wie sie das weggesteckt | |
hat“, befand die 27-Jährige, die in der 70. Minute ins Spiel kam. | |
Aus Sicht von Wück profitierte vor allem Jule Brand von den Einfällen des | |
Trainerteams. Man habe ihr aufgezeigt, dass sie sich viel zu früh von außen | |
nach innen bewegt habe. Beim Führungstreffer stimmte das Timing perfekt und | |
sie gelang gar mit ihrem schwächeren linken Fuß ein wunderschöner Treffer. | |
Nach geradezu haarsträubend vergebenen Chancen traf Lea Schüller per Kopf | |
zum 2:0. | |
Die zentrale Frage ist aber nun, wie gut die 21-jährige Carlotta Wamser, | |
die zu ihrem erst dritten Länderspieleinsatz kam, Gwinn ersetzten kann. Am | |
Freitagabend gelang ihr das auf beeindruckend coole Weise. Den ersten | |
Treffer half sie gar über ihr forsches Dribbling auf der rechten Seite | |
vorzubereiten. Ihre Mitspielerin Freigang, die Wamser aus gemeinsamen | |
Frankfurter Zeiten gut kennt, hielt nach dem Schlusspfiff eine kleine Eloge | |
auf sie. Sie sei ein Energiebündel. Als rechte Außenverteidigerin würde sie | |
ja noch nicht lange spielen, „aber irgendwie verbindet auf magische Weise | |
diese Position ihre Stärken.“ | |
Vor der EM gab es nicht wenige Bedenkenträger. Mit einer gewissen | |
Genugtuung erklärte Wück: „Diejenigen, die sich über ihre Nominierung | |
gewundert haben, haben nun gesehen, warum wir uns so entschieden haben.“ | |
Gegen schwierigere Gegnerinnen dürfte sich im Verlaufe des Turniers das | |
Fehlen von Giulia Gwinn allerdings noch bemerkbar machen. | |
5 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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