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# taz.de -- Bürgermeistervorwahl in New York: Ein junger Linker gewinnt New Yo…
> Bei den Vorwahlen der Demokraten für die Bürgermeisterwahl in New York
> gewinnt der demokratische Sozialist Zohran Mamdani unerwartet deutlich.
Bild: Klarer Sieger: Zohran Mamdani mit begeisterten Anhängern am Wahlabend
New York taz | Es war ein ungewöhnlicher Moment in der US-amerikanischen
Politik, wo Wahlergebnisse bis zum allerletzten Moment angefochten werden
und manchmal sogar noch Jahre später angezweifelt. Andrew Cuomo trat
bereits um kurz nach 22 Uhr vor seine Anhänger und gab bekannt, dass er
seinem Kontrahenten in der [1][Vorwahl der Demokratischen Partei um das
Bürgermeisteramt von New York], Zohran Mamdani, gerade eben gratuliert
habe.
Dabei hatte Mamdani noch lange nicht die erforderlichen 50 Prozent der
Erststimmen auf sich vereinigt, und die letztgültige Auszählung im
komplizierten Rank-Choice-Verfahren der Stadt, bei dem der Wähler eine
Rangfolge aufstellt, anstatt sich für eine einzige Person zu entscheiden,
wird wohl erst in einer Woche abgeschlossen sein.
Doch [2][Cuomo, der langjährige Gouverneur des Staates New York] und
mustergültige Vertreter des Partei-Establishments, wusste, dass er verloren
hatte. Er wusste, dass nicht nur seine Person, sondern seine
althergebrachte Art, Politik zu machen, ausgedient hatte. Er wusste, dass
die Stadt und die Partei etwas anderes, etwas Neues wollen.
Die Wahl war zwar nur eine Parteivorwahl um einen Bürgermeisterposten, doch
ihre Bedeutung ging weit darüber hinaus. Es war nicht nur die
De-facto-Entscheidung über den nächsten Bürgermeister der größten Stadt der
USA. Der demokratische Kandidat wird in New York mit großer
Wahrscheinlichkeit auch in der Hauptwahl im November gewinnen. Es war vor
allem auch eine Richtungswahl für die [3][Demokratische Partei] im großen
Kampf darum, das Land von Trump und seiner MAGA-Gefolgschaft
zurückzuerobern.
## Demokratischer Sozialist mit hoher Symbolkraft
Der Gewinner Mamdani war sich dieser Symbolkraft seines Vorwahlsieges wohl
bewusst. „Wir versuchen hier in New York eine neue Art der Politik, eine
Politik der Gemeinsamkeit und der Aufrichtigkeit“, sagte er bei seiner
Siegesrede, Arm in Arm mit seinem Rivalen, aber gleichzeitigen Freund und
Verbündeten, dem Stadtkämmerer Brad Lander. Sein Blick war dabei auf seine
eigene Partei, aber auch auf Washington gerichtet.
Mit Mamdani hat in New York der linke Flügel der Partei überlegen
triumphiert. Zohran Mamdani nennt sich einen demokratischen Sozialisten –
in den USA in vielen Ohren ein Schimpfwort. Zu seinen Fürsprechern gehören
[4][Bernie Sanders] und Alexandria Ocasio-Cortez, Leitfiguren der
[5][demokratischen Linken].
Mamdani hat sich die Sorgen der einfachen Leute zu eigen gemacht, im
Zentrum seines Wahlkampfes standen arbeitende New Yorker. „Ich will ein New
York für alle und nicht nur für die Wenigen“, wiederholte er
gebetsmühlenhaft. Dass er damit Erfolg hatte, macht wiederum Hoffnung, dass
die Demokratische Partei doch noch dazu fähig ist, die Arbeiterschicht von
den Polemikern der Rechten zurückzugewinnen.
Dafür war der 33-jährige Sohn eines indisch-ugandischen
Postkolonialismus-Forschers, den bis vor wenigen Wochen noch kaum jemand
kannte, unermüdlich in der Stadt unterwegs. Man konnte meinen, er und sein
Heer von 40.000 Freiwilligen hätten die Kunst der Omnipräsenz erlernt. In
einem Moment lief Mamdani die ganze Länge der Insel Manhattan ab und
schüttelte in allen Vierteln Hände, im nächsten war er in einer
Late-Night-Talkshow, in einem HipHop-Podcast und vor dem New Yorker
Einwanderungsgericht, um gegen Trumps Deportationen zu protestieren.
## Neuer Politikertypus versus Wahlkampf alten Stils
Mut machte indes an Mamdanis Wahl auch, dass er seine harsche Kritik an
Israel glaubhaft mit einer dezidierten Haltung gegen den Antisemitismus
verband und die Wähler in der jüdischsten Stadt außerhalb Israels ihn dabei
unterstützen. Dabei half ihm gewiss seine Freundschaft mit dem jüdischen
Politiker Lander. „Zohran respektiert die Menschlichkeit von jedermann“,
kommentierte die Justizministerin des Staates New York, Letitia James, die
mehrfach erfolgreich Trump angeklagt hat.
Sein Gegenüber betrieb hingegen einen Wahlkampf des alten Stils. Es gab
Galadinners mit Großspendern, zu denen nicht wenige Trump-Unterstützer, wie
der Hegde-Fond-Manager Bill Ackman, gehörten. Er hielt Reden vor
Gewerkschaftsversammlungen und gab TV-Interviews. Auf der Straße sah man
ihn nicht.
Dass mit Mamdani ein neuer, charismatischer Politikertypus in der
Demokratischen Partei heranwächst, hat man derweil auch in Washington
mitbekommen. „Das Umfeld von Trump arbeitet bereits daran, ihn als
Hassfigur aufzubauen“, kommentierte die Washington-Korrespondentin der New
York Times, Maggie Habermann. Mamdani nimmt die Kampfansage an: „Wir werden
uns unermüdlich gegen den [6][Faschismus von Trump] stemmen“, sagte er.
Eine Botschaft, die vielen im Land in einer dunklen Zeit Mut macht.
25 Jun 2025
## LINKS
[1] /Buergermeisterwahl-in-New-York/!6092681
[2] /New-Yorks-Gouverneur/!5793265
[3] /Trumps-Sieg-bei-US-Praesidentschaftswahl/!6047541
[4] /Bernie-Sanders-in-Berlin/!5963717
[5] /US-Linke-bei-den-Midterms/!5891880
[6] /Wieso-eine-Professorin-der-Yale-University-nach-Kanada-auswandert/!6077324
## AUTOREN
Sebastian Moll
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