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# taz.de -- Machtkampf in Simbabwe: Exminister aus dem Exil gelockt und verhaft…
> Walter Mzembi war einst Außenminister von Simbabwe. Jetzt sitzt er ein –
> Opfer eines erbitterten Zwists in der Regierung vor den nächsten Wahlen.
Bild: Präsident Emmerson Mnangagwa bei einem Besuch in Moskau
Harare taz | Ist es Rechtsstaatlichkeit? Oder ist es ein Racheakt? Die
Verhaftung des ehemaligen Außenministers von Simbabwe, [1][Walter Mzembi],
wirft Fragen über den Kurs der Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa
und den Fortgang des andauernden Machtkampfes innerhalb der
Regierungspartei ZANU-PF (Zimbabwe African National Union / Patriotc Front)
auf.
Mzembi bekleidete unterschiedliche Ministerposten in Simbabwe unter
Präsident Robert Mugabe und ging nach Mugabes Sturz 2017 ins Exil nach
Südafrika. Damals hatte Simbabwes Armee [2][mit einem Militärputsch] den
mächtigen, aber zuletzt in Ungnade gefallenen langjährigen Sicherheitschef
[3][Emmerson Mnangagwa] an die Macht gebracht und damit einen sich
zuspitzenden Machtkampf zwischen Mnangagwa und der First Lady Grace Mugabe
um die Nachfolge des damals 95-jährigen Mugabe entschieden.
Man müsse „Kriminelle“ im Umfeld Mugabes beseitigen, hatte die Armee zur
Rechtfertigung gesagt. Mnangagwa, genannt das „Krokodil“, ließ sich danach
[4][bei Wahlen bestätigen] und sitzt mittlerweile fest im Sattel. Die
Grace-Mugabe-Fraktion verzog sich größtenteils nach Südafrika, [5][Robert
Mugabe ist verstorben].
Der Flügelkampf in der ehemaligen Befreiungsbewegung ZANU-PF, die Simbabwe
seit der Unabhängigkeit 1980 regiert, ist allerdings nicht beendet, obwohl
Mnangagwa nach seiner Machtübernahme eine Versöhnung versprach. Mzembis
Schicksal macht das deutlich. Am Freitag vergangener Woche wurde er
festgenommen, als er nach sieben Jahren Exil aus Südafrika in die Heimat
zurückkehrte.
Mzembi wollte, so war es angekündigt worden, seine Differenzen mit
Mnangagwa glätten und seine politische Karriere neu starten. Stattdessen
nahmen ihn Beamte der simbabwischen Antikorruptionskommission ZACC in
Gewahrsam, und er soll vor Gericht gestellt werden.
## Angeklagt wegen Amtsmissbrauch
Mzembi war 2018 wegen Amtsmissbrauch und Korruption angeklagt worden, blieb
aber gegen Kaution auf freiem Fuß und tauchte ab. 2020 tauchte er in
Südafrika wieder auf; zuvor hatte es Berichte über einen Umzug nach Sambia
gegeben. In Südafrika machte sich Mzembi einen Namen als öffentlicher
Kritiker Mnangagwas. Er war auch eine Schlüsselfigur im letztlich
gescheiterten Ansinnen eines weiteren in Südafrika exilierten Exministers,
Saviour Kasukuwere, bei den Wahlen 2023 gegen Mnangagwa anzutreten.
Mwezi bleibt nun in Haft, wie am Dienstag das zuständige Amtsgericht in
Simbabwes Hauptstadt Harare beschloss. Sein Prozess unter der Anklage von
2018 ist für den 1. Juli angesetzt. Mzembis Anwälte sagen, er sei zur
Krebsbehandlung im Ausland gewesen, aber es ist unklar, ob er darüber die
Behörden informiert hatte.
Seine Unterstützer kritisieren die erneute Inhaftierung scharf.
Menschenrechtsaktivist Brighton Mutebuka sagt: „Was mit Mzembi geschehen
ist, ist tragisch, unglücklich und eine ernüchternde Erinnerung daran, dass
Simbabwe im Würgegriff einer harten, eisernen, brutalen, grausamen und
kompromisslosen Diktatur ist.“
Die Kulturorganisation AFFCD (African Forum For Cultural Diplomacy), die
Mzembi leitet, protestierte, ihr Chef sei auf „kulturdiplomatischer
Mission“ nach Simbabwe gereist. Seine Inhaftierung könne Simbabwes Image
als ein dem Kulturaustausch verpflichtetes Land schaden. „Es hätte einen
humaneren und diplomatischeren Umgang mit dem Haftbefehl geben können, als
Dr Mzembi zu verhaften und zu erniedrigen“, sagte AFFCD-Sprecher Pardon
Tapfumaneyi.
## Geht es eigentlich um Blessed Gaza?
Gerüchten zufolge soll die Haft Mzembi zwingen, möglicherweise unter
Anwendung von Folter, den Aufenthaltsort des Befreiungskriegsveteranen
[6][Blessed Gaza] preiszugeben, einer der schärfsten parteiinternen
Kritiker Präsident Mnangagwas. Geheimdienstagenten hätte Mzembi
weisgemacht, Mnangagwa wolle ihn treffen, und ihn so nach Simbabwe gelockt.
Blessed Gaza wird mit Haftbefehl gesucht, und die Regierung ist davon
überzeugt, dass Exilpolitiker wissen, wo er steckt. Gaza gilt als
militanter Unterstützer einer Zanu-PF-Fraktion, die Vizepräsident
Constantino Chiwenga, ehemaliger Armeechef unter Mugabe und Architekt des
Militärputsches von 2017, als Präsidentschaftskandidaten der
Regierungspartei bei den nächsten Wahlen 2028 aufstellen will. Eine
Mnangagwa-treue Fraktion hingegen will, dass der Präsident bis mindestens
2030 im Amt bleibt.
Öffentlich betonen Mnangagwa und Chiwenga immer, sie seien ein Herz und
eine Seele, aber in Simbabwe wird weithin davon ausgegangen, dass sie in
einem harten Machtkampf stecken.
Die NGO „Zimbabwe Institute for Accountability“ nennt ZANU-PF in ihrer
gegenwärtigen Form ein „repressives, gefährliches und gefräßiges Monster�…
und sagt zugleich, Mzembi sei ein Teil der Gründe dafür, dass Simbabwe in
einem so schlechten Zustand ist.
19 Jun 2025
## LINKS
[1] https://x.com/waltermzembi
[2] /Militaerputsch-in-Simbabwe/!5463336
[3] /Simbabwes-neuer-Praesident-Mnangagwa/!5463914
[4] /Praesidentschaftswahl-in-Simbabwe/!5952967
[5] /Nachruf-auf-Robert-Mugabe/!5621527
[6] https://x.com/blessedrgeza1
## AUTOREN
Marcus Mushonga
## TAGS
Simbabwe
Robert Mugabe
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