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# taz.de -- Nach den Wahlen in Simbabwe: Mnangagwa vor stürmischen Zeiten
> Simbabwes Opposition lehnt den amtlich verkündeten Wahlsieg von Präsident
> Mnangagwa ab. Wie es im Land jetzt weitergeht, ist völlig offen.
Bild: Emmerson Mnangagwa bei einer Wahlkampfveranstaltung in Harare, 9. August …
Harare taz | Den Reaktionen auf die [1][schlechtestorganisierte Wahl] in
Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 nach zu urteilen, steht das Land vor
einer schwierigen Zeit, die sogar die vergangenen zwei Jahrzehnte innerer
Polarisierung und äußerer Isolation in den Schatten stellen könnte.
Es gibt sogar Befürchtungen eines erneuten Militärputsches, so wie 2017,
als [2][Langzeitherrscher Robert Mugabe gestürzt] wurde und der heute
amtierende Emmerson Mnangagwa die Macht übernahm. Der [3][Machtwechsel von
2017] wurde damals mit großen Hoffnungen begleitet. Doch Mnangagwas
Wiederwahl mit offiziell 52 Prozent der Stimmen bei den Wahlen vergangene
Woche ist die jüngste Etappe in seinem Niedergang seitdem. Seine
Präsidentschaft hat ein Legitimitätsdefizit. Feinde und Freunde haben die
Wahl kritisiert.
Wie bereits nach den [4][Wahlen 2018] hat Oppositionsführer Nelson Chamisa
das Wahlergebnis zurückgewiesen, und das Land steuert auf eine erneute
Konfrontation zwischen Chamisas CCC (Citizens Coalition for Change) und der
regierenden ZANU-PF (Zimbabwe African National Union-Patriotic Front) zu.
Nach den Wahlen 2018 hatte die Armee beim [5][Niederschlagen von
Oppositionsprotesten] sechs Menschen erschossen.
Chamisa hat nicht gesagt, ob die CCC auch diesmal gegen das Wahlergebnis
vor Gericht zieht. Viele Oppositionelle halten Simbabwes Justiz nicht mehr
für unabhängig. Im Vorlauf der Wahlen hatten die Gerichte den
ZANU-PF-Dissidenten und Exminister Saviour Kasukuwere von einer Kandidatur
als Unabhängiger gesperrt.
## Wandel in Simbabwe wird es geben
„Ob ZANU-PF will oder nicht, es wird Wandel in Simbabwe geben“, sagte
Chamisa vor Anhängern und betonte, man werde nicht auf die nächsten Wahlen
in fünf Jahren warten. Er bezeichnete Mnangagwas Machtübernahme 2017 und
seine Wahl 2018 als „Putsch“ und sagte: „2023 hat er das wiederholt. Man
kann das nicht zu oft überleben. Nicht weiter.“
Der zivilgesellschaftliche Verband [6][CiZC (Crisis in Zimbabwe Coalition)]
warnte vor der Gefahr eines neuen Putsches, diesmal gegen Mnangagwa. „Diese
illegitime Wahl droht, die Bedingungen für einen neuen Putsch wie im
November 2017 zu schaffen, als der damalige Präsident Mugabe abgesetzt
wurde“, erklärte die Gruppe. „Simbabwe braucht Hilfe für eine friedliche
Transition auf der Grundlage von Wahlen. Es hat dies seit der
Unabhängigkeit 1980 nicht gehabt.“
Die Polizei ist in Alarmbereitschaft gegen neue Proteste. Sie sagte, sie
habe Kenntnis von Plänen politischer Aktivisten, die Öffentlichkeit zu
„Popcorn-Demonstrationen“ zu mobilisieren, um dem Deckmantel einer
Bürgerüberprüfung der Wahl. „Die Polizei wird nicht zögern, gegen solche
kriminellen Elemente mit Verhaftungen vorzugehen“, sagte Polizeisprecher
Paul Nyathi.
## Spannungen sind zu erwarten
Der Thinktank Crisis24 rechnet mit politischer Gewalt. „Landesweit sind in
den kommenden Tagen erhöhte Spannungen zu erwarten“, prognostizierte die
Gruppe und warnte vor einer Eskalation im Falle einer gerichtlichen
Anfechtung des Wahlergebnisses. „Behörden könnten zusätzliche Restriktionen
verhängen, etwa zeitlich begrenzte Ausgangssperren, Sperrungen des
Internets oder Reisebeschränkungen.“
Im benachbarten Südafrika, wo bereits mehrere Millionen Simbabwer leben,
geht jetzt Sorge über eine neue Fluchtbewegung um. „Wir stehen vor dem
größten Zustrom illegaler Ausländer aus Simbabwe nach Südafrika“, warnte
Gayton McKenzie von der kleinen Oppositionspartei „Patriotic Alliance“, und
warf den Flüchtenden vor, Südafrika in ein „zweites Simbabwe“ verwandeln …
wollen. „Wir haben genug von illegalenm Ausländern“ sagte er. Er schüre
Ausländerfeindlichkeit, warfen ihm andere vor.
Fikile Mbalula, Generalsekretär des regierenden ANC (African National
Congress) in Südafrika, hat Mnangagwa und ZANU-PF zum Wahlsieg gratuliert,
obwohl die Regionalorganisation SADC (Southern African Development
Community) die Wahlen offiziell als mangelhaft bezeichnet hat. Südafrikas
Regierung hat sich allerdings offiziell nicht geäußert. Präsident Cyril
Ramaphosa gratulierte erst zwei Tage nach Simbabwes Ergebnisverkündung mit
einem knappen Satz auf X (vormals Twitter). Das kann als Bestätigung, aber
auch als Distanzierung gewertet werden.
30 Aug 2023
## LINKS
[1] /Wahlchaos-in-Simbabwe/!5955844
[2] /Politischer-Wechsel-in-Simbabwe/!5461188
[3] /Neuer-Praesident-fuer-Simbabwe/!5463163
[4] /Kommentar-Wahlen-in-Simbabwe/!5526317
[5] /Unruhen-nach-der-Wahl-in-Simbabwe/!5520693
[6] https://www.crisiszim.org
## AUTOREN
Marcus Mushonga
## TAGS
Simbabwe
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