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# taz.de -- Amoklauf an Schule in Österreich: Abschiedsbrief nennt kein Motiv
> Graz gedenkt mit einer Trauerminute den Opfern. Ein Brief des Täters
> lässt das Motiv offen. Österreichs Waffengesetze könnten verschärft
> werden.
Bild: Trauer in Graz: Frauen schauen auf Kerzen für die Opfer eines Amoklaufs …
Graz dpa/rtr | Nach [1][dem Amoklauf an einer Schule in Graz] hat
Österreich am Mittwoch der Opfer mit einer Trauerminute gedacht. Wie die
österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete, beteiligten sich um
10.00 Uhr die Kirchen im Land, darunter auch der Wiener Stephansdom, mit
Trauergeläut an dem Gedenken. Auch der Ministerrat hielt demnach eine
Trauerminute ab, der ORF unterbrach sein Fernseh- und Radioprogramm und in
der Hauptstadt Wien standen rund 900 Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs
still.
Nach der Tat steht auch die Suche nach dem Motiv des 21-jährigen
Österreichers im Fokus. [2][Der Mann hatte am Dienstag] an seiner
ehemaligen Schule in Graz mit zwei Schusswaffen zehn Menschen getötet und
danach Suizid begangen hatte.
Offen ist auch die genaue Identität der Opfer. Die Polizei hat bisher nur
sieben weibliche und drei männliche Opfer bestätigt. Unter ihnen soll auch
ein Lehrer sein. Mittlerweile sind alle elf Verletzten in stabilem Zustand.
Das teilte der Krankenhausbetreiber Kages am Mittwoch mit. Neun der
Verletzten würden noch auf Intensivstationen in mehreren Krankenhäusern
betreut, hieß es. Bei einem Opfer mit Gesichtsverletzungen sei eine
Folgeoperation nötig, ein weiteres Opfer müsse noch am Knie operiert
werden.
Abschiedsbrief und Rohrbombe gefunden
Bei einer Hausdurchsuchung am Dienstag hat die Polizei auch eine Rohrbombe
und einen Abschiedsbrief gefunden. Die Bombe sei aber nicht funktionsfähig
gewesen, teilte die Polizei mit.
Der Brief des 21-Jährigen geht nach Darstellung der Polizei nicht auf
etwaige Gründe für seinen Amoklauf ein. Allerdings gewinnt auch in den
Augen von Experten die These, dass jahrelanges Mobbing zu Rachegelüsten
geführt hat, an Plausibilität.
Grundsätzlich sei an Schulen zu beobachten, dass eine steigende Zahl an
jungen Menschen sich nicht mehr ausreichend wahrgenommen fühle, was zu
latenter oder offener Gewalt führen könne, sagte der Leiter des
Schulärztlichen Dienstes der Steiermark, Josef Zollneritsch.
Die Sicherheitsbehörden berichteten unterdessen von weiteren vereinzelten
Drohungen gegen Schulen. Es habe Trittbrettfahrer gegeben, sagte ein
Sprecher des Innenministeriums. Die Polizei habe jeweils Maßnahmen
ergriffen.
Hunderte Menschen bei Trauergottesdienst
Die Trauer im Land und in Graz, der mit 300.000 Einwohnern zweitgrößten
Stadt Österreichs, ist groß. Am Abend kamen Hunderte Menschen zu einem
Trauergottesdienst in die Stadt, im Zentrum bildeten zahlreiche Kerzen in
Erinnerung an die Toten ein Lichtermeer. Die österreichische
Bundesregierung unter Kanzler Christian Stocker (ÖVP) hatte eine dreitägige
Staatstrauer, beschlossen – die Trauerminute ist Teil davon.
Zahlreiche politische und gesellschaftliche Veranstaltungen wurden mit
Blick auf das dramatische Geschehen abgesagt oder verschoben. Dazu zählt
ein Bundesparteitag der rechten FPÖ sowie ein Landesparteitag der ÖVP.
Unter dem Eindruck des Geschehens, das Kanzler Stocker als „nationale
Tragödie“ beschrieb, riefen praktisch alle Parteien zu gesellschaftlicher
Solidarität auf. Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf X:
„Heute und in den schweren Tagen, die kommen, wird unser Land zeigen, dass
in diesem Miteinander unsere Stärke liegt.“
Debatte über Waffengesetze ist zu erwarten
Dennoch bahnt sich eine Diskussion über die Waffengesetze in Österreich an,
die längst nicht so scharf sind wie in Deutschland. Bestimmte Gewehre kann
praktisch jeder 18-Jährige kaufen. Für eine Faustfeuerwaffe, wie sie der
Amokschütze einsetzte, ist eine Waffenbesitzkarte nötig. Die wurde dem
jungen Mann nach einem psychologischen Test auch ausgestellt.
Deshalb stellen sich umso mehr Fragen, ob die Hürden für den Erwerb, den
Besitz oder das Führen von Waffen hoch genug sind. Auch eine Diskussion um
die generelle Gewährleistung der Sicherheit an Schulen ist zu erwarten.
Franz Ruf, Direktor für Öffentliche Sicherheit, sagte am Dienstagabend im
ORF, der Täter habe eine Schrotflinte und eine Faustfeuerwaffe besessen und
beide Waffen „hat er zum Einsatz gebracht“. Sie seien auch am Tatort
gefunden worden. Für eine Schusswaffe der Kategorie B werde eine
Waffenbesitzkarte benötigt, dazu müsse man auch ein psychologisches
Gutachten vorlegen und die sichere Handhabung der Waffe nachweisen.
„Offenbar hat er die Voraussetzungen besessen, sonst wäre er nicht legal an
diese Schusswaffe gelangt“, sagte Ruf.
Das österreichische Waffenrecht sei streng. Natürlich werde man sich diesen
Fall ansehen und wenn es Lücken gebe, gehörten diese geschlossen. „Wir
wissen, dass der Täter in diesem Fall die rechtliche Notwendigkeit des
Besitzes nachweisen muss und da reicht eine Aussage, wie zum Beispiel, dass
man sich in den eigenen vier Wänden verteidigen will.“ Allerdings dürfe man
diese Waffe mit einer Waffenbesitzkarte nicht führen, wie es der Täter
gemacht habe. „Man darf sie zu Hause aufbewahren.“
Anm. der Redaktion: Dieser Text wurde im Laufe des Tages mehrfach
aktualisiert.
11 Jun 2025
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