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# taz.de -- Kindgerechte Ästhetik bei Waldorf?: Waldorf schafft Wohlfühlräum…
> Schön ist es und es riecht auch gut: Wer in Waldorfeinrichtungen kommt,
> hat meist einen positiven Ersteindruck. Aber wer sorgt eigentlich dafür?
Bild: Malen nach Zahlen oder doch richtig kreativ? Aktivität beim Fest der Kul…
Wer Waldorfeinrichtungen betritt, ist [1][meist angetan]. Es ist ordentlich
geputzt und jahreszeitlich mit Liebe zum Detail dekoriert. Die Abwesenheit
von Digitalem und die hochwertigen Naturmaterialien suggerieren eine
heimelige Parallelwelt zu maroden öffentlichen Einrichtungen mit
vernachlässigten Außenbereichen, stinkenden Klos und kaputter Technik. Der
Waldorfstandard ist zeitaufwendig, teuer und lässt glauben: Die Kinder,
sind uns nicht egal.
Das fühlt sich beruhigend an. Wenn man allerdings der Frage nachgeht, wie
Waldorfeinrichtungen das schaffen, wird es interessant. Denn wo kommen die
benötigten Ressourcen her? Es ist die Pflicht zu [2][unbezahlter Arbeit]
der ganzen Gemeinschaft.
Zum einen sind es schlicht viele Stunden Elternarbeit: putzen, Wände
streichen, Holz- und Näharbeiten, aber auch Kuchen backen und Feste
organisieren, um zusätzliches Geld einzunehmen. Gleiches gilt für die
Schüler*innen: Ich habe geputzt, geschliffen, Büsche geschnitten, einen
Teich angelegt, Lampen zum Verkauf gebastelt, nach jedem Auftritt Spenden
eingesammelt …Wie viel Familienarbeit in die Gebäude und das Gelände fließt
– damit wäre jede andere Schule auch schön. Aber welche Eltern können und
wollen das in dem Umfang leisten? Und wofür bleibt diesen Familien dann
keine Zeit? Wir waren an Wochenenden oft in der Schule, statt vielleicht
ins Schwimmbad zu gehen, und wir haben deutlich mehr für die Schule
gebacken als für uns selbst.
Aber auch [3][Waldorfklassenlehrkräfte] investieren bei oft deutlich
geringerem Gehalt viel Zeit in die Selbstverwaltung der Schule, Unterricht
ohne Schulbücher und ästhetische Gestaltung: mehr Konferenzen und
Elternabende, Tafelbilder, Jahreszeitentische, einstudieren von
Aufführungen (mit Bitte um Spenden im Anschluss), lange Textzeugnisse, jede
Epoche inhaltlich vorbereiten, weil man sie nur alle acht Jahre
unterrichtet …
## Primat des Ästhetischen
Und wofür bleibt dann keine Zeit? Unterrichtsqualität? Die eigene Familie?
Erholung? Individuelle Förderung von Kindern? Aber solange die Ästhetik
stimmt, vermittelt sie Geborgenheit statt Ressourcenknappheit.
Das Primat des Ästhetischen galt auch für meine [4][Epochenhefte]. Wie viel
Zeit ich damit verbracht habe, die Seiten zu gestalten: Rähmchen,
Überschrift farbig, Text von der Tafel abschreiben, das Blatt einfärben
(entweder mit dem Wachsblöckchen oder später mit dem „Spitzerdreck“ der
Buntstifte). Über Jahre täglich. Und wofür blieb bei so viel Aufwand in der
Gestaltung keine Zeit? Üben und lernen zum Beispiel.
Abgesehen davon ging es nie darum, was mir gefiel. Mich umgab eine
Einheitsästhetik, die eigentlich durchgängig vorgegeben war. Und sind die
Materialien, Formen und Farben überhaupt kindgerecht? Wo kommen Kinder und
Jugendliche mit ihren ästhetischen Vorstellungen darin vor? Sowohl als
Kohorte als auch als Individuen? Ich glaube, Waldorfeinrichtungen sind vor
allem Räume, in denen sich Erwachsene wohlfühlen.
Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft den Räumen, in denen
Kinder einen Großteil ihres Lebens verbringen, mehr Gestaltungsfreiheit und
Ressourcen zur Verfügung stellen – egal ob Kita, Schule, Sportverein,
Musikschule, Jugendclub, Spielplatz oder Park. Alle Kinder und Jugendlichen
sollten in Räumen aufwachsen, die ihnen sagen: Ihr seid uns wichtig.
16 Jun 2025
## LINKS
[1] /Waldorf-Weleda-Demeter-und-Co/!5638891
[2] /Gewerkschaft-fuer-Care-Arbeit/!6088736
[3] /Jede-Stunde-zaehlt/!6042102&s/
[4] /Schulversuch-mit-ohne-Waldorf/!5383879&s/
## AUTOREN
Frau Lea
## TAGS
Kolumne Exit Waldorf
Ästhetik
Care-Arbeit
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