# taz.de -- Trainerdämmerung an der Weser: Bremen wechselt Werner aus | |
> Der SV Werder präsentiert am Montag seinen neuen Trainer Horst Steffen. | |
> Dabei will die Trennung von Vorgänger Ole Werner erst noch verarbeitet | |
> sein. | |
Bild: Plötzlich ging es sehr schnell: Seit vergangenem Dienstag ist Ole Werner… | |
Bremen taz | Für viele Fans galten sie als Traumpaar, [1][Werder] und | |
Werner, mit der beiden eigenen Balance aus Sachlichkeit und Leidenschaft | |
und ihrem gemeinsamen Erfolgsweg. Der hatte den Verein innerhalb von | |
dreieinhalb Jahren aus dem Mittelfeld der zweiten Liga um ein Haar in den | |
Europapokal geführt. | |
Da schien es nur eine Formsache zu sein, dass Werner seinen Vertrag | |
verlängert. „Man wird nicht viele Traditionsvereine finden, die sich | |
ähnlich gut entwickelt haben im Laufe der letzten vier Jahre“, hatte der | |
Trainer nach Saisonende gegenüber der Deichstube gesagt. | |
Die Nachrichten-Bombe zündete dann in zwei Etappen. [2][Am Montag] teilte | |
Werder Bremen mit, dass Trainer Ole Werner seinen Vertrag nicht verlängert. | |
Der lief zwar noch bis 2026, aber [3][bereits am Dienstag] verkündete | |
Geschäftsführer Clemens Fritz die Trennung: Der Club brauche „auf der | |
Position des Cheftrainers Kontinuität und Klarheit für die Zukunft“. | |
Klarheit ist das Wort, das beide Seiten am liebsten verwenden. Doch an der | |
scheint es zuletzt gefehlt zu haben. „Wir haben viele Gespräche mit ihm | |
geführt und man konnte in den letzten Wochen ja auch etwas zwischen den | |
Zeilen lesen“, sagte Fritz nach der Trennung. | |
## Wohl schon länger unzufrieden | |
Damit meinte er wohl Äußerungen Werners wie die, dass sich entweder um | |
einen Trainer herum Dinge verändern müssten, „oder irgendwann ist es an dem | |
Punkt, wo es für alle gut ist, wenn sich auf der Position des Trainers | |
etwas tut“. Dies lässt nur den Schluss zu, dass sich für Werner die Dinge | |
um ihn herum zu langsam veränderten, sprich im Kader und an anderen Stellen | |
im Verein. Die Medien in Bremen berichteten schon länger darüber, dass | |
Werner mit der Transferpolitik und dem Scouting des Klubs unzufrieden sei. | |
Die Mannschaft als Ganzes entwickelte sich unter Werner weiter – einige | |
verpflichtete oder ausgeliehen Spieler wie Skelly Alvero, Naby Keita, oder | |
Andre Silva erfüllten die Erwartungen allerdings nicht. Dafür wurde in der | |
Öffentlichkeit meist Werner verantwortlich gemacht, genauso wie für den | |
Weggang der Talente Nick Woltemade und Eren Dinkci. Dass er selbst es wohl | |
anders sah, deutete er nur an. „Wenn wir von einem Spieler wirklich | |
überzeugt sind, können wir in der internen Abstimmung noch klarer werden | |
und es schneller durchziehen“, sagte er. | |
Entscheidend für Werners Entscheidung dürfte allerdings nicht die leichten | |
Risse im Binnenverhältnis, sondern ein grundsätzlicher Zielkonflikt gewesen | |
sein. Die Geschäftsführung will Transferüberschüsse erzielen, in diesem | |
Sommer mindestens 7,5 Millionen, und wieder eigene Talente in der | |
Bundesliga-Mannschaft sehen. | |
Das Umfeld träumt allerdings vom nächsten Schritt, also der Qualifikation | |
für einen europäischen Wettbewerb. Für einen Trainer, der nur den | |
zwölftgrößten Spieleretat der Bundesliga zur Verfügung hat, muss sich das | |
anhören wie die Quadratur des Kreises. | |
„Ich will nicht nur hier sein, weil ich mich hier wohlfühle und die Leute | |
mich mögen, sondern weil wir gemeinsam besser werden können“, sagte Werner | |
nach der Saison. Diesen Glauben hat er in den Gesprächen danach wohl | |
verloren. Dass die sportliche Leitung bereits wenige Tage nach der Trennung | |
von Werner [4][mit Horst Steffen einen Nachfolger präsentierte], zeigt, | |
dass sie schon länger auf dieses Szenario vorbereitet war. | |
## Der Neue kennt Liga 1 nicht | |
Der 56-jährige Steffen hat bislang keine Erfahrung in der höchsten | |
Spielklasse. Aber ihm ist es gelungen, den Klub des 13.000 | |
Einwohnerstädtchens Elversberg binnen sieben Jahren aus der vierten Klasse | |
[5][fast dahin zu bringen]. Nur knapp scheiterte der Zweitligist am | |
Dienstag in der Relegation zur Bundesliga am TSV Heidenheim. | |
Für Werder interessant wurde Steffen durch seinen offensiven, attraktiven | |
Spielstil, aber vor allem aufgrund seiner Qualität, junge Spieler | |
weiterzuentwickeln. So brachte er noch in der dritten Liga dem damals von | |
Werder ausgeliehen Nachwuchsstürmer Nick Woltemade das Toreschießen bei. | |
Dass Werder es vor einem Jahr nicht gelang, das Eigengewächs Woltemade im | |
Klub zu halten, der dann ablösefrei nach Stuttgart wechselte, dort eine | |
furiose Saison spielte und nun im Kader der deutschen Nationalmannschaft | |
steht, wirkt noch nach. Der klare Auftrag an Steffen: Talente, wie die aus | |
der eigenen U19, die gerade in ihrer Altersklasse DFB-Pokalsieger wurde, | |
frühzeitig in den Profikader einbinden und ihnen eine Perspektive | |
aufzeigen. | |
Klingt logisch, bedeutet aber, dass die Geschäftsführung den gesamten Klub | |
und seine Anhänger auf diesem Weg mitzunehmen hat. Sonst muss am Ende | |
wieder ein Trainer als Sündenbock dafür herhalten, falls er mit dem Team | |
gegen den Abstieg spielen muss, und die Startplätze für die europäischen | |
Wettbewerbe in weiter Ferne bleiben. | |
2 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Werder-Bremen/!t5009054 | |
[2] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/2024/25/werner-verlaengert-vertra… | |
[3] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/2024/25/werner-freigestellt-27052… | |
[4] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/2024/25/pm-steffen-29052025/ | |
[5] /SV-Elversberg-Aufstieg/!6087644 | |
## AUTOREN | |
Ralf Lorenzen | |
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