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# taz.de -- Kommunikation zwischen Paaren: Liebe in Zeiten der Gesprächsblocka…
> Früher hieß es, man müsse miteinander schweigen können. Heute googelt
> man, wie man peinliches Schweigen beim Date vermeidet – eine kritische
> Analyse.
Bild: „Worte zerstören, wo sie nicht hingehören“, Daliah Lavi im Dezember…
Ich weiß nicht, warum, vielleicht wegen des jüngst stattgefundenen
[1][Eurovision Song Contests] und dem kulturpessimistischen Gedanken, dass
die Schlager früher irgendwie besser waren. Aber letztens kamen mir
unvermittelt Daliah Lavi und ihr Lied „Meine Art Liebe“ zu zeigen in den
Sinn. Darin lobt die Sängerin das Beziehungsschweigen.
Sie behauptet: „Worte zerstören, wo sie nicht hingehören.“ Glaubt man also
dem deutschen Schlager, dem Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist
Gold“ und der landläufigen Meinung, so hat das Schweigen einen besseren Ruf
[2][als das Gespräch]. Es gilt sogar die Annahme, dass dort, wo man
„zusammen schweigen“ könne, die Liebe am größten sei.
Beobachtet man aber Paare in Restaurants, die sie sich stumm gegenüber
sitzen, das Besteck streicheln und die Tischtuchfalten glätten, hat man den
Eindruck, [3][dieses Schweigen] ist nicht so angenehm wie behauptet. Ein
Gespräch zu zweit wäre doch irgendwie netter – aber ein Gespräch über was?
Vor allem im Urlaub ist das Paargespräch für viele mühsam. Man ist den
ganzen Tag zusammen – was soll man reden?
„Beziehung lebt durch Gespräch.“ So lautet das Credo vieler
Paartherapeuten. Damit ist nicht das allgemein gefürchtete
Beziehungsgespräch gemeint, sondern das einfache Miteinander-Reden über
„Gott und die Welt“.
Schon der berühmte Paartherapeut Friedrich Nietzsche sprach von der Ehe als
einem langen Gespräch. „Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage
vorlegen: glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins Alter hinein gut zu
unterhalten? Alles andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste
Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an.“
## Vermeidung der Gesprächsstockung
Googelt man das Wortpaar „Beziehung und Gespräch“, finden sich auf
verschiedenen Foren verzweifelte Hilferufe von Leuten, denen die
Gesprächsthemen in Beziehungen ausgehen. Die Verunsicherung ist groß. Ist
es das Ende, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat? Oder ist es normal?
Aber auch am eventuellen Anfang einer Beziehung, beim Dating, ist die Angst
vor versandenden Gesprächen und peinlichem Schweigen verbreitet. Deshalb
gibt es immer mehr Ratschläge und Hilfestellungen zur Vermeidung der
Gesprächsstockung.
Beim ersten Date ist es nämlich wichtig, dass man vom Small Talk zum Deep
Talk findet. Ratsuchenden werden die Themenkreise Familie, Urlaub, Reisen,
Hobbys vorgeschlagen.
Auch eine Liste verrückter Fragen soll helfen, das Datinggespräch in Gang
zu bringen. Was ist das Dümmste, das du jemals getan hast? Tattoo oder
Piercing? Berge oder Strand? Der Erfahrung nach kann das aber keinem
Gesprächsverunsicherten aus der Patsche helfen.
Andererseits: Vieles, was früher galt, gilt nicht mehr. Zum Beispiel die
Regel, dass man beim ersten Kennenlernen das Thema „Krankheiten“ vermeiden
sollte.
Heute können Selbstbeobachtungen über neurodivergente Eigenschaften und
zugehörige Therapien durchaus ein guter Gesprächsopener und Eisbrecher sein
und zum Bonding der Gesprächspartner beitragen. Für Ältere bleiben die
Themen Rücken, Alkoholunverträglichkeit und frühmorgendliches Erwachen.
28 May 2025
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## AUTOREN
Christiane Rösinger
## TAGS
Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin
Kommunikation
Liebespaare
Dating
Digital Natives
Kommunikation
wochentaz
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