# taz.de -- Antisemitismus in Berlin: Gewaltvoller und enthemmter | |
> Die Informationsstelle Rias spricht von einem neuen Ausmaß von | |
> Antisemitismus, von Angriffen auf Kinder. Kritik gibt es an der | |
> verwendeten Definition. | |
Bild: Kein Zweifel am Antisemitismus: Schmiererei an einer Gedenkstätte in Ber… | |
Berlin taz | Beschädigung von Schoah-Gedenkstätten, Bedrohungen, | |
körperliche Gewalt: Die Zahl antisemitischer Vorfälle hat sich in Berlin im | |
vergangenen Jahr verdoppelt. 2.521 von ihnen zählte die [1][Recherche- und | |
Informationsstelle Antisemitismus RIAS Berlin]. „Antisemitismus hat in | |
Berlin ein neues Ausmaß erreicht“, sagt Julia Kopp, Projektleiterin von | |
Rias Berlin, am Dienstag während der Vorstellung des Jahresberichts 2024. | |
Unter die Vorfälle fallen zwei lebensbedrohliche Angriffe. Auch wurden als | |
jüdisch oder israelisch wahrgenommene Menschen auf der Straße geschlagen, | |
getreten oder bespuckt. „Antisemitismus ist heute gewaltvoller und | |
enthemmter als früher“, sagt Julia Kopp. | |
Immer öfter seien sogar Bildungsorte betroffen: 2024 zählte Rias mehrere | |
körperliche Angriffe auf Schulkinder. „Viele von ihnen werden von ihren | |
Mitschülern pauschal für den Nahostkonflikt verantwortlich gemacht“, | |
erklärt Alexander Rasumny von der Beratungsstelle bei antisemitischer | |
Gewalt Ofek. | |
Mehr als 70 Prozent aller Vorfälle stehen laut Rias-Bericht im Zusammenhang | |
mit „israelbezogenem Antisemitismus“. Dabei geht es beispielsweise um | |
Vergleiche der humanitären Situation in Gaza mit dem Holocaust. Auch | |
Sticker mit Aufschriften wie „Destroy Zionism“ werden als antisemitisch | |
eingeordnet. | |
## Streit um Definition | |
„Die Unterscheidung zwischen einer politischen Haltung zur Situation in | |
Palästina und Israel sowie Antisemitismus ist nicht immer einfach“, sagt | |
Gil Shohat von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv der taz. Zur | |
Einordnung legte die Bundesregierung 2017 die sogenannte IHRA-Definition | |
als „handlungsleitend“ fest. Auch Rias Berlin wendet sie an. | |
„Oft wird die IHRA-Definition jedoch politisch genutzt, um grundsätzlich | |
Kritik an Israel zu delegitimieren“, sagt Gil Shohat. Anfang diesen Monats | |
[2][bekannte sich die Linkspartei deshalb zur Jerusalemer Erklärung zum | |
Antisemitismus (JDA)]. Shohat erklärt, die JDA lege die Grenzen des | |
Diskurses weiter aus. | |
Die meisten jüdischen Organisationen in Deutschland kritisierten die | |
Entscheidung der Linken. „Es ist bezeichnend, dass Nichtjuden hier die | |
Stimmen der gewählten jüdischen Vertreter ignorieren“, sagte Sigmount | |
Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am | |
Dienstag. | |
„Auch die JDA ist mehrheitlich von jüdischen und israelischen | |
Wissenschaftler*innen entwickelt worden“, entgegnet Gil Shohat. | |
Letztendlich sei den meisten Jüdinnen und Juden die Definition egal, sie | |
wollten einfach ein Leben in Sicherheit führen. | |
Die zuständige Senatorin Cansel Kiziltepe (SPD) zeigte sich von den Zahlen | |
erschüttert: „Uns muss alarmieren, wie sehr Jüdinnen und Juden in unserer | |
Stadt unter Druck stehen.“ | |
20 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Klarissa Krause | |
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