# taz.de -- Suche nach Glück: Kleine Äffchen und ihr Bedürfnis nach Selbstau… | |
> Was bringt dem Leben Erfüllung: Nacktbaden am FKK-Strand? Oder doch das | |
> Schreiben, auch wenn es unsere Kolumnistin manchmal unglücklich macht? | |
Bild: Kann auch glücklich machen: Eisessen mit einem Freund | |
A. und ich sitzen in meiner kleinen Küche und frühstücken. Es ist Sonntag | |
früh und in anderthalb Stunden muss er zum Zug. Wir haben feinsten Käse auf | |
dem Tisch, aber ich kann ihn nicht genießen. Meine Gedanken kreisen um eine | |
Reaktion auf die letzte Kolumne, [1][die mich traurig gemacht hat]. Hätte | |
ich es besser machen können? War es missverständlich? Fehlte was? Ich | |
grübele laut vor mich hin, aber komme zu keinem Ergebnis. | |
A. setzt zu einem Befreiungsversuch an. „Ich weiß, es wird dich jetzt | |
provozieren“, sagt er, während er eine fette Scheibe Rohmilchkäse | |
abschneidet. „Wir sind aber alle bloß kleine, flauschige Affenwesen, die | |
glücklich sein wollen.“ Ich beobachte, wie er genüsslich in den Käse beiß… | |
und denke, du blöder Hippie. | |
Ich sage: „Mich macht aber nicht Nacktbaden am FKK-Strand glücklich, so wie | |
dich, sondern Schreiben“ – auch wenn das natürlich nur die halbe Wahrheit | |
ist. Denn alles, was man sehr liebt, das [2][macht einen ja manchmal auch | |
sehr fertig]. | |
Das war eigentlich auch damals schon so, beim Gameboyspielen: „Zelda“, | |
„Super Mario“, „Kirby“… Es gibt da dieses Urlaubsfoto, da stehe ich m… | |
meinen Geschwistern vor dem Balkongeländer, hinter uns das glitzernde Meer. | |
Die drei sehen aus wie verbrannte Grillwürstchen, ich wie eine Tube Mayo, | |
weil ich in jenem Sommer lieber von Level zu Level gesprungen bin, als in | |
der Sonne herumzulungern. | |
Im Prinzip war ich also schon immer ein Workaholic, nur der Inhalt hat sich | |
über die Jahre verändert. Statt Superpilze und Feuerblumen sammele ich | |
jetzt schriftstellerische Fähigkeiten, Texte und Lob. Und genau deswegen | |
macht A. sich nun Sorgen um mich. Er glaubt nämlich, ich wolle mit meinen | |
Textchen berühmt werden und beute mich dafür aus. | |
„Wie wäre denn dein Leben so – als Star?“, fragt er. „Sicher super!“… | |
ich halb im Scherz, aber meine Monstera Monsti zeigt mit einer Luftwurzel | |
vielsagend Richtung Sonne. Meint sie damit jetzt Ikarus oder Vitamin D? | |
Kein Plan, und fragen kann ich sie leider nicht, weil sie gerade mal wieder | |
Schweigefasten macht. | |
## Anerkennung oder Selbstausdruck? | |
Also muss ich mit A. alleine weiterdiskutieren, ob es beim Schreiben jetzt | |
eher um den Wunsch nach Anerkennung oder um ein Bedürfnis nach | |
Selbstausdruck geht. „Anerkennung!“, ruft A. „Selbstausdruck!“, rufe ich | |
und so geht es in einem fort. | |
„Wir haben aber auch noch einen Körper“, sagt A., „und der will lachen u… | |
fühlen und sich bewegen.“ [3][Ich verdrehe die Augen] und denke darüber | |
nach, warum ich mir eigentlich immer Leute suche, die mich an die frische | |
Luft zerren wollen. Vielleicht ist es ein ausgelagerter | |
Selbsterhaltungstrieb, kommt mir in den Sinn. Egal. Denn jetzt müssen wir | |
wirklich los, wenn A. seinen Zug nicht verpassen will, und ich bringe ihn, | |
weil er das romantisch findet. | |
Wieder auf dem Heimweg kriegt ein verführerisches Stück Rasen mich dann | |
aber doch noch rum und ich lasse mir die Sonne auf den Scheitel scheinen. | |
Gut fühlt sich das an, aber auch ganz schön heiß. Ich überlege, was ich | |
nachher kochen könnte. Besser den frischen Spargel oder lieber die Pasta? | |
Eine Horde flauschige Äffchen springt vorüber, später treffe ich zufällig | |
auf einen Kollegen und wir gehen ein Eis essen. | |
Als ich wieder in meiner Wohnung bin und auf das schmutzige Geschirr vom | |
Frühstück blicke, habe ich das Gefühl, dass dieser Morgen in einer anderen | |
Realität stattgefunden hat. Schreiben heißt auch, das Geschriebene | |
loszulassen, denke ich und fühle mich leicht. | |
9 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anna Fastabend | |
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