| # taz.de -- Eishockey der Frauen: Weite Wege bis ins Endspiel | |
| > Der HK Budapest spielt im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen | |
| > Memmingen. Die Ungarinnen wollen sich in Deutschland sportlich | |
| > weiterentwickeln. | |
| Bild: Weitgereist: Adel Márton gastiert mit dem HK Budapest bei Rinja Harks EC… | |
| Berlin taz | Nur noch ein Sieg fehlt den Eishockeyspielerinnen des ECDC | |
| Memmingen vor dem dritten Spiel in der Playoff-Finalserie gegen den HK | |
| Budapest am Samstag in der heimischen Eissporthalle am Hühnerberg zur | |
| dritten Meisterschaft in Folge in der [1][Deutschen Frauen Eishockey Liga] | |
| (DFEL). Sollten die Ungarinnen den 0:2 Serienrückstand in der | |
| Best-of-five-Serie wider Erwarten noch drehen, wären sie der erste | |
| ausländische deutsche Meister in der DFEL. Überhaupt ist der HK Budapest | |
| nach den Amsterdam Tigers erst der zweite ausländische Verein, der in der | |
| DFEL an den Start geht. | |
| Angesichts der geografischen Außenlage ist der Finaleinzug für die | |
| Budapesterinnen bereits ein Erfolg. „Die Auswärtsfahrten bringen uns an die | |
| Grenze unserer finanziellen Möglichkeiten“, sagt Geschäftsführerin Laura | |
| Márton. Auch Stürmerin Réka Dabasi sieht die großen Entfernungen bei | |
| Auswärtsspielen als Wettbewerbsnachteil. „Die langen Fahrten rauben uns | |
| sehr viel Energie“, sagt die ungarische Nationalspielerin. Anders als der | |
| ECDC Memmingen, der in den Playoffs zu den Auswärtsspielen nach Budapest | |
| geflogen ist, fahren die Budapesterinnen immer mit dem Bus. Dabei müssen | |
| sie Distanzen von bis zu 1.000 Kilometern pro Strecke zurücklegen. | |
| Dennoch bereut der Verein die Teilnahme an der deutschen Liga nicht und | |
| plant auch in der kommenden Spielzeit in der DFEL anzutreten. Bis zur | |
| vergangenen Saison spielte der Verein in einer multinationalen Liga, der | |
| European Women’s Hockey League (EWHL). Darin versammeln sich Mannschaften | |
| aus Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Polen, Italien und | |
| Kasachstan. Nach fünf Meisterschaften hintereinander und einer | |
| Vizemeisterschaft suchten die Verantwortlichen eine neue Herausforderung. | |
| „In der EWHL haben wir teilweise Hauptrunden ohne Punktverlust gespielt, in | |
| der DFEL ist der Wettbewerb hingegen viel ausgeglichener und wir müssen | |
| immer 60 Minuten lang voll konzentriert bleiben, um unsere Spiele zu | |
| gewinnen“, sagt Spielerin Debasi. | |
| Insbesondere die im Vergleich zur EWHL physischere Spielweise in der | |
| deutschen Liga [2][mit mehr Körperkontakt] hat den Spielerinnen zu | |
| Saisonbeginn zu schaffen gemacht. Auch an das höhere Tempo musste sich die | |
| Mannschaft erst gewöhnen. Dennoch gelang es dem HK Budapest, die Hauptrunde | |
| auf Platz 2 zu beenden und die Playoff-Halbfinalserie gegen die Eisbären | |
| Berlin mit 3:0 zu gewinnen. „Es ist uns gelungen, unser Spielniveau in | |
| dieser Saison deutlich zu verbessern“, freut sich die Budapester | |
| Geschäftsführerin Márton. | |
| ## Broterwerb neben dem Sport | |
| [3][Wie auch in Deutschland ist die finanzielle Situation der | |
| Eishockeyspielerinnen] in Ungarn sehr prekär. Um die erforderliche Leistung | |
| zu bringen, müssen die Spielerinnen täglich trainieren und ihr Leben | |
| komplett auf den Sport ausrichten. Aufgrund der historisch gewachsenen | |
| Genderungleichheit im Leistungssport können Erstligaspielerinnen, anders | |
| als ihre männlichen Kollegen, nicht von ihrem Sport leben. Sie müssen einer | |
| Lohnarbeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. „Die | |
| Anforderungen des Leistungssports mit denen des Alltags und der | |
| finanziellen Absicherung auszubalancieren, ist sehr schwierig“, sagt Réka | |
| Dabasi. Dabei hat sie noch Glück. Sie ist in der Social-Media-Abteilung des | |
| HK Budapest angestellt und kann so ihren Broterwerb gut mit dem Ligaalltag | |
| koordinieren. Die meisten ihrer Mitspielerinnen hätten diese Möglichkeit | |
| jedoch nicht. | |
| Für die Zukunft wünscht sich Dabasi daher ein duales Karriereprogramm, das | |
| vom ungarischen Eishockeyverband, den Vereinen sowie Sponsoren getragen | |
| wird. Dieses Programm soll es Spielerinnen ermöglichen, sich während ihrer | |
| aktiven Karriere voll auf den Sport zu konzentrieren. Ein derartiges | |
| Konstrukt soll dabei helfen, den Übergang vom Leistungssport zum | |
| Berufsalltag nach Karriereende zu erleichtern. | |
| Insgesamt sieht Dabasi das Fraueneishockey in Ungarn auf einem guten Weg. | |
| Das lässt sich auch an Erfolgen der Nationalmannschaft ablesen. So gelang | |
| es der Nationalmannschaft im vergangenen Jahr erstmals, in die als | |
| Top-Division bezeichnete erste Liga der Weltmeisterschaft aufzusteigen. | |
| Anders als zum Beispiel im Fußball, wo es Qualifikationszyklen gibt, sind | |
| die Nationalmannschaften im Eishockey in einem Ligasystem mit Auf- und | |
| Abstieg organisiert. Beihane hätten es die Ungarn sogar zu Olympia | |
| geschafft. Im entscheidenden Spiel der Qualifikation im Februar mussten | |
| sich die Ungarinnen dem deutschen Team knapp mit 1:2 geschlagen geben. | |
| Auch im Nachwuchsbereich tut sich in Budapest etwas. 2021 hat der HK | |
| Budapest ein Team an der Jugendakademie Budapest Jégkorong Akadémia (BJA) | |
| mitgegründet, wo Spielerinnen im Alter von 14 bis 18 Jahren ausgebildet | |
| werden. Die Mannschaft der BJA spielt in der EWHL. So haben die | |
| Spielerinnen die Möglichkeit, Spielpraxis gegen deutlich ältere | |
| Gegenspielerinnen zu sammeln. Der Sprung in die erste Mannschaft des HK | |
| Budapest ist dann nicht mehr so groß. Die Erfolge der Akademiearbeit wurden | |
| bei der diesjährigen U18-WM sichtbar, bei der Ungarn erstmals der Aufstieg | |
| in die Top-Division gelang. | |
| 22 Mar 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Mühl | |
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