# taz.de -- Bürgergeld und solidarischer Sozialstaat: Keine Angst vor Schulden! | |
> Schulden sind nicht nur volkswirtschaftlich sinnvoll, sondern auch nötig, | |
> um unsere solidarische Gesellschaft zu erhalten. Unser Autor erklärt | |
> warum. | |
Wer bietet mehr? Die CDU/CSU plant Entlastungen im Wert von 89 Milliarden | |
Euro und die FDP sogar 138 Milliarden Euro. Kürzungen beim Bürgergeld | |
sollen das mitfinanzieren. | |
Die Vorstellung, dass das funktionieren kann, beruht auf | |
wirtschaftstheoretischen Annahmen, die längst überholt sind. Denn die | |
Logik, dass man irgendwo sparen muss, wenn man anderswo mehr ausgeben | |
möchte, gilt nicht für Staaten. Makroökonomisch ist es so: Wer beim | |
Bürgergeld kürzt, der kürzt am Ende bei den Unternehmen. Denn wenn die | |
Bürgergeldempfänger weniger Geld zum Ausgeben zur Verfügung haben, | |
schrumpft der Umsatz der Unternehmen genau um die Höhe der Kürzung. | |
Unternehmen haben drei Möglichkeiten, dem zu begegnen: die Löhne zu kürzen, | |
Arbeitnehmer zu entlassen oder anderweitig Kosten einzusparen. Für große, | |
effiziente Unternehmen fällt Letzteres weg, die Alternativen sind indes | |
verheerend. Fragen die Arbeitnehmer wegen ihres geringeren Gehalts zum | |
Beispiel weniger nach, senken sie damit weiter den Umsatz der Unternehmen. | |
Die Wirtschaft droht in eine Abwärtsspirale zu geraten. | |
## Es bleibt nichts anderes übrig, als Schulden zu machen | |
Wird ein Unternehmen seine Produkte wegen fehlender Nachfrage nun nicht | |
los, dann wird es auch keine Investitionen tätigen. Bleibt nur noch der | |
Staat, um diese Nachfragelücke auszugleichen. Doch wenn der Staat mehr | |
ausgeben möchte, bleibt ihm nichts anderes übrig, als Schulden zu machen. | |
Bis heute besteht dabei die unsinnige Ansicht, Schulden seien schädlich und | |
würden zu Steuererhöhungen führen. | |
Nehmen wir Japan, ein Land mit ähnlicher Wirtschaftsstärke wie Deutschland, | |
das eine deutlich geringere Abgaben- und Steuerquote als wir hat. Kritiker | |
werden einwenden, dass dafür die Staatsverschuldung von Japan auch rund | |
viermal so hoch ist wie die von Deutschland. Dennoch hat Japan kein | |
Bonitätsproblem. Und wenn die Wirtschaft wieder wächst, verringern sich | |
auch die Staatsschulden. | |
Gerade in Deutschland wird aber bis heute oft die Neoklassik unterrichtet, | |
eine in vielen Teilen widerlegte Wirtschaftstheorie, die Schulden ganz | |
schlimm findet. Die meisten Menschen setzen sich mit diesen Themen leider | |
nicht auseinander, obgleich die Frage der Staatsschulden für | |
Wirtschaftswachstum und Wohlstand zentral ist. | |
Zurück zum Bürgergeld: Anders als viele denken, ist das Bürgergeld ein | |
Nachfragestabilisator, der dafür sorgt, dass die Nachfrage eines | |
Arbeitslosen nicht komplett wegbricht. Das Bürgergeld ist zudem ein | |
wesentlicher Bestandteil unseres solidarischen Sozialstaats. Und wenn wir | |
nicht möchten, dass die Gesellschaft bei uns auseinanderbricht, dann | |
sollten wir dafür kämpfen, ihn zu erhalten. Das ergibt eben auch ökonomisch | |
Sinn. | |
25 Feb 2025 | |
## AUTOREN | |
Federico Svezia | |
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